Tech-Visionär Masayoshi Son Softbank, Uber und die Rudelstrategie

Der japanische Tech-Visionär Masayoshi Son holt mit Uber eine weitere Start-up-Ikone in sein Softbank-Imperium. Er ignoriert die klassische Management-Lehre und schafft so einen weltweit prägenden Konzern. Eine Analyse.

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Tokio Softbank-Gründer Masayoshi Son pfeift auf herkömmliche Managementtheorien. Eine Konzentration auf das, was andere Kerngeschäfte nennen, entspricht nicht seiner Vision von einem weltumspannenden Konzern. „Wir haben eine Rudelstrategie“, erklärte er Investoren dieses Jahr. Und mit der Beteiligung an der Ride-Sharing-App Uber zeigte er mal wieder, was er darunter versteht.

Virtuos investiert er das Geld von Softbank und den Anlegern in seinen 100 Milliarden US-Dollar schweren Softbank Vision Fund in Minderheitsbeteiligungen in eine Vielzahl von Ikonen der neuen Internetwirtschaft oder vielversprechende Startups, die das Zeug zu globalen Karrieren haben.

In der Regel kauft er 20 bis 40 Prozent, flankiert von einer guten Vertretung im Verwaltungsrat. Im Falle von Uber begnügte sich Son mit 15 Prozent und voraussichtlich zwei Sitzen. So will er, Son, den unternehmerischen Jagdinstinkt der Firmen wachhalten.

Gemeinsam soll dieses lose Netzwerk aus unabhängigen Beteiligungen dann gemeinsam mit dem Leitwolf Son Softbanks eigentlicher historischer Mission nachhetzen. „Das Kerngeschäft von Softbank ist die Informationsrevolution“, fasste er das Wesen seiner Gründung einst zusammen.

Dass es sich dabei nicht wirklich um ein „Kerngeschäft“ im herkömmlichen Sinn, sondern eine Mission handelt, stört ihn nicht. Aber seine Idee wirkt sich real auf Softbank aus. Das Unternehmen entzieht sich einfacher Klassifizierung. Softbank ist weder reiner Investor, noch Unternehmer. Es ist ein quecksilberartiger Hybrid, der verschiedenste Charakter kombiniert und seine konkrete Form beständig wandelt.

Einen Großteil des Werts machen derzeit Beteiligungen an Firmen wie Chinas Online-Shopping-Riesen Alibaba oder dem in Japan sehr erfolgreichen Internetportals Yahoo Japan aus. Darüber hinaus hat Son einige Unternehmen vollständig übernommen, in denen er Grundsteine für die laufende Revolution sieht.

Einer ist die Infrastruktur für den Informationsfluss der Zukunft, in Softbanks Fall die Mobilnetzanbieter Softbank in Japan und Sprint in den USA. Sprint war ihm und dem Rest des Vorstands letztlich sogar so wichtig, dass Softbank dieses Jahr eine Fusion des schwer kämpfenden Unternehmens mit dem größeren Anbieter T-Mobile der Deutschen Telekom platzen überraschend platzen ließ.

Ein anderer Grundstein ist für ihn der britische Chipdesigner ARM, dessen Entwürfe derzeit Chips für Smartphones dominieren. Und Son glaubt, dass die Briten diese Schlüsselstellung auch bei Chips für künstliche Intelligenz wiederholen können, die für ihn ein weiter Schlüsselfaktor ist.

Softbank investiert allerdings nicht nur in die Entwicklung künstlicher Intelligenz. Zudem will Son auch die Schnittstelle zwischen dem virtuellen Geist und realen Welt beherrschen, sprich die Robotik.

So hat Son zuerst 2012 den französischen Roboterentwickler Aldebaran aufgekauft und später geschluckt, um den Partnerroboter Pepper in größeren Stückzahlen zu produzieren. Dieses Jahr kaufte er der Google-Mutter Alphabet die Roboterentwickler Boston Dynamics und Schaft ab.

Um diesen Kern addiert Son mit eigenem und fremden Geld ein weites Spektrum an Firmen aus aller Welt, die im engeren wie weiteren Sinne mit der Anwendung von Informationstechnik und künstlicher Intelligenz zu tun haben.

Pharmafirmen sind genauso dabei wie Online-Malls und Büro-Sharing-Dienste. Einen Schwerpunkt bilden jedoch neue Mobilitätskonzepte mitsamt der Datensammlung. Vor dem Einstieg bei Uber hat sich Son bereits in die asiatischen Uber-Rivalen Didi in China und Grab in Singapur engagiert.

Doch Sons derzeitige Beteiligungswelle ist nur eine Momentaufnahme in der Metamorphose von Softbank. Der Visionär will noch weit mehr Firmen in sein Rudel aufnehmen. So hat er bereits Neuauflagen des Softbank Vision Fund angekündigt. Schließlich hegt er Ziele, die weit über seinen Tod hinausreichen.

So will der 60-jährige nun zu Lebzeiten die Grundlage dafür legen, dass Softbank in den kommenden 300 Jahren zu einem bestimmenden Konzern der künftigen Welt wachsen kann. Noch kaufen ihm die Investoren die Vision ab. Denn er verbindet Vision und Geld mit knallhartem Kalkül. Bei Uber nutzte er jüngste Skandale, um einen großen Teil seiner Aktien 30 Prozent unter dem bisher angenommenen Marktwert des Unternehmens zu kaufen. Die Chancen stehen daher gut, dass Softbank vorerst weiter der größte Investor in der Technikwelt bleibt.

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