T-Mobile und Sprint Geplatzte Fusion bringt Softbank-Chef unter Druck

Softbank legt am Montag seine Bücher für das zweite Quartal des seit April laufenden Bilanzjahres offen. Nach der gescheiterten Fusion der Tochter Sprint mit T-Mobile verharren die Märkte noch in Lauerstellung.

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Son ist immer für eine Überraschung gut. Kaum ein Unternehmen versteht sich so gut auf finanzielle Tricks wie Japans größter Investor. Quelle: Reuters

Tokio Softbank-Chef Masayoshi Son steht am Montag unter Rechtfertigungsdruck. Auf Softbanks Quartalsbilanzpressekonferenz wird er den Aktionären erklären müssen, wie es mit seinem US-Mobilfuk-Netzbetreiber Sprint weitergehen soll. Denn am am Sonnabend haben Softbank und die US-Tochter der deutschen Telekom T-Mobile offiziell eine Fusion abgesagt, die die Aktionäre bereits in Erwartung großer Synergien fest eingepreist hatten.

Der Druck auf Son ist groß: Nachdem Medien im September von einer Annäherung beider Seiten berichtet hatten, war Softbanks Aktienkurs um fast ein Viertel auf 10550 Yen gestiegen. Daher sackte der Aktienkurs auch prompt um fünf Prozent ab, als vorige japanische Medien berichteten, dass Softbank den sichergeglaubten Deal platzen lassen werde. Denn die Märkte befürchten, dass Softbank nun neues Geld in den hochverschuldeten viertgrößten US-Mobilnetzbetreiber stecken muss, damit dieser bestehen kann.

Zudem hatten Analysten Softbank und der Telekom Managementversagen vorgeworfen, weil sie den Deal kurz vor Abschluss platzen ließen. So hatten nach Informationen der japanischen Wirtschaftszeitung Nikkei mehrere Vorstände Softbanks Ende Oktober den Deal abgelehnt. Denn offenbar konnten sich beide Parteien letztlich nicht einigen, wieviel Einfluss die Unternehmen jeweils haben sollen.

In einer gemeinsamen Pressemitteilung hatten die beiden Telekommunikationsanbieter bekanntgegeben, die Fusionsgespräche würden nicht fortgeführt. Die Aussicht die beiden Unternehmen zusammenzuführen sei aus vielen Gründen verführerisch gewesen, erklärte T-Mobile- US-Chef John Legere in der Mitteilung. Experten hatten die Synergieeffekte bei einer Fusion bis zu 45 Milliarden Dollar geschätzt.

„Telekommunikationsnetzwerke werden die grundlegende Infrastruktur für Informationsrevolution bilden, mit den USA als den weltgrößten Markt“, hatte der risikobereiter Vordenker Son zuletzt immer wieder betont. Sein Ziel ist bekannt: Er will das weltweit führende Unternehmen im kommenden Zeitalter von Robotern und künstlicher Intelligenz werden. Dazu hat mit Partnern den Softbank Vision Fund gegründet, der mit fast 100 Milliarden US-Dollar der größte Technikinvestmentfonds der Welt ist. Alle zwei bis drei Jahre will er zudem Nachfolger auflegen.

Mit dem Geld kauft er sich in zig Unternehmen ein, denen Son revolutionäres Potenzial zutraut. Darunter sind Internetunternehmen wie OneWeb, das mit Satelliten ein weltumspannendes Internet aufbauen will. Softbank investiert mit anderen Firmen, darunter Facebook und Amazon, zudem in die Verlegung eines großen unterseeischen Datenkabels, dass die USA mit Japan und den Philippinen verbindet.

Darüber hinaus hat Softbank bereits 2016 für mehr als 30 Milliarden Euro den Chipdesigner Arm gekauft, dessen Designs die Mobilwelt bestimmen. Dieses Jahr wurde auch Milliarden in den Hersteller von Grafikprozessoren Nvidia gesteckt, dessen Chips inzwischen in vielen Anwendungen künstlicher Intelligenz dominieren.

