Snapchat Snap-Chef Spiegel muss beweisen, dass er 638 Millionen Dollar wert ist

Für das neue Design seiner App wurde Snap scharf kritisiert. Quelle: dpa

638 Millionen Dollar verdiente Evan Spiegel 2017. Nach dem Tweet eines Promis und der Talfahrt der Aktie kann er beweisen, dass er sein Geld wert ist.

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An den November des vergangenen Jahres dürfte sich Evan Spiegel nur ungern zurück erinnern: Nach einem enttäuschenden Quartalsbericht verlor die Aktie seiner Firma Snap binnen 48 Stunden mehr als 18 Prozent an Wert und der junge CEO damit rund eine halbe Milliarde Dollar an Vermögen. Doch diesen Verlust wird Spiegel verkraften können.

Am Donnerstag wurde bekannt, dass der Mitgründer der Foto-App Snapchat im Zuge des Börsengangs für 2017 eine Gesamtvergütung von knapp 638 Millionen Dollar erhalten hat. Das ist mehr als doppelt so viel, als die Chefs der zehn größten amerikanischen Technologiekonzerne 2016 erhielten und laut Reuters die dritthöchste Jahresvergütung für einen CEO, die bislang überhaupt gezahlt wurde.

Mehr Geld bekam demnach nur der Hedgefonds-Manager Daniel Och. 2007 erhielt er 919 Millionen Dollar, ein Jahr später waren es sogar 1,19 Milliarden. Spiegels offizielles Jahresgehalt lag 2017 bei gerade einmal 98.000 Dollar, der Rest der Summe bestand aus aktienbasierten Bezügen, die er in mehreren Schritten bis 2020 erhalten soll. Hinzukommen rund 1,08 Millionen Dollar an Firmenvergünstigungen einschließlich Anwaltskosten und 561.892 Dollar für persönliche Sicherheitsdienste.

„Vermutlich ist das der größte Wert, den wir seit zehn Jahren gesehen haben”, sagte Dan Marcec vom Datenanalyst Equilar über Spiegels Jahresbezüge. Mit Snaps Performance im vergangenen Jahr ist der Betrag allerdings kaum zu erklären.

Zwar konnte Snap seine Umsätze in den vergangenen drei Quartalen steigern. Doch das Unternehmen steckt weiterhin tief in den roten Zahlen mit einem Verlust von zuletzt rund 350 Millionen Dollar. Die Aktie fiel nach ihrem Börsenstart im März 2017 bis zum Juli deutlich unter den Ausgabewert von 17 Dollar und kam erst Anfang Februar wieder aus diesem Tal heraus.

Snap steht seit längerem unter Druck. Dem Unternehmen macht vor allem die starke Konkurrenz der Facebook-App Instagram zu schaffen, die auf ähnliche Funktionen wie Snapchat setzt und deutlich mehr Nutzer hat. Zudem haben wichtige Mitarbeiter in den Bereichen Produkt, Technik und Vertrieb das Unternehmen verlassen.

Trotz der Enttäuschungen im vergangenen Jahr bekommt Spiegel nun also schrittweise mehr als eine halbe Milliarde Dollar. Hohe Vergütungen in Form von Aktienpaketen sind nicht ungewöhnlich im Zuge eines Börsengangs. Mit der schrittweisen Übertragung von Firmenanteilen versuchen Unternehmen, ihre wichtigsten Mitarbeiter weiter an sich zu binden – mit dem Ziel, dass sie das Geschäft auch in Zukunft erfolgreich vorantreiben.

Am Donnerstag machte die Snap-Aktie allerdings einen Satz nach hinten. Nach einem Tweet des Reality-TV-Sternchens Kylie Jenner rutschte der Kurs zeitweise um rund acht Prozent ab und vernichtete 1,7 Milliarden Dollar an Börsenwert.

Zuvor hatte die Halbschwester von Fernsehstar Kim Kardashian auf Twitter ihre 24,5 Millionen Nutzer gefragt, ob sie die einzige sei, die Snapchat nicht mehr öffne. Es war ein Hieb auf das neue Design der App, über das sich viele Nutzer beschwert hatten. Analysten der Citigroup rieten gar dazu, die Aktie wegen des Ärgers um die Neugestaltung zu verkaufen.

Evan Spiegel kann also gleich am Freitag (wieder) beweisen, dass er sein Geld wert ist – indem er den Kritikern den Wind aus den Segeln nimmt.

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