T-Mobile US Der Magenta-Mann

T-Mobile-Vorstandschef John Legere Quelle: REUTERS

T-Mobile US ist kurz davor den US-Konkurrenten Sprint zu übernehmen. Das ist aber nicht der erste Coup für CEO John Legere. Immer mit dabei: die sozialen Medien und ganz viel Magenta.

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Wenn John Legere öffentlich auftritt, ist direkt klar welches Unternehmen er führt. Wie auf einer wandelnden Werbetafel strahlt einem das Magenta entgegen. So auch als er die neuesten Quartalszahlen der US-amerikanischen Telekomtochter T-Mobile präsentiert. Magentafarbene Schuhe, ein magentafarbenes T-Shirt unter einer schwarzen Strickjacke mit magentafarbenen Telekom-Applikationen.

Und Legere hatte mal wieder Erfolge zu vermelden. Von April bis Juni dieses Jahres gewann T-Mobile US 1,8 Millionen neue Kunden hinzu. Es war das 25. Quartal in Folge, in dem das Unternehmen mehr als eine Million Neukunden gewinnen konnte. Auch der Umsatz mit elf Milliarden Dollar und der Gewinn mit 939 Millionen Dollar lagen im zweiten Quartal auf neuen Rekordmarken.

Bald könnte der nächste Erfolg folgen – die Fusion mit dem Konkurrenten Sprint. Im Gegensatz zu T-Mobile US konnte Sprint jüngst nicht wirklich erfreuliche Quartalszahlen vorlegen: Im zweiten Quartal machts der viertgrößte Mobilfunkanbieter des Landes einen Verlust von 111 Millionen US-Dollar. Sei es drum: Das US-Justizministerium genehmigte zuletzt die 26 Milliarden Dollar schwere Fusion der beiden Unternehmen – allerdings unter Auflagen. Denn die Telekomtochter und Sprint müssen Prepaid-Kunden und Frequenzen an den Satellitenbetreiber Dish abtreten. Außerdem muss T-Mobile US Dish sieben Jahre lang einen robusten Zugang zum Netzwerk gewähren. Hintergrund ist, dass die Wettbewerbshüter neben dem fusionierten Unternehmen, AT&T sowie Verizon noch einen vierten Wettbewerber aufbauen wollen, sodass die Kunden genügend Auswahlmöglichkeiten haben.

Allerdings gibt es noch eine weitere Hürde zu bewältigen, nämlich eine Klage von Generalstaatsanwälten gegen den Zusammenschluss. Dieser haben sich auch 14 demokratisch geführte Bundesstaaten angeschlossen. Sollte T-Mobile US final doch noch scheitern, wäre es zumindest nicht das erste Mal. Bereits zweimal haben Sprint und T-Mobile US Fusionspläne abgebrochen.

Bevor Legere im September 2012 zu T-Mobile kam, war die US-Tochter der Telekom ebenfalls in Übernahmegespräche verwickelt. Damals war das Unternehmen das Sorgenkind des Bonner Mutterkonzerns. Daher sollte T-Mobile 2011 an den Konkurrenten AT&T verkauft werden. Die Transaktion scheiterte aber am Widerstand des Justizministeriums und der Telekommunikationsaufsicht FCC. Im Bewerbungsgespräch mit dem damaligen Telekom-CEO machte Legere Verbesserungsvorschläge für das Unternehmen, wie er im Harvard Business Review berichtet.

Genügend Erfahrung in der Telekommunikationsbranche hatte Legere zum damaligen Zeitpunkt bereits. Nach seinem Wirtschaftsstudium arbeitete er zunächst bei AT&T, wo er unter anderem für die globale Strategie und die Geschäftsentwicklung verantwortlich war. Weitere Stationen waren der Computerhersteller Dell sowie der Glasfasernetz-Spezialist Global Crossing. Letzteren hatte er zunächst saniert, anschließend verkauft und sich mit unzufriedenen Gläubigern herumgeschlagen. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen mutmaßlichen Betrugs und Insiderhandel. Letztendlich wurde das Verfahren gegen eine Zahlung von 325 Millionen Dollar eingestellt.

von Jürgen Berke, Julian Heißler, Matthias Hohensee

Um T-Mobile voranzubringen, fokussierte Legere die Unternehmensstrategie auf die Zufriedenheit seiner Kunden. Wie er in der Harvard Business Review schrieb, wählte er sich anfangs in die Anrufe beim Kundenzentrum ein, um die Sorgen und Wünsche der Kunden zu verstehen. In Folge dessen vereinfachte er Handyverträge, nahm Abstand von Vertragsbindungen und Vertragspaketen. Für Kunden, die aus anderen Verträgen zu T-Mobile wechseln, übernimmt der Telekommunikationsanbieter sogar die Kündigungsgebühren. Auf Kundenbeschwerden oder Kommentare antwortet er selbst auf Twitter.

In Sachen soziale Medien ist Legere sowieso Vollprofi. Mit 6,4 Millionen Followern bei Twitter, knapp 370.000 Abonnenten bei Facebook und rund 72.000 Abonnenten bei Instagram ist der CEO außerdem die beste Werbetrommel des Unternehmens. Allein seine Videos zum Slow-Cooker-Sunday werden von mehreren Millionen Menschen angeklickt. Auch hier dürfen die Magenta-Akzente nicht fehlen, wenn er Rezepte für den Schongarer vor laufender Kamera nachkocht – sei es bei den Flipflos, der Kochmütze oder -schürze.

Seine liebsten Angriffsziele sind die Konkurrenten AT&T und Verizon. Am Haiku Poetry Day, ein Tag der japanischen Gedichten gewidmet ist und alle Menschen dazu auffordert kreativ zu sein, twitterte er: „@Verizon is bad @ATT is bad too @TMobile is great“. Am 21. März verlinkte er eine Meditationsschallplatte unter dem Tweet, in dem es hieß Kunden von AT&T und Verizon bräuchten diese, wenn sie mit deren Kundenservice gesprochen hätten. Doch der offene Angriff auf die Konkurrenz ist Teil seiner Strategie, so will er Kunden zu T-Mobile locken.

Für seine Leistung wird Legere jedenfalls fürstlich belohnt. 2018 bekam er rund 23 Millionen Dollar. Telekom-Chef Timotheus Höttges musste sich mit schlappen 6,34 Millionen Euro zufrieden geben.

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