Tech-Gigant Warum Apples Macht begrenzt werden muss

Die Macht von Apple und anderen Tech-Giganten sollte begrenzt werden damit sie ihre Geschäfte nicht nur unter sich aushandeln. Quelle: AP

Wettbewerbshüter machen Druck auf Apple. Das ist dringend nötig - und wäre auch bei den IT-Konzernen Amazon, Google und Facebook angebracht.

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Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Auto erworben und der Hersteller zwingt Sie, nur die von ihm betriebenen Tankstellen anzufahren. Nur dann geht der Tankdeckel auf. Nötig sei die Sperre angeblich, um das Fahrzeug vor gepanschtem Kraftstoff zu bewahren. Es gibt zwar etliche freie Tankstellen, die günstigeres Benzin mit vergleichbarer Qualität anbieten. Doch um diese zu nutzen, müssten Sie den Tankdeckel aufbrechen. Klagen können Sie gegen das System nicht. Schuld an den hohen Spritpreisen, so behauptet es jedenfalls der Autohersteller, sei der Spritlieferant.

Verrückt? Nein. Es beschreibt das Geschäftsmodell von Apples Appstore. Nur von Apple abgesegnete und zugelassene Programme können offiziell auf iPhone und iPads geladen werden. Das soll vor Schadsoftware bewahren und ist ein gutes Geschäft. Bis zu dreißig Prozent Provision kassiert der Silicon Valley Gigant dafür von den Entwicklern der Programme, in diesem Jahr voraussichtlich mindestens 15 Milliarden Dollar. Weil der Absatz mit iPhones und iPads nicht mehr so gut läuft, muss Konzernchef Tim Cook mehr aus seinem globalen Verteilnetz herausholen. Apple tritt deshalb immer stärker mit eigenen Diensten an wie beispielsweise mit Apple Music gegen den schwedischen Musikdienst Spotify. Die Schweden sind damit bei Apple-Geräten im Wettbewerbsnachteil, weil sie erstmal die Provision hereinholen müssen. Zudem bevorzuge Apple seinen eigenen Musikdienst zunehmend, klagt Spotify-Chef Daniel Ek. Er hat deshalb Beschwerde in Brüssel eingelegt und findet ein offenes Ohr bei den Wettbewerbshütern. Auch aus den USA kommt Gegenwind. Dort hat der oberste Gerichtshof gerade entschieden, dass Apple zu starken Einfluss auf die Preisgestaltung in seinem Appstore habe und ihn Konsumenten deshalb verklagen können.

Es ist höchste Zeit, dass etwas geschieht. Denn es geht längst nicht mehr nur um Apple, sondern die wachsende Macht der digitalen Verteilnetze generell. Ähnlich wie Apple agieren auch der Online-Händler Amazon, der Suchmaschinenbetreiber Google und das soziale Netzwerk Facebook, die ihre digitalen Plattformen immer stärker kontrollieren, um mehr Umsatz aus ihnen herauszuholen. Sie werden sich nicht freiwillig einschränken. Ein Anfang wäre, Plattform-Betreiber zur Neutralität zu verpflichten, und ihnen zu untersagen, eigene Angebote anzubieten. Sonst machen die Plattform-Besitzer das Geschäft nur noch unter sich aus. Der Druck auf Apple kommt daher gerade recht.

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