Sparkurs bei SAP Warum SAP 3000 Stellen streicht

Der Softwarehersteller SAP will in Deutschland 200 Stellen abbauen. Quelle: dpa

Der angekündigte Stellenabbau bei SAP wirkt sich auch auf die deutschen Arbeitnehmer aus. Zusätzliche Kosteneinsparungen sollen sich aus dem Verkauf einer Beteiligung ergeben.

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Nach einem Gewinnrückgang baut SAP erstmals seit vier Jahren wieder Arbeitsplätze ab. Europas größtes Softwarehaus kündigte die Streichung von 3000 Stellen an, gut 200 davon in Deutschland, und reihte sich damit in die Riege von Technologiekonzernen ein, die auf die Kostenbremse treten. Der Stellenabbau betreffe rund 2,5 Prozent der Belegschaft und sei Teil einer Konzentration auf das Kerngeschäft, sagte Konzernchef Christian Klein am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz am Firmensitz im baden-württembergischen Walldorf. Außerdem will SAP seine milliardenschwere Mehrheitsbeteiligung an der Datenanalyse-Firma Qualtrics verkaufen, bei der der Konzern erst 2018 eingestiegen war.

Die Kosten für den Stellenabbau taxierte SAP-Finanzchef Luka Mucic auf 250 bis 300 Millionen Euro. Die Einsparungen lägen ab 2024 voraussichtlich bei 300 bis 350 Millionen Euro. Anders als 2019 konzentriere sich der Stellenabbau diesmal auf ausgewählte Geschäftsbereiche, betonte Mucic, ohne weitere Details zu nennen. Daher gebe es auch keine Vorruhestandsangebote.

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von Theresa Rauffmann

Die Einsparungen erlaubten SAP, verstärkt in Kernbereiche, vor allem Geschäfte um das Hauptsoftware S4/Hana zur Unternehmenssteuerung, zu investieren, fügte Firmenchef Klein hinzu. „Wir müssen über 2023 hinausschauen.“ So gehe beispielsweise der Inflationsdruck auch an SAP nicht spurlos vorbei. Kritik an seinem Sparkurs erntete er von Mitarbeiter-Vertretern. „Wir haben einen extrem hohen Anteil an hochtalentierten und motivierten Mitarbeitenden“, sagte Andreas Hahn, Vorsitzender des europäischen Betriebsrats dem „Handelsblatt“. „Bei einem trotz widrigster Umstände so guten Ergebnis einen Personalabbau durchzuführen, halte ich für grundlegend falsch.“

Schwäche bei Sapphire Ventures verhagelt Bilanz

Belastet vom Rückzug aus Russland und höheren Ausgaben für Forschung und Entwicklung fiel das Betriebsergebnis 2022 währungsbereinigt um sieben Prozent auf 8,03 Milliarden Euro, wie SAP weiter mitteilte. Der Netto-Gewinn brach sogar um 39 Prozent auf 4,08 Euro je Aktie ein. Hier habe das schwächere Finanzergebnis der Wagniskapital-Sparte Sapphire Ventures zusätzlich belastet. Das zukunftsträchtige Cloud-Geschäft wuchs dagegen erneut kräftig. Hier stiegen die Umsätze 2022 währungsbereinigt um 24 Prozent auf 12,56 Milliarden Euro. Der Konzernumsatz stieg um fünf Prozent auf 30,87 Milliarden Euro.



Für das laufende Jahr stellte Klein einen währungsbereinigten Anstieg der Cloud-Umsätze um 22 bis 25 Prozent auf 15,3 bis 15,7 Milliarden Euro in Aussicht. Beim operativen Gewinn des Konzerns sei ein Plus von zehn bis 13 Prozent auf 8,8 bis 9,1 Milliarden Euro zu erwarten. „Wir sind zu Beginn des Jahres 2023 sehr zuversichtlich, dass wir unser Versprechen, ein beschleunigtes Umsatzwachstum und ein zweistelliges Wachstum beim Betriebsergebnis zu erreichen, einhalten werden“, sagte Klein. Der Anteil der besser planbaren Umsätze werde auf 83 Prozent steigen. Im abgelaufenen Jahr war er um vier Prozentpunkte auf 79 Prozent gewachsen.

Bei den Geschäftszahlen und dem Ausblick überwögen die Enttäuschungen, monierte Analyst Charles Brennan. Er verwies darauf, dass die Gewinnziele trotz der Einsparungen unverändert seien. Die Aktien des Walldorfer Konzerns rutschten mit einem Minus von vier Prozent ans Ende des Leitindex Dax.

Beteiligung Qualtrics ins Schaufenster gestellt

SAP will sich gut vier Jahre nach der Übernahme wieder von der Datenanalyse-Firma Qualtrics trennen. Angestrebt werde ein Verkauf der kompletten Beteiligung von derzeit etwa 71 Prozent, sagte Finanzchef Mucic. Allerdings befinde sich der Prozess noch in einem sehr frühen Stadium. Der Walldorfer Konzern hatte das US-Unternehmen 2018 für acht Milliarden Dollar erworben und 2021 an die Börse gebracht. Der Börsenwert war bis auf einen Rekordwert von fast 34 Milliarden Dollar gestiegen, bevor er im Sog der Talfahrt der Technologiewerte wieder bis auf sieben Milliarden schrumpfte. „Wir sehen gutes Interesse und sind zuversichtlich, einen guten Preis zu erzielen“, sagte Klein. Die Entscheidung für einen Verkauf sei erst jetzt gefallen, weil die Verzahnung der Software des Datenanalyse-Spezialisten mit den SAP-Produkten zuvor noch nicht abgeschlossen gewesen sei. SAP wolle an der Partnerschaft mit Qualtrics festhalten.

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Die Aktien der US-Firma stiegen vorbörslich um gut 31 Prozent auf 14,70 Dollar, so stark wie noch nie. Damit erreichte der Börsenwert wieder etwa 8,6 Milliarden Dollar. Das Unternehmen stellte nach einem überraschend kräftigen Umsatzplus von 23 Prozent im vierten Quartal für 2023 eine operative Marge von zehn bis elf Prozent in Aussicht. Dies deute auf einen deutlicheren Gewinnanstieg hin als erwartet, kommentierte Analyst Brent Bracelin von der Investmentbank Piper Sandler. Er hebe daher sein Kursziel für Qualtrics auf 16 von 14 Dollar an.

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