Telekom-Tochter T-Mobile-US-Fusion ist endgültig geplatzt

Die seit Monaten verhandelte Fusion zwischen der Telekom-Tochter T-Mobile US und dem Wettbewerber Sprint ist vom Tisch. Offenbar konnten sie sich nicht darauf einigen, wer wie viel Macht bekommt.

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Eine Filiale von T-Mobile in New York: Der Mobilfunker wird nicht mit Sprint fusionieren. Quelle: dpa

Düsseldorf Nun ist es also tatsächlich vorbei. Nach monatelangen Verhandlungen konnten sich die Deutsche Telekom und der japanische Konzern Softbank nicht darauf einigen, wie viel Einfluss der jeweils andere am neuen Unternehmen haben wird. In einer gemeinsamen Pressemitteilung gaben die beiden Mobilfunker bekannt, die Fusionsgespräche würden nicht fortgeführt. Die Aussicht die beiden Unternehmen zusammenzuführen sei aus vielen Gründen verführerisch gewesen, erklärte T-Mobile- US-Chef John Legere in der Erklärung. Allerdings sei immer klar gewesen, dass ein Deal langfristig denn Wert für T-Mobile-Aktionäre erhöhen müsse.

Sprint-Chef Marcelo Claure ließ verkünden, obwohl sie die Vorteile einer Fusion erkennen würden, hätten sie beschlossen, das Geschäft lieber alleine weiterzuführen. Sprint habe eine gute Basis, etwa durch viel Frequenzbänder, die dem Unternehmen gehören und man wolle weiter stark investieren.

Beide Unternehmen betonten, sie wollten so weiter machen wie bisher und die großen Marktführer AT&T und Verizon weiter angreifen. Claure erklärte zudem, man könne sich Partnerschaften mit verschiedenen Branchen vorstellen. Dabei verzichten sie aber auf hohe Synergieeffekte bei einer Fusion sein, die von Experten auf 30 bis 45 Milliarden Dollar geschätzt werden.

Ganz offenbar gab es deutliche Unterschiede bei der Bewertung des eigenen und des anderen Unternehmens. Für die Telekom war es nach Informationen des Handelsblatts von vornherein klar, dass sie bei dem Zusammenschluss die Mehrheit an dem Unternehmen hält. Zum einen kann T-Mobile US die stärkeren Erfolge vorweisen, als die Softbank-Tochter Sprint. Zum anderen ist es wichtig für die Telekom, die Oberhand über den US-Mobilfunker nicht zu verlieren, weil die Tochter die einzige im Konzern ist, die starke Wachstumszahlen vorlegen kann.

Zwischenzeitlich hatte es Kritik aus dem Lager der Sprint-Aktionäre gegeben, weil berichtet wurde, die Telekom wolle keinen Aufschlag auf die Sprint-Aktie geben, obwohl der US-Mobilfunker über viele wichtige Frequenzen verfüge. Aus Reihen der Telekom wurde jedoch wiederholt darauf verwiesen, dass Sprint sehr hoch verschuldet sei und viele Frequenzen noch nicht genutzt würden und dafür weitere Investitionen nötig seien. Sprint hat derzeit fast 29 Milliarden Euro Schulden.

Softbank-Chef Masayoshi Son sah sich offenbar trotzdem in einer besseren Verhandlungsposition, als ihm die Telekom dies zugestehen wollte. Laut verschieden lautender Medienberichte soll er 40 Prozent der Anteile des neuen Unternehmens gefordert haben. Eine andere Meldung besagt, er wolle besseres Austauschverhältnis seiner Sprint-Aktien für die des neuen Unternehmens. Statt neun für eine Aktie wolle er nun acht für eine tauschen. Damit hätte ihm mehr als 33 Prozent des Unternehmens gehört.

Das sind mehr als sechs Prozent mehr, als alleine unter Berücksichtigung der derzeitigen Marktkapitalisierung wäre. Die Telekom hält rund 64 Prozent an T-Mobile US. Softbank rund 83 Prozent an Sprint. Allerdings ist die Telekom-Tochter an der Börse mit rund 43,4 Milliarden Euro fast doppelt so viel Wert wie Sprint mit rund 22 Milliarden Euro. Das fusionierte Unternehmen wäre 65,4 Milliarden Euro wert - und der Telekom würde etwa 42 Prozent davon gehören und Sprint knapp 28. Der Rest wäre im Besitz der Minderheitsaktionären der beiden Unternehmen. Unklar ist allerdings auch, ob die dem Deal zugestimmt hätten.

Zum Wochenanfang verschreckte bereits ein Bericht der japanischen Wirtschaftszeitung „Nikkei“ die Anleger mit der Nachricht, die Fusionsgespräche seien geplatzt, weil der Verwaltungsrat der Sprint-Mutter Softbank-nicht mit der angedachten Verteilung der Eigentumsverhältnisse zufrieden war. Sie wollten die Macht nicht abgeben. Diese Nachricht wurde schnell von anders lautenden Meldungen, es sei nur Kritik geäußert worden, aber keine Entscheidung getroffen worden, abgemildert. Trotzdem fiel die Aktie von Sprint um rund neun Prozent, die der Telekom um fünf Prozent.

Nach dem Schreck keimte am Donnerstag wieder Hoffnung auf: Nach Informationen des Handelsblatts hatte am Mittwoch der Verwaltungsrat von T-Mobile US beschlossen, Softbank ein verbessertes Angebot für eine Fusion zu unterbreiten. Doch nun sind die Gespräche ganz gescheitert.

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