Start-Up-Studie Deutsche sind gründungsfreudiger als Amerikaner

Angeblich sind die Deutschen Gründungsmuffel. Aber stimmt das? Eine neue Studie hat Deutsche mit Amerikanern verglichen - und räumt mit vielen Vorurteilen auf.

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Mitarbeiter eines Start-Ups. Quelle: REUTERS

Immer wieder heißt es, die Deutschen gründeten zu wenig. Sie seien zu vorsichtig und feige. Sie sollten sich ein Vorbild am Silicon Valley nehmen – jenem legendären Tal, in dem Apple, Google, Yahoo, ebay, Facebook und Amazon gegründet worden. Jenem Tal, das dem Begriff Start-Up den Esprit verlieh.

Aber sind die Deutschen wirklich so schlechte Gründer? Sind sie zu feige, die bürokratischen Hürden zu hoch? Sind amerikanische Gründer ihnen so weit voraus? Eine repräsentative Studie im Auftrag des Versicherungsunternehmen Axa, die der WirtschaftsWoche exklusiv vorliegt, hat das näher untersucht.

Zur Studie

Die Ergebnisse zeigen: Nicht jedes Vorurteil über den deutschen Gründer ist berechtigt. 

Deutsche trauen sich mehr zu Amerikaner

Der Mythos des zurückhaltenden Deutschen ist laut Studie Unsinn. Denn was das Vertrauen in die eigene Gründungskompetenz angeht, sind die Deutschen zuversichtlicher als die Amerikaner: 44 Prozent aller Befragten in Deutschland trauen sich zu, ein Unternehmen zu gründen – in den USA sind es zwei Prozent weniger. Bei den 25- bis 34-Jährigen, die statistisch am häufigsten Unternehmen gründen, liegt der Unterschied sogar bei sechs Prozent.

Die größten Hemmnisse für Unternehmensgründungen

Auch bei den Frauen spiegelt sich das wieder: Hierzulande sind 39 Prozent  von ihnen gründungsaffin – in den USA sind es lediglich 32 Prozent.

Was das Ansehen angeht, hätten Gates, Zuckerberg und Co. in Deutschland bessere Karten. Jeder zweite hierzulande schätzt Firmengründer mehr als Angestellte – in den USA trifft das nur auf jeden Dritten zu.

Was dem ein oder anderen Start-Up-Gründer noch viel wichtiger sein könnte: Deutsche Frauen sind Gründern mehr zugetan als Amerikanerinnen. Die Hälfte von ihnen gab an, Firmengründer stärker wertzuschätzen als Angestellte. Bei den Amerikanerinnen war nur jede Dritte dieser Meinung.

Wahre Vorurteile

Doch auch wenn Gründer hierzulande höher angesehen sind - in den USA werden deutlich mehr Start-Ups gegründet. Und das hat Gründe. Eine davon ist die Mentalität der Deutschen.

In den USA geben nur 17 Prozent der Befragten an, wegen fehlender Absicherungen kein Startup zu gründen – in Deutschland war es über die Hälfte der Befragten. Ein weiteres Problem liegt in der Bürde der Verantwortung: Nur jeder zehnte Amerikaner fürchtet sie – bei den Deutschen sind es doppelt so viele.

Auch mit dem Scheitern können sich die Deutschen nicht anfreunden. 54 Prozent der Befragten gab die Angst zu scheitern als ein Gründungshemmnis an, in den USA sind es 14 Prozent weniger.

Als größtes Hemmnis sehen die Deutschen – und das ist wieder typisch deutsch – den bürokratischen Aufwand. 70 Prozent nannten ihn. Bei den Amerikanern fürchtet diesen Aufwand dagegen nicht einmal die Hälfte – was wohl auch daran liegt, dass er dort deutlich geringer ist.

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