




Blackberry hat jedoch auch noch die Chance, dass der Konzern vollständig übernommen wird. Angeblich soll Lenovo, Weltmarktführer bei Personalcomputern, Interesse haben. Die Chinesen wissen Marken zu schätzen. Vor acht Jahren übernahm Lenovo die Notebook-Sparte von IBM und nutzte dessen Thinkpad-Marke erfolgreich als Wettbewerbsvorteil. In seinem Heimatmarkt ist Lenovo bei Smartphones bereits sehr erfolgreich und greift Samsung und Apple an. Allerdings plagt Lenovo wie auch Samsung mittlerweile Unbehagen wegen ihrer Abhängigkeit von Android. Zumal sich Google mit seiner Motorola-Sparte als Wettbewerber im Markt platziert.
Samsung steuert mit seinem eigenen Betriebssystem Tizen, das die Koreaner ab Oktober in den Markt drücken wollen, bereits dagegen. Mit Blackberry 10 hätte Lenovo ein eigenes Betriebssystem. Sollten die Chinesen bei Blackberry mitbieten, würde wahrscheinlich Samsung dagegenhalten.
Dann gibt es noch die Hoffnung, dass Microsoft zukauft. Vor Jahren gab es schon mal Verhandlungen darüber. Aber Microsoft machte einen Rückzieher, weil der Preis zu hoch war. Doch der Softwarekonzern ist bereits damit beschäftigt, die Smartphone-Sparte von Nokia zu übernehmen und bei grünem Licht der Nokia-Aktionäre in sein Reich zu integrieren.
Auch Oracle und Hewlett Packard werden als Interessenten gehandelt. HP-Chefin Meg Whitman hat jedoch zur Zeit andere Probleme. Der misslungene Kauf von Palm macht es schwer, Aktionäre für ein neues Mobilfunkabenteuer zu gewinnen. Und Oracle, das mit Blackberry stärker oder ausschließlich auf Unternehmenskunden fokussieren könnte, hat durch die Übernahme von Sun Microsystems keine Illusionen wie schwer es ist, mit Hardware Geld zu machen.
Klar ist nur, dass Blackberry nicht mehr viel Zeit bleibt. Bis Jahresende sollen die Verhandlungen abgeschlossen sein. Wie das Ringen auch ausgeht – für den Wirtschaftsstandort Kanada ist das Scheitern seiner einstigen Ikone eine Katastrophe. Es ist vergleichbar, als ob in Deutschland SAP, BMW und Mercedes gleichzeitig eingestampft und die Reste an ausländische Konkurrenten verscherbelt würden. Für die Kanadier ist es die zweite große Pleite im Telekommunikationssektor nach dem Telekom-Ausrüster Nortel Networks, der 2009 in Konkurs ging.
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Doch die kanadische Regierung hat zumindest noch einen Trumpf. Dank eines Gesetzes, dass die kanadische Wirtschaft schützen soll, müssen die hiesigen Regulierungsbehörden jede Offerte jenseits von 344 Millionen kanadischen Dollar – ungefähr 248 Millionen Euro – absegnen. Diese Auflage, die jede ausländische Übernahme ewig in die Länge ziehen kann, schreckt viele Interessenten ab.
Nicht vom Tisch ist deshalb ein nationales Angebot, das die kanadische Investmentbank Fairfax Financial Holding vorbereitet. Sie ist bereits der größte Aktionär von Blackberry. Doch derzeit hat deren Chef Prem Watsa, Schwierigkeiten genügend inländische Investoren für ein Angebot zu begeistern. Bei Geld hört anscheinend nicht nur die Freundschaft, sondern auch der Patriotismus auf.