SXSW 2018 - Tag 2 „Das Silicon Valley sollte sich Sorgen machen“

Auf der Digitalkonferenz SXSW warnt ein Blockhain-Pionier vor einem Bedeutungsverlust der US-Techindustrie. Und Michael Dell wirbt für Gesundheitsdaten.

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Die Thesen des zweiten Konferenztages

  • Die Erweiterung des menschlichen Bewusstseins geschieht durch Raumfahrt
  • Die Blockchain lehrt das Silicon Valley das Gruseln
  • Algorithmen werden zu Ärzten
  • Facebook ist zum schwierigen Partner für Medien geworden

Blockchain und die Gefahr fürs Silicon Valley

Die Blockchain-Technologie ist das große Thema auf der Digitalkonferenz SXSW in Austin. Die Technologie, die dezentrale Datenbanken, Kryptowährungen und sogenannte „Smart Contracts“ (wörtlich übersetzt: clevere Verträge) ermöglicht, hat das Potenzial, eines Tages so wichtig zu werden wie das Internet.

Das Silicon Valley läuft dabei jedoch Gefahr, seinen Rang als führendes Innovationszentrum der Welt zu verlieren, warnt Blaine Raddon von der Blockchain-Plattform Clear Foundation. Viele Blockchain-Start-ups würden heute bereits überall auf der Welt verstreut sitzen und dennoch an einem gemeinsamen Projekt arbeiten können. Auch die Finanzierung komme nicht mehr nur von den Risikokapitalgebern rund um San Francisco. „Das Silicon Valley“, sagt der Programmierer, „sollte sich Sorgen machen.“ (Astrid Dörner)

Daten werden das Gesundheitssystem revolutionieren

Es gibt eine Regel, die wohl auf jeder Konferenz egal wo auf der Welt zutrifft: Je prominenter der Name, desto mehr Zuhörer. Auf der SXSW trifft das hingegen nicht ganz zu. Denn hier treffen sich eben nicht nur die hochrangigen Vertreter der Digitalwirtschaft, sondern auch ihre Vor- und Nachdenker, Tech-Freaks und Tech-Fanatiker. Und für die hat dann ein genialer Roboter-Professor aus Stanford vielleicht mehr Prominenz als Michael Dell, Gründer und Chef des gleichnamigen PC-Herstellers.

Dabei bekommt Dell für sein Panel „Gesundheitswesen und Technologie“ direkt einen der größeren Säle im Convention Center. Aber anders als bei Bernie Sanders, der an der gleichen Stelle gesprochen hatte, füllt der sich nicht so nachhaltig. Dabei ist das Thema durchaus interessant – auch wenn das Gespräch sich größtenteils in Allgemeinplätzen aufhält. Dell glaubt an die Macht der Daten, die durch vernetzte Geräte weiter zunehmen wird.

Dabei werde Künstliche Intelligenz eine zentrale Rolle einnehmen: So würden in Zukunft Algorithmen auf die Suche nach Krebszellen gehen und die menschliche Fehleranfälligkeit beseitigen. Aber Dell glaubt nicht an die Robokalypse: Die Menschen werden im Gesundheitswesen nur von Maschinen unterstützt, niemals ersetzt werden.

Doch bis es soweit kommte müsse sich noch die Herangehensweise ändern: Denn noch bedeute die Anschaffung von Technologie so hohe Kosten, dass der Nutzen oft in den Hintergrund gedrängt werde. Das zu ändern ist auch Dells Mission: Der Texaner legte den Grundstein seines Unternehmens an der Universität in Austin - und lebt bis heute hier.

Das merkt man der Stadt an: Überall tragen Krankenhäuser und Ärztezentren seinen Namen. Seine Stiftung finanziert dabei auch Unternehmungen, deren Erfolg von vornerein nicht so leicht absehbar ist. Das habe er nun mal gelernt, sagt Dell: Innovationen kommen eben häufig nur durch Risikobereitschaft zustande. (Johannes Steger)

Technologiemedium Mic überdenkt Umgang mit sozialen Netzwerken

Ohne Facebook hätte Cory Haik in diesem Jahr vermutlich nicht auf dem Panel der SXSW in Austin gesessen – zumindest nicht in ihrer Rolle als Herausgeberin des US-Portals Mic, das Millennials fokussiert und damit vor allem dort zuhause ist, wo sich die Zielgruppe bewegt. Haik kann man guten Gewissens als Verfechterin des so genannten Distributed Content bezeichnen.

„Mic würde ohne soziale Netzwerke nicht existieren“, sagte die Journalistin, die zuvor schon bei der Washington Post verantwortlich dafür war, das Traditionsmedium mit neuen Zielgruppen in Kontakt zu bringen, am Samstag in Austin. Ihre Plattform, der sie seit nunmehr zwei Jahren als Chefin vorsteht, ist mit Facebook groß geworden.

Würde sie mit Facebook eine Beziehung führen, ihr aktueller Status in ihrem Profil würde allerdings „es ist kompliziert“ lauten, erklärt sie am Rande der Veranstaltung im Gespräch mit MEEDIA. Auch wenn zu einer guten Beziehung komplizierte Phasen dazugehörten, wie sie sagt, scheint in den vergangenen Monaten einiges an diesem Verhältnis ins Wanken geraten zu sein.

Denn, die Ära der Inhalteverbreitung über soziale Plattformen, sei grundsätzlich vorbei. 
Für ein Medium, dessen Großteil der Strategie es ist, seine Inhalte losgelöst der eigenen Plattformen in soziale Netze zu streuen, ist das eine deftige Ansage. Mic ist damit erfolgreich geworden. Wie viele andere, vor allem aus den USA stammende Publisher (BuzzFeed, NowThis) hat auch Mic zu großen Teilen auf Facebook und seine zunächst medienfreundliche Einstellung gesetzt.

Die Strategie scheint sich in einigen Teilen mittlerweile zu rächen – weil sich Facebook als unberechenbar erweist. Jüngst gab der Konzern bekannt, seinen Algorithmus umzustellen und die Sichtbarkeit von Medien-Inhalten im Newsfeed der einzelnen Nutzer deutlich einzuschränken.

Verlagen stößt das ziemlich übel auf und so langsam, so scheint es, kehrt Einsicht ein. „Seine Inhalte tonnenweise überall hinzuschütten, ohne ein Geschäftsmodell zu berücksichtigen oder ohne letztlich wirklich zu wissen, wie man Zielgruppen binden kann, ist keine Lösung mehr“, erklärt Haik. „Es kann nur noch funktionieren, wenn wir mit mehreren Plattformen zusammenarbeiten und klare Vereinbarungen miteinander treffen, von der alle Seiten wirklich profitieren.“ (Marvin Schade)

Elon Musk im Park der Roboter

Die Filmfreaks werden es kennen: Die Serie „Westworld“ erzählt die Geschichte von einem Vergnügungspark, in dem sich menschenähnliche Roboter jeder menschlichen Bösartigkeit aussetzen müssen - bis zu dem Tag, an dem einige von ihnen ein Bewusstsein entwickeln und sich das Blatt wendet. Die Macher der Serie waren mit dem Cast der Serie auf dei SXSW gekommen und präsentierten zum Abschluss noch einen besonderen Gast: Den Tesla-Chef Elon Musk. Der sprach darüber, warum Menschen Inspiration brauchen und er die in seinen ambitionierten Raumfahrtplänen findet. (Johannes Steger)

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