Technikmesse CES Aufbruchsstimmung in der Halbleiterindustrie

Auf der Technikmesse CES präsentiert Chiphersteller Qualcomm weitere Details über seinen neuen Hochleistungschip. Die Branche setzt auf neues Wachstum jenseits der stagnierenden Smartphones.

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Qualcomm: Die Autoindustrie soll künftig zu einem wichtigen Standbein werden. Quelle: REUTERS

Halbleiter sind so etwas wie das Schwarzbrot der Tech-Welt. Sie liefern verlässlich Energie, aber wenn es am Buffet Auswahl gibt, greift man lieber woanders zu. Seit die Herrschaft der Software begann, das Internet und die sozialen Netzwerke aufkamen, redet die Branche mehr von schillernden Firmen wie Google, Facebook oder Amazon, statt von Prozessor-Tüftlern wie Qualcomm, Nvidia, Intel oder Infineon.

Doch das ändert sich gerade. Die Vernetzung der Welt erfordert eine neue Qualität von Rechenpower, sei es im smarten Zuhause, bei Virtual Reality-Brillen oder im autonomen Fahrzeug. „Wir verbinden mehr und mehr Dinge mit dem Internet“, sagt Raj Talluri, Produktmanager bei Qualcomm auf der CES. „Das schafft für uns viele neue Wachstumschancen.“

Und die braucht die Firma aus San Diego dringend. Der Hersteller, der bislang vor vor allem für die Herstellung von Mikroprozessoren in Smartphones bekannt war, profitierte jahrelang vom Handy-Hype. Inzwischen allerdings gilt der Markt als gesättigt, vor allem in den USA und Europa. Nach Schätzung des US-Marktforschungsinstituts IDC wuchs das Segment im letzten Jahr nur noch um 1,6 Prozent. 2015 hatte das Plus noch 10,6 Prozent betragen.

Die Wende soll ein neuer Hochleistungschip einläuten, über den der Konzern auf der CES nun weitere Details verrät. Snapdragon 835, so der Name der neuen Prozessor-Generation mit einer Größe von gerade einmal 10 Nanometer, ist 35 Prozent kleiner als sein Vorgängermodell und soll 25 Prozent weniger Energie verbrauchen.

Über eine Milliarde vernetzter Geräte im Internet der Dinge sind nach Auskunft des Unternehmens bereits mit Snapdragon 835 ausgerüstet, darunter so klangvolle Namen wie Google oder Samsung. Um auch für Produkte aus dem Segment Virtual Reality attraktiver zu werden, hat der Konzern auch die Verarbeitung von Bildern und Videos um 25 Prozent beschleunigt.

Autonomes Fahren als große Chance


Ein weiteres wichtiges Standbein soll künftig auch die Automobilbranche sein. „Die Transformation der Fahrzeugindustrie hin zu vernetzten, autonomen Fahrzeugen ist eine große Chance für Qualcomm“, sagt Patrick Little, bei Qualcomm fürs Autogeschäft verantwortlich. „Wir wollen das Auto auf intelligente Weise mit der Außenwelt verbinden.“

Fahrerlose Autos müssen in Bruchteilen von Sekunden Situationen bewerten und reagieren. Gerade in Gefahrensituationen dauert es zu lang, Daten aus dem Fahrzeug an die Cloud zu senden und entsprechende Analysen dort zu auszuführen. Informationen werden deshalb zunehmend an Bord ausgewertet. Damit die Cockpits nicht bis zur Decke vollgestopft sind mit Servern und Kabeln, braucht es große Rechenpower im Auto.

Hersteller aus der Halbleiterindustrie suchen deshalb zunehmend Partnerschaften mit Autoherstellern. Im Rahmen einer neuen Kooperation mit Volkswagen, plant Qualcomm, ein neues interaktives Unterhaltungssystem zu entwickeln und folgt damit dem Vorbild der Konkurrenz. Audi will gemeinsam mit Nvidia auf der CES einen neuen Chip vorstellen, der die bereits eingeführten „Virtual Cockpits“ in den neuen Audi-Modellen noch leistungsfähiger machen soll. BMW verbündete sich mit Intel.

Was die Autobauer auf der CES zeigen
Faraday Future Quelle: Presse
BMW Quelle: BMW
Ford Quelle: Ford
Waymo Quelle: Fiat
Mercedes EQ Quelle: Daimler
Honda NeuV Quelle: Honda
Continental Quelle: Continental AG

Qualcomm hatte letztes Jahr den niederländischen Konkurrenten NXP Semiconductors gekauft. Der Deal in Höhe von 30 Milliarden Dollar ist die größte Übernahme in der Geschichte des Herstellers aus Kalifornien und soll den Weg ins Geschäft mit vernetzten und autonomen Autos ebnen. NXP hat sich seit dem Kauf von Freescale Semiconductor für mehr als zehn Milliarden Dollar im Jahr 2015 zu einem führenden Zulieferer der Automobilindustrie entwickelt.

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