Telekom Austria Rückschlag für Carlos Slim in Österreich

Die Telekom Austria kämpft mit sinkenden Gewinnen. Das von Carlos Slim kontrollierte Unternehmen kommt beim Umbau zum IT-Konzern kaum voran.

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Die Telekom Austria musste im vergangenen Jahr einen schmerzlichen Gewinnrückgang hinnehmen. Quelle: Reuters

Wien Alejandro Plater ist in seinem Element. Der Vorstandschef der Telekom Austria spult im Raum „Österreich“ der in die Jahre gekommenen Wiener Konzernzentrale seine Vision herunter. Mit wenigen Powerpoint-Folien versucht er den Zuhörern in seinem spanisch gefärbten Englisch seine Vision der digitalen Zukunft zu vermitteln. „Wir wollen in unseren Ländern der Partner der digitalen Transformation sein“, heißt einer seiner Standardsätze. „Wir wollen den Konzern transformieren“, ist ein anderer. Seine Vision: Die Telekom Austria soll sich zum IT-Konzern wandeln.

Der 50-jährige Argentinier versteht es, Wind zu machen. Denn sein dreijähriger Vertrag läuft im Sommer dieses Jahres aus. Ob er nochmals um zwei Jahre verlängert wird, ist noch nicht entschieden. Alejandro Plater ist der verlängerte Arm des mexikanischen Multimilliardärs Carlos Slim, der über seinen Telekomgiganten América Móvil die auf Osteuropa konzentrierte Telekom Austria kontrolliert. An dem Konzern ist auch der österreichische Staat als zweitgrößter Aktionär maßgeblich beteiligt.

Die großen Hoffnungen, die Plater generierte, haben sich bislang für den Konzern mit seinen 19.000 Mitarbeitern und seinen 24 Millionen Kunden nicht erfüllt. Die Telekom Austria tritt auf der Stelle. Der Konzern, der neben Österreich auch in osteuropäischen Ländern wie Weißrussland, Bulgarien, Serbien, Kroatien und Slowenien aktiv ist, musste im vergangenen Jahr einen schmerzlichen Gewinnrückgang hinnehmen. Das Nettoergebnis ging trotz einer dreiprozentigen Umsatzsteigerung auf 4,4 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf 345,5 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 413,2 Millionen Euro.

Das Minus von über 16 Prozent ist vor allem auf die hohen Abschreibungen beim Markenwert zurückzuführen. Plater will Stück für Stück die Mobilfunkmarke „A 1“, bislang schon präsent in Österreich, in alle Länder einführen. Das schlägt sich bilanziell negativ nieder. Allein 2017 betrugen die Abschreibungen der Markenwerte rund 123 Millionen Euro.

Plater versucht mit bislang mäßigem Erfolg die Geschichte zu verkaufen, dass sich die Telekom Austria zu einem IT-Konzern entwickelt. „Dies bedeutet, dass wir uns auch selbst digitalisieren, neue Geschäftsmodelle und Wachstumsziele außerhalb der Kernmärkte nutzen.“

Das hört sich zwar gut an, ist aber in Praxis ziemlich mühsam und teuer. Beispielsweise will die Telekom Austria von München aus der Deutsche Telekom und Vodafone künftig Konkurrenz machen. „Wir konzentrieren auf Cloud- und Internet-der-Dinge-Anwendungen“, sagte Elisabetta Castiglioni, CEO der Telekom-Austria-Tochter A1 Digital, zuletzt. Hardware-Unternehmen müssten künftig verstärkt Software oder Services anbieten, davon ist die Managerin überzeugt. „Wir versprechen uns ein exponentielles Wachstum“, sagte die enge Vertraute von Plater.

Doch der „Big Bang“ im deutschen Markt ist bislang ausgeblieben. Auf Nachfrage will Plater keine Namen nennen. Zum prominentesten Kunden der Telekom Austria zählt bislang der Wiener Baukonzern Porr, der unter anderem das Großprojekt Stuttgart 21 baut. Beim Cloud Computing versprach Plater für die nächsten vier Jahre eine goldene Zukunft. „Wir wollen die Erlöse in unserer Cloud-Unit unsere Umsätze jedes Jahr verdoppeln“, sagte der CEO. Exakte Zahlen nannte der Vertraute von Carlos Slim in Wien aber nicht. Derzeit errichtet der Konzern in Wien ein neues Rechenzentrum. Im September hatte die Telekom Austria den Schweizer Cloud-Dienstleister Exoscale übernommen.

Mit flotten Sprüchen spart Vorstandschef bei seinen ansonsten seltenen Auftritten nicht. „Wir wollen ein Medienunternehmen sein. Wir wollen Medieninhalte transportieren und auch in einigen Ländern produzieren“, verkündete der Argentinier. Doch bislang sind die Aktivitäten als Medienunternehmen eher bescheiden: Sportkanäle in Bulgarien, dem Armenhaus der EU und die exklusive Übertragung der Champions League in Kroatien. Wirklich relevant für den Umsatz sind die medialen Aktivitäten der Telekom Austria bislang noch nicht. In Vorstandskreisen ist vom Beitrag zu den Konzernerlösen von ein oder zwei Prozent die Rede.

An der Börse kann die Bilanz und der Ausblick der Telekom Austria nicht richtig überzeugen. Die Aktie wird mit derzeit 7,53 Euro als hoch bewertet eingeschätzt. Von 16 Analysten empfehlen neun, die Aktie der Telekom weiter zu halten, fünf Experten empfehlen das Papier sogar zu verkaufen, darunter die einflussreiche HSBC. Auch beim Mutterkonzern América Móvil läuft es nicht rund. Denn der Telekomriese hat auf Grund der Abwertung des mexikanischen Peso einen Verlust von rund 490 Millionen Euro eingefahren.

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