Softbank kauft Boston Dynamics Masayoshi Son erfüllt sich seinen Roboter-Traum

Die Roboter-Ära bei Google neigt sich dem Ende. Die Konzernmutter Alphabet verkauft Boston Dynamics an den japanischen Internetinvestor Softbank. Dessen Gründer Masayoshi Son hat mit den Robotern große Pläne.

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Der US-Roboterpionier wird vom japanischen Softbank-Konzern übernommen. Quelle: Reuters

Tokio Der japanische Technikinvestor und Mobilnetzkonzern Softbank sorgt für eine Sensation in der Roboterindustrie. Am Freitag kündigte das Unternehmen an, für eine nicht näher genannte Summe der Google-Mutter Alphabet eine der bekanntesten Roboterschmieden der Welt abzukaufen: Boston Dynamics, dessen vierbeinige maschinelle Lastesel Youtube-Hits sind. Teil des Pakets ist außerdem Schaft, ein japanischer Experte für zweibeinige Roboter, den sich Google ebenfalls 2013 einverleibt hatte.

Mit dem Deal geht in der Robotik die Ära Google zu Ende, während die Epoche Softbank beginnt. Roboter waren eine der „Moon Shot“-Technologien, mit denen Google wirtschaftlich neue Welten jenseits von Internetwerbung und Datendiensten erschließen wollte. Doch bald schon bemerkten die Software-Experten, dass mit Robotern, also Hardware, auf längere Sicht kein großes Geld zu machen ist.

Alphabet konzentrierte sich stattdessen auf die Entwicklung künstlicher Intelligenz, die jetzt schon lukrative Geschäfte ermöglicht. Ein Beispiel ist der smarte Lautsprecher Google Home, über den Kunden aus dem Wohnzimmer Kontakt zu Googles Diensten im Internet aufnehmen können. Boston Dynamics hingegen wurde seit Jahren auf dem Markt feilgeboten.

Es gab durchaus Interessenten: So wurde kurzzeitig der japanische Autobauer Toyota als Käufer gehandelt, der selbst massiv in Roboter und die Entwicklung künstlicher Intelligenz investiert. Doch letztlich machte Softbank das Rennen. Und in gewisser Weise wirkt der Deal fast zwangsläufig.

Softbank-Gründer Masayoshi Son hegte schon immer große Pläne. Seit der Firmengründung in den 1980er-Jahren baute er seine Softwarehandlung zielstrebig zu einem globalen Internetimperium aus, das Mobilnetze in Japan und den USA sowie reihenweise Finanzbeteiligungen an Internetfirmen besitzt. Sein größter Coup war die frühe Wette auf Chinas Online-Riese Alibaba, der 2014 den größten Börsengang der Welt feierte.

Doch auf seine alten Tage hat Son entschieden, sich einen Kindheitstraum zu verwirklichen: Er, der als kleiner Junge davon geträumt hat, Roboter zu bauen, will Softbank zu einem führenden Anbieter von intelligenten Maschinen und Systemen machen. „In 30 Jahren werden smarte Roboter ein Kerngeschäft Softbanks sein“, versprach Son, als er 2015 Softbanks ersten Roboter Pepper in Tokio vorstellte.

Intern und unbemerkt von der Öffentlichkeit begann Softbanks neue Epoche Ende 2011. Son beschloss, dass Softbank als erster Konzern Partnerroboter in Großserie produzieren solle. 2012 kaufte er sich daher den französischen Roboterhersteller Aldebaran. Nur drei Jahre später stand der Plapperbot Pepper auf der Bühne, und mit ihm ein Geschäftsmodell.

Produktionspartner wurde Foxconn aus Taiwan, der selbst Roboter entwickelt. Alibaba will sich im Vertrieb engagieren, wenn Pepper irgendwann einmal global verkauft werden soll. Peppers Erfolg ist zwar umstritten. Häufig steht er bisher weitgehend arbeitslos in japanischen Läden herum. Doch immerhin konnte Softbank pro Monat 1000 Stück produzieren und verkaufen.


Softbank dreht das große Rad

Son arbeitet derweil mit Hochdruck und hohem finanziellen Einsatz an der weiteren Verwirklichung seines Traumes. 2016 kaufte er für 31 Milliarden US-Dollar den britischen Chipdesigner ARM, in dem er das Hirn für die Chips der Zukunft sieht. „ARM wird überall sein im Internet der Dinge“, sagte Son damals.

Dieses Jahr legte er nun den größten Technologiefonds der Welt auf, um in vielversprechende neue Technik und Dienste zu investieren. Fast 100 Milliarden US-Dollar hat er schon von Investoren eingeworben, die auf Sons Anlagegeschick wetten. Der größte Partner ist der saudische Public Investment Fund, der Sons Kriegskasse mit 45 Milliarden Dollar füllte. Doch auch Partner Foxconn und Apple sind mit von der Partie.

Ob Son den Kauf von Boston Dynamics über seinen Fonds oder aus der Konzernkasse finanziert, ist unbekannt. Der Konzern stellte am Freitag lediglich klar, dass der Deal sich in Softbanks Investitionen in „paradigmen-verändernde Technologien“ und die Vision, eine „neue Welle smarter Robotik“ auszulösen, einreihe.

„Smarte Robotik wird ein wichtiger Motor bei der nächsten Stufe der Informationsrevolution sein“, erklärte Son seinen neuesten Kaufimpuls. Und Boston Dynamics sieht er dabei „ganz klar als technologische Führer fortgeschrittener dynamischer Robotik“. Für die Intelligenz will Softbank natürlich auch selber sorgen. Ein Entwicklungspartner im automobilen Bereich ist der japanische Autohersteller Honda.

Mit Freude dürfte in Japan zudem aufgenommen werden, dass Son mit Schaft das Aushängeschild japanischer Robotik heim ins Roboterreich Japan holt. Denn der Stachel sitzt tief, dass sich ausgerechnet Google das vielversprechende Start-up des berühmten JSK Robotics Labors der Universität Tokio unter den Nagel riss.

Immerhin gewann Schafts zweibeiniger Roboter 2013 sensationell die legendäre Darpa Robot Challenge, den herausforderndsten Roboterwettbewerb der Forschungsprojektbehörde des US-Militärs. Aber da trug er schon Googles Trikot.

Deals wie dieser verstärkten den Eindruck, dass Japan wieder einmal eine technische Führung verspielt. Das Beratungsunternehmens Frost & Sullivan beispielsweise urteilte erst dieses Jahr, dass sich die Dominanz in Entwicklung und Anwendung von Automaten und smarten Systemen „vom frühen Epizentrum Japan auf die USA verschoben hat.“

Zwar ist durchaus diskutabel, ob Sons Begeisterung für Hardware, also die Roboter an sich, wirklich der bessere Weg zur wirtschaftlichen Vormachtstellung im kommenden Zeitalter ist als Alphabets Fokus auf Software. Aber Investor Son bringt Japans Roboterentwicklern wenigstens die Hoffnung zurück, mit den USA und dem neuen Herausforderer China mithalten zu können.

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