Telekomkonzern Unitymedia-Übernahme durch Vodafone könnte nächste Woche stehen

Vodafone will Unitymedia vom US-Kabelkonzern Liberty Global übernehmen. Beide Seiten stehen laut einem Bericht kurz vor einer Einigung.

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Vodafone: Unitymedia-Übernahme könnte nächste Woche gelingen Quelle: dpa

London, Berlin Der britische Telekomkonzern Vodafone feilt Insidern zufolge an letzten Details für eine Übernahme von Teilen des europäischen Geschäfts des US-Kabelkonzerns Liberty Global. Eine Einigung könne bereits in der nächsten Woche erzielt werden, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Der Deal könnte inklusive Schulden 16,5 Milliarden Euro wert sein. Vodafone wie auch Liberty wollten keine Stellung nehmen.

Anfang Februar hatte der weltweit zweitgrößte Mobilfunker Vodafone erklärt, mit dem Unitymedia-Mutterkonzern über den Kauf von Kabelbeteiligungen dort zu sprechen, wo beide Firmen in den gleichen Märkten tätig sind. Das ist in Deutschland mit der in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg tätigen Unitymedia der Fall, außerdem in der Tschechischen Republik, Ungarn und Rumänien. Deutschland ist für Liberty