Start-up Die seltsame Gründer-Show des Carsten Maschmeyer

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Die lange Suche nach der großen Geschäftsidee

Warum Datengetriebenheit für Start-ups so wichtig ist

Es ist eine Anspielung auf Maschmeyers Vergangenheit, die ihn ebenso reich wie umstritten gemacht hat. Mit AWD, dem von ihm gegründeten „Allgemeinen Wirtschaftsdienst“, häufte Maschmeyer in den Neunzigerjahren ein Vermögen an, indem er als unabhängiger Anbieter Finanzprodukte verkaufte. Später klagten Tausende Kunden, die mit AWD-Produkten Geld verloren hatten. Maschmeyer verkaufte seine Firma schließlich – und ist heute als Investor stets auf der Suche nach der nächsten großen Geschäftsidee.

Das ist auch der Gedanke hinter „Startup!“. Zumindest will Sat.1 das weismachen. Leider geht es so gut wie nie um die Erfindungen, die Produkte, kurz: um Substanz. Stattdessen taucht Maschmeyer plötzlich in Rennoverall und Basecap an einer Rennstrecke auf. Seine Botschaft: „Startup heißt Vollgas!“ Und: „Mit Krisen kann man nicht verhandeln.“

Deswegen will er eine Stresssituation simulieren. Und das geht so: Die Teilnehmer brausen im Beifahrersitz eines 700-PS-Boliden über den Spreewaldring und müssen dabei Quizaufgaben lösen. Einer nach dem anderen. Mit den immer gleichen Fragen. Es zieht sich wie das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Nur, dass es nie Nacht wird. Auch eine Siegerehrung darf nicht fehlen. Samt Sektdusche. In Super-Zeitlupe.

Was macht eigentlich Twitter? Maschmeyer meldet sich zu Wort: „Wichtig: Es gewinnt nicht der Tweet mit den meisten Likes. Sondern der, über den ich am meisten lachen muss.“ Ob das auch für die Einfälle seiner Gründer gilt? So berechtigt der Spott an vielen Stellen ist: Die Sendung deutet bisweilen an, dass sie auch anders kann. Ein Lebensmitteltechnologe gibt der 41-jährigen Sevil Tipps für einen Verschluss, der farblich signalisieren soll, ob die Milch noch haltbar ist. Mithilfe von Komparsen und Requisiten müssen die Gründer auf einer Theaterbühne ihre Zielgruppe vorstellen. Warum aber lässt Sat.1 die Gründer anschließend nicht ihre eigenen Entwürfe dem Mentor Maschmeyer präsentieren? „Nächste Woche möchte der Investor Ergebnisse sehen“, heißt es nur vage aus dem Off. Stattdessen schleicht „Startup!“ nach mehr als zwei Stunden mit einer internen Jurysitzung und Einzelgesprächen gänzlich ohne Höhepunkt dem Ende entgegen.

Den gelungensten Cliffhanger des Abends hat sich Carsten Maschmeyer derweil aufgehoben. Wenn auch nicht im TV, sondern für Twitter: „Brauche noch ein bisschen Zeit, um mich durch all eure Kommentare zu wühlen. Morgen gibt’s die Auflösung.“

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