Durch den Kauf von Googles Roboterfirmen Boston Dynamics und Schaft unterstrich Son überdies, dass auch Softbank sich selbst direkt an der Entwicklung künstlicher Intelligenz beteiligen will. So gibt es ein Projekt dem Autobauer Honda, dass die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Fahrer ermöglichen soll.

Doch ungeachtet dieser langfristigen Visionen des Chefs stellt sich für Softbank nun kurzfristig die Frage, wie es mit Sprint weitergehen soll. Für die Telekom ist Lage relativ einfach. Analysten sehen das Unternehmen in einer besseren Lage als Sprint, die notwendigen Investitionen in die neuen schnellen Netze der fünften Generation zu stemmen. Aber Sprint ist kleiner und hoch verschuldet. Das Unternehmen gewann zwar Kunden hinzu, aber erkaufte sie sich durch Rabatte. In Japan wird daher spekuliert, dass Sprint im vergangenen Quartal wieder in die Verlustzone gerutscht ist.

Analysten befürchten daher, dass Son sich nun höher verschulden muss. Im ersten Quartal betrug die Nettoverschuldung seines Imperiums mit 3,5 Billionen Yen bereits das 2,9-fache des Betriebsgewinns. Son sieht sich zwar bis zum 3,5-fachen in einem gesunden Bereich. Aber die Suche nach einem neuen Weg für Sprint könnte teuer werden.

Claure erklärte bereits am Sonnabend, man könne sich Partnerschaften mit Unternehmen aus verschiedenen Branchen vorstellen. Die New York Post hatte bereits vorige Woche berichtet, dass Softbank dem Kabel-TV-Anbieter Charter Communications bereits wieder die Möglichkeit einer Fusion zwischen Sprint und Fernsehkanal auslote.

Schon im Sommer hat Softbank einen Zusammenschluss lanciert. Als Charter ablehnte, brachte er sogar einen Kauf des US-Unternehmens ins Spiel. Allerdings hatten Analysten eine Ehe der beiden hochverschuldeten Firmen damals bereits geringe Chancen eingeräumt.

Selbst für Son, der große Wetten liebt, wäre der Kaufpreis damals wie heute kaum zu stemmen. Charters Marktwert betrug damals fast 100 Milliarden US-Dollar und jetzt immer noch 92,9 Milliarden US-Dollar. Außerdem hatten Analysten die Möglichkeit ins Spiel gebracht, das Son Sprints Reichweite regional durch den Kauf eines südamerikanischen Mobilnetzbetreibers vergrößert. Nur kostet auch das Geld.

Doch Son ist immer für eine Überraschung gut, zumal sich kaum ein Unternehmen so gut auf finanzielle Tricks versteht wie Japans größter Investor. Am Freitag gab Softbank einen Kredit von 2,65 Billionen Yen bekannt, mit dem es frühere, höherverzinste Kredite für den Kauf von Sprint und Arm ausbezahlt und laut der Wirtschaftszeitung Nikkei noch immer 1,1 Billionen Yen fürs neue Abenteuer übrig behält. Knapp über ein Prozent Zinsen wird Softbank für den siebenjährigen Kredit, so die Nikkei.

Darüber hinaus polsterte Softbank seine Kapitalbasis mit einem hybriden Kredit in Höhe von 84 Billionen Yen aus. Die Hälfte des Kredits werde als Eigenkapital bewertet, erklärte die Ratingagentur Standard & Poor‘s daraufhin. Doch die Summe ist zu gering, um die Agentur über eine Neubewertung von Softbanks BB-Rating nachdenken zu lassen.

Die Märkte scheinen derweil in Lauerstellung zu verharren. Einige Analysten wie Kirk Boodry sehen zwar für die Aktie auch ohne die Sprint-Fusion noch viel Raum nach oben. Aber Softbanks Kurs hat sich nach dem ersten Schrecken nur knapp über die 10000-Yen-Marke erholt. Umso größere Wirkung könnte Softbank-Chef Son am Montag auf der Quartalspressekonferenz entfalten.

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