„South by Southwest“ Technik mit Gefühl

Auf der „South by Southwest“ in Texas geht es um große Träume und spezielle Problemlösungen. Das „Woodstock der Technologie“ dreht sich in diesem Jahr um die Frage: Wie kommen Menschen und Maschinen miteinander aus?

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Bei dem Festival in Austin geht es um Technik, Politik, Film – und Musik. Quelle: Getty Images for SXSW

Austin Eigentlich ist ja die Westküste Amerikas für die Zukunft der Welt zuständig, vor allem die Region in Kalifornien rund um San Francisco und San Jose. Dort treten reihenweise Unternehmen mit dem Anspruch an, alte Branchen umzukrempeln. Dort entstehen Projekte, Autos das Fliegen beizubringen, Touristen zum Mond zu schießen, den Mars zu erobern und das menschliche Leben auf 1000 Jahre zu verlängern.

Aber einmal im Jahr schaut die Zukunft für ein paar Tage im Landesinneren vorbei, in Austin im Bundesstaat Texas. Die Stadt ist bekannt für ihre Kultur, ihre modernen Unternehmen und ihre coolen Einwohner, die so gar nicht dem Klischee des konservativen Texaners entsprechen. Dort ist man eher links als republikanisch und betreibt eher Start-ups als Öl-Konzerne.

Die Konferenz „South by Southwest“ mit dem Kürzel SXSW, die an diesem Freitag in Austin startet, ist ursprünglich aus einem Konzertfestival entstanden, und Musik spielt dort ebenso wie Filme immer noch eine große Rolle. Aber längst geht es auch um die sonst für die Westküste typische Mischung aus Visionen und hartem Geschäft.

Von Medien über Medizintechnik bis zu Finanzdienstleistern sind zahlreiche Branchen vertreten. In manchen Workshops geht es um neue technische Lösungen, in anderen um Kreativität oder den Aufbau Beziehungen. Dazu kommen Auftritte prominenter Besuche, in diesem Jahr hat sich Ex-Vize-Präsident Joe Biden angesagt.

Ein Thema jenseits von Weltraum-Fantasien und ähnlichen Visionen zieht sich durch das gesamte Veranstaltungsprogramm: die Beziehungen zwischen Mensch und Maschine. Wie menschlich können Maschinen werden? Wie arbeiten Mensch und Maschine zusammen? Machen sie sich Konkurrenz oder werden sie durch Kooperation nur noch stärker? Alle diese Fragen haben auch eine politische Komponente vor dem Hintergrund der drängenden Frage, wie sich langfristig ein breites Spektrum an Arbeitsplätzen erhalten lässt.


Technik, Politik, Entertainment

So spricht Kate Black von der Firma 23andMe, bei der man private Gentests bestellen kann, über die Vertraulichkeit medizinischer Daten. Yu-Kai Chou von der Octalysis Group beschäftigt sich mit der Frage, wie Unternehmen bei ihrer Kundenbetreuung spielerische Elemente einsetzen können. Bei einer weiteren Veranstaltung steht der leichte Zugang zur Technik im Vordergrund, zum Beispiel für Behinderte.

Und so geht es weiter. Kriegs-Veteranen zeigen, wie bei Prothesen Mensch und Maschine zusammen arbeiten. Ken Tabor von der Firma Sabre, die Software für Flugreservierungen liefert, versucht Programmierern beizubringen, wie sie mit Designern reden können. Experten aus der Gesundheitsbranche machen sich Gedanken, wie man mit technischen Mitteln Leute dazu bringen kann, ihre Medikamente tatsächlich einzunehmen. Sophie Kleber von der Firma Huge, die Digital-Strategien für Marken-Unternehmen anbietet, hat sich ein besonders ehrgeiziges Ziel gesetzt: die künstliche Intelligenz emotionaler zu machen.

Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Dabei spielen fast immer drei Fragen eine wichtige Rolle: Wie komme ich mit Technik zurecht? Was kann sie mir nützen? Wie kann man erreichen, dass sich Technik nicht zu technisch anfühlt? Diese Herausforderungen sind in fast allen Branchen zu spüren. Neben Technik und Entertainment ist aber auch die Politik präsent. Etwa die Themen „Gleichstellung“ und „Vielfalt“. Die Konferenz selbst bietet dabei ein gutes Bild: Sehr viele Themen werden von Frauen präsentiert.

Dass die SXSW keine konservative Veranstaltung ist, zeigt sich auch bei einem Treffen, wo es um politische Strategien zur Legalisierung von Marihuana geht. Vielleicht ein weiterer Beitrag zur Stärkung der visionären Kreativität.

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