T-Mobile US Ein Telekom-Roboter steht im Zentrum der Vorwürfe gegen Huawei

Der Konzern soll Betriebsgeheimnisse der US-Tochter der Telekom erschlichen haben. Huawei hatte laut US-Justiz besonderes Interesse an einem Roboter.

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Das Unetrnehmen hatte den Roboter Tappy 2006 entwickelt, um Probleme mit Mobiltelefonen zu erkennen, bevor sie auf den Markt kommen. Quelle: AP

New York Huawei hat nach Darstellung der US-Justiz T-Mobile ausspioniert und dabei einen Roboterarm geklaut. Der Vorwurf ist Bestandteil der Anklage, die das Justizministerium gegen den chinesischen Smartphone-Hersteller erhoben hat. Die US-Tochter der Deutschen Telekom entwickelte den Roboter namens Tappy, um Smartphones zu testen. Huawei wollte ihn auch haben.

Die kriminellen Methoden, die die Chinesen laut Washington anwandten, veranschaulichen, wozu Huawei bereit war, um sich das geistige Eigentum anderer anzueignen. In einem Zivilprozess um Tappy sprach ein Gericht in Seattle T-Mobile US 2017 4,8 Millionen Dollar (4,2 Milliarden Euro) Schadenersatz von Huawei zu.

T-Mobile hatte Tappy 2006 entwickelt, um Probleme mit Mobiltelefonen zu erkennen, bevor sie auf den Markt kommen. Dafür sollte Tappy den Gebrauch durch Menschen imitieren. Ziel war, dass T-Mobile Geld spart, wenn weniger Kunden problembehaftete Geräte zurückgeben.

Huawei hat die Vorwürfe aus der Anklage bestritten. T-Mobile lehnte eine Stellungnahme ab. Der Fall ist unabhängig von einer weiteren Anklage gegen Huawei wegen mutmaßlicher Täuschung von Banken und Verstoßens gegen US-Sanktionen. T-Mobile hielt Tappy für besser als die Handytestsysteme von Konkurrenten. Huawei angeblich auch. Um die Details des Roboters geheim zu halten, gewährte T-Mobile nur wenigen firmenfremden Personen in einem speziellen Bereich seines Labors Zugang zu Tappy.

Nachdem sie eine Genehmigung und Einweisung erhalten hatten, unterlagen diese Personen Vertraulichkeitsvereinbarungen, die ihnen untersagten, Tappy zu fotografieren oder zu filmen oder zu versuchen, den Roboter zu rekonstruieren. Huawei wollte unterdessen seine Smartphones in den USA verkaufen und deren Qualität verbessern.

T-Mobile willigte ein, Huaweis Geräte anzubieten. Ab September 2012 ließ T-Mobile Huawei-Ingenieure in Tappys Kammer, damit sie ihre Handys testeten, nachdem Huawei den Bedingungen von T-Mobile zugestimmt hatte. Huawei bat T-Mobile zunächst um eine Lizenz für eine breitere Nutzung Tappys, doch der Mobilfunkanbieter lehnte ab. Daraufhin wollte Huawei – so das Justizministerium – Tappy-Technologie stehlen und sie bei seinem eigenen Testroboter namens xDeviceRobot einsetzen.

Staatsanwälten zufolge drängte Huawei Beschäftigte in den USA dazu zu versuchen, technische Details von Tappy herauszufinden, beispielsweise die Geschwindigkeit, mit der der Roboter seinen Arm bewegt. T-Mobile beantwortete ihre Fragen aber nur eingeschränkt. Laut Anklage schickten Huawei-Beschäftigte in den USA unerlaubte Fotos des Roboters nach China, stießen aber auf Hindernisse.

Ein Angestellter von Huawei, der in der Anklageschrift R.Y genannt wird, schrieb im Januar 2013 in einer E-Mail an Huawei in China: „Noch einmal, wir KÖNNEN TMO KEINE Fragen über den Roboter stellen. TMO ist SEHR wütend wegen der Fragen, die wir gestellt haben. Sorry, wir können Ihnen keine weiteren Informationen liefern.“ Der Angestellte schlug vor, dass die Zentrale eigene Ingenieure zum Labor in Seattle schickte.

Im Mai 2013 traf ein als F.W. identifizierter Ingenieur aus der Zentrale in Seattle ein und schlich laut Anklage mit der Hilfe von Huawei-Mitarbeitern, die eine Genehmigung hatten, zwei Tage hintereinander in das Labor hinein. T-Mobile warf ihn raus, doch es gelang ihm, Tappy zu fotografieren.

Dann verbannte T-Mobile laut Anklage alle Huawei-Mitarbeiter aus seinem Labor mit Ausnahme eines als A.X bezeichneten Ingenieurs. Am 29. Mai trug A.X in seiner Laptop-Tasche einen Arm von Tappy aus dem Labor hinaus. Als T-Mobile ihn befragte, sagte er, er habe den Arm in seiner Tasche gefunden und gab ihn am nächsten Tag zurück. T-Mobile nahm ihm seine Zugangskarte weg.

Laut Justizministerium maß F.W. den Roboterarm genau aus und fotografierte ihn, als er fehlte, und schickte die Informationen nach China.

Huawei gab später gegenüber T-Mobile an, A.X und F.W. hätten auf eigene Faust gehandelt, hätten gegen Huawei-Regeln verstoßen und seien entlassen worden. Laut US-Regierung gab es jedoch eine breitere Verschwörung.

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