Der Internetkonzern Google gründet mit Calico ein neues Unternehmen in der Gesundheitsbranche, das das Leben der Menschen verbessern – ja es sogar verlängern soll, wie Google-Chef Larry Page sagte. Wie das Start-up dabei vorgehen und was es genau tun will, ist allerdings noch weitgehend unklar – oder noch geheim. Page kündigte in jedem Fall eine Reihe von Investments in Forschungs- und Entwicklungsgebiete an, die sich von Googles bisherigem Kerngeschäft ganz deutlich unterscheiden werden. Und er bat seine Shareholder, darüber nicht zu erschrecken – schließlich sei es nur ein vergleichsweise kleiner Anteil, den dieses neue Feld ausmachen werde. Aber Page sieht darin die Zukunft: „Technologien, die die Lebensqualität der Menschen verbessern, bieten immenses Potenzial.“ Und er will keine kleinen Brötchen backen.
Schon einmal unternahm Google mit „Google Health“ und einer Art digitalen Krankenakte vor einigen Jahren einen Vorstoß in Richtung Gesundheitsmarkt. Mangels Interesse wurde das Angebot allerdings Anfang 2013 eingestellt. Doch Google-Gründer Page, der selbst an einer Stimmbanderkrankung leidet, gibt nicht auf. Diesmal hat er sich als Kopf des neuen Gesundheitsunternehmens mit Arthur Levinson jedenfalls einen großen Namen an Bord geholt: Levinson ist nicht nur Aufsichtsratschef von Apple, er ist auch der ehemalige Chef und heutige Aufsichtsratsvorsitzende der Biotech-Firma Genentech. Das kalifornische Unternehmen gehört zu den Pionieren auf dem Feld gentechnisch hergestellter Medikamente – und ist heute als Tochter des schweizerischen Pharmakonzerns Roche eines der größten und erfolgreichsten Hersteller solch innovativer Biotech-Präparate weltweit.
Ob mit Calico ein ähnlicher Coup gelingt, bleibt abzuwarten. Mit schnellen Erfolgen ist sicher nicht zu rechnen – der Weg bis zum ewigen Leben ist noch weit. Gerade auf dem Forschungsgebiet der Lebensverlängerung gibt es bisher zwar spannende Ansätze – aber sie stecken allesamt noch in den Kinderschuhen und haben das Stadium der frühen Grundlagenforschung nicht verlassen.
Tatsächlich könnte sich Calicos Ansatz aber auch ideal mit dem Geschäftsmodell von 23andme ergänzen – einem Unternehmen, das Anne Wojcicki, die Noch-Ehefrau des Google-Mitgründers Sergey Brin aufgebaut hat und führt. Es bietet Menschen einen genetischen Gesamt-Check an: Ein Laborröhrchen mit etwas Spuck einschicken genügt. Die Daten und Auswertungen des Erbgut-Tests sehen die Kunden in einer online Datenbank, 23andme stellt sie aber auch für die Forschung zur Verfügung.
Der Schritt in Richtung Gesundheit ist für einen Konzern wie Google auch deshalb vielversprechend, weil die digitale Auswertung von medizinischen Daten und Informationen wie Lebens- und Essgewohnheiten enorm an Bedeutung gewinnt. Und auch der Trend zur digitalen Selbstvermessung mit Hilfe von Messprogrammen auf Smartphones – neudeutsch: die Quantified-Self-Bewegung – ist ungebrochen.
Wer weiß – vielleicht ist „googeln“ in zehn oder zwanzig Jahren nicht mehr nur ein Synonym für das Suchen von Begriffen und Erklärungen im Internet. Möglicherweise schafft der Konzern es ja, sich in Sachen langes und gesundes Leben ein ähnlich gutes Image aufzubauen.
Solange aber noch völlig unklar ist, auf welcher wissenschaftlichen oder technologischen Basis Calico seinen Erfolg gründen will, ist das noch reine Spekulation.