Sorgenkind der Telekom Der Strategieschwenk bei T-Systems war überfällig

Bei der Telekom-Geschäftskundensparte T-Systems sollen zahlreiche Stellen wegfallen. Quelle: dpa

Seit Jahresanfang ist Adel Al-Saleh Chef der kriselnden Telekom-Sparte T-Systems. Jetzt macht er ernst mit seinem Sanierungskurs und verzichtet auf Verträge im margenschwachen Support-Geschäft – ein Schritt, den Konkurrenten wie IBM längst vollzogen haben.

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Noch bevor Adel Al-Saleh seinen Job als Chef der angeschlagenen Telekom-Sparte T-Systems im Januar 2018 angetreten hat, eilte ihm der Ruf als Anpacker und Sanierer voraus. Der Telekom-Vorstand um Tim Höttges erhoffte sich von dem 54-jährigen Amerikaner einen „frischen, ungetrübten Blick“ auf die IT- und Großkundensparte T-Systems, die seit Jahren das größte Sorgenkind im Telekom-Konzern ist. Mehr noch: Insider rechneten bereits damals damit, dass Al-Saleh keinen Stein auf dem anderen lässt.

Heute, nur etwas mehr als ein halbes Jahr später, zeigt sich: Al-Saleh exekutiert genau nach Plan, um Umsatz und Rendite von T-Systems wieder zu steigern. So beteiligt sich die Telekom-Tochter nicht an der Neuausschreibung eines Großprojekts zur Betreuung der PC-Arbeitsplätze beim Energieversorger RWE/Innogy, wie die „WirtschaftsWoche“ am Wochenende exklusiv berichtete. Dabei hatte T-Systems die Wartung von 40.000 PC-Arbeitsplätzen bei RWE im Jahre 2013 übernommen.

Grund für den freiwilligen Rückzug: Im Markt solcher standardisierter IT-Dienstleistungen herrscht ein enormer Konkurrenzkampf zwischen kleineren Spezial-Anbietern wie etwa Bechtle auf der einen Seite und großen ausländischen Outsourcing-Konzernen wie etwa TCS, Infosys oder Wipro auf der anderen Seite – mit entsprechendem Druck auf Preise und Margen. Aus diesem Grund verabschiedet sich Al-Saleh nun von solchen unprofitablen Geschäften.

Der T-Systems-Chef vollzieht damit einen notwendigen Strategieschwenk, den andere große IT-Dienstleister längst vorexerziert haben. Der amerikanische IT-Konzern IBM beispielsweise feilt seit Jahren an seinem IT-Dienstleistungsportfolio und hat sich kontinuierlich vor allem der margenschwachen Geschäftsbereiche im Hardware- und Software-Support entledigt.
Im März dieses Jahres etwa verkaufte IBM Teile seiner Service-Sparte mit mehreren hundert Beschäftigten an den IT-Dienstleister Bechtle, wie die „WirtschaftsWoche“ seinerzeit vermeldete. Zuvor hatten die Amerikaner bereits im Jahr 2016 Teile einer hiesigen Support-Tochter mit 650 Beschäftigten an das Zeitunternehmen Adecco verkauft.

Auch beim zweiten Teil des Sanierungs-Dreiklangs von T-Systems, der da lautet – Spalten, sanieren, durchstarten – ist Al-Saleh schon vorgeprescht: Erst Ende Juni sickerte durch, dass die Telekom- Großkundentochter in den kommenden drei Jahren insgesamt 10.000 Arbeitsplätze abbauen will – 6000 davon in Deutschland. Pro Jahr sollen rund 2000 Jobs wegfallen, das Sparprogramm soll noch 2018 losgehen.

Der schwierigste Teil des Sanierungsplans steht Al-Saleh freilich noch bevor: Er muss T-Systems von seinen alten Wurzeln trennen. Das gilt vor allem für das notleidende Geschäft rund um das klassische Outsourcing von Rechenzentren, das ebenfalls unter starkem Konkurrenzkampf und Margenverfall leidet. Bis der T-Systems-Chef einen Käufer oder – übergangsweise – einen Partner für ein Gemeinschaftsunternehmen zu finden, dürfte noch Zeit ins Land gehen.
Auch hier gibt es bereits prominente Vorbilder im deutschen Markt: Siemens suchte jahrelang vergeblich einen Käufer für seine defizitäre IT-Tochter SIS. Zuvor hatte der Elektro- und Industriegigant den Bereich erst in ein eigenständiges Unternehmen ausgegliedert und später wie rückintegriert. Ende 2010 fand Siemens schließlich mit dem französischen IT-Dienstleister Atos einen Käufer – ein Unternehmen, das Kenner der IT-Szene auch heute als erste Adresse betrachten, wenn es um einen möglichen Partner für T-Systems geht.

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