Nach dem abrupten Ende seiner Erfolgssträhne hat der Augsburger Roboterhersteller Kuka ein Sparprogramm und einen Stellenabbau beschlossen. Das abgelaufene Jahr sei mit einem Umsatzrückgang um fast zehn Prozent auf etwa 3,2 (2017: 3,5) Milliarden Euro noch schlechter gelaufen als im Herbst gedacht, teilte das vor zwei Jahren in chinesische Hände geratene Aushängeschild der deutschen Roboterbranche am Donnerstagabend mit. Der operative Gewinn brach noch stärker ein. Auch die für 2020 geplanten Ziele seien damit unrealistisch. Der Vorstand um Interims-Chef Petre Mohnen will deshalb 300 Millionen Euro einsparen, zum Teil noch in diesem Jahr. „Das Effizienzprogramm wird auch Personalmaßnahmen umfassen“, teilte Kuka mit.
Der chinesische Hausgerätehersteller Midea hatte Kuka bei der Übernahme umfassende Beschäftigungsgarantien bis 2023 für die 14.000 Mitarbeiter gegeben. „Langfristig sichert uns jedoch vor allem unsere Performance. Um diese zu stärken, handeln wir frühzeitig“, sagte Mohne. Das sei auch im Interesse der Belegschaft. Gespart werden soll vor allem in Zentralbereichen wie der Verwaltung, dem Einkauf, dem Vertrieb und dem Projektmanagement. Zudem sollen die Produktion und die Produktpalette in China um kleinere und einfachere Roboter erweitert werden.
Der Einbruch der Nachfrage in China ist laut Kuka ein Grund für die zweite Korrektur der Gewinn- und Umsatzprognose seit Oktober. Dort seien die Wachstumsraten so gering wie seit der Finanzkrise vor zehn Jahren nicht mehr. Auch die Konjunktur in der Automobil- und Elektronikindustrie, mit der Kuka die Hälfte des Umsatzes erwirtschaftet, habe sich im vierten Quartal noch stärker abgekühlt. Hinzu kamen Fehlschläge im Projektgeschäft.
Die Umsatzrendite vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigte Ebit-Marge) sank daher im vergangene Jahr auf 3,0 (4,3) Prozent. Das entspricht einem bereinigten Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von knapp 100 Millionen Euro. Eigentlich hatte Kuka die Rendite 2018 auf 5,5 Prozent nach oben schrauben und den Umsatz steigern wollen. Im November musste der langjährige Vorstandschef Till Reuter gehen, der vor zwei Jahren den Verkauf von Kuka an Midea vorangetrieben hatte. Die Ziele, die er Kuka für 2020 gesetzt hatte, sind nun Makulatur: Weder ein Umsatz zwischen 4,0 und 4,5 Milliarden sei im nächsten Jahr erreichbar noch eine operative Umsatzrendite von 7,5 Prozent, erklärte das Unternehmen.
Der Verkauf an die Chinesen hatte eine hitzige Debatte über Investoren aus dem Reich der Mitte in Deutschland angeheizt. Die Bundesregierung will bei solchen Übernahmen künftig über eine Neuregelung des Außenwirtschaftsgesetzes stärker mitreden. Sie will einen Einstieg von Käufern außerhalb der EU bei Firmen aus sicherheitsrelevanten Branchen künftig schon prüfen, wenn sie zehn Prozent der Anteile übernehmen. Bisher liegt die Schwelle bei 25 Prozent. Kritiker befürchten durch das Engagement der Chinesen einen Abfluss von Technologie-Know-how.
Kuka-Aktien nach Zahlen im Keller
Der Umsatz- und Gewinneinbruch bei Kuka hat die Aktien des Roboterherstellers am Freitagmorgen auf Talfahrt geschickt. Die Titel fielen in der Spitze um 10,3 Prozent auf 54 Euro. Besonders schwer wiege, dass selbst der Ausblick für 2020 gekippt worden sei, sagte ein Händler. Die pessimistischen Aussagen von Kuka machten auch den Aktien des Autozulieferers Continental zu schaffen – die Titel verloren zwei Prozent auf 126,60 Euro und bildeten damit das Schlusslicht im Dax.
Dem Negativtrend entziehen konnten sich dagegen die Aktien des Scheinwerferherstellers Hella. Der Konzern hat seine Erwartungen für das Geschäftsjahr 2018/19 wegen des schwächelnden Marktes zwar eingeschränkt, bestätigte am Freitag aber seine bisherige Prognose. Der Vorstand geht nun davon aus, dass das währungs- und portfoliobereinigte Umsatzwachstum am unteren Ende sowie der Anstieg des bereinigten EBIT in der unteren Hälfte der Prognosebandbreite von fünf bis zehn Prozent liegen werden. Mit einem solchen Ausblick übertreffe Hella aber immer noch die Erwartungen, sagte ein Börsianer. Die Titel standen mit einem Plus von bis zu 3,6 Prozent auf 38,68 Euro an der MDax-Spitze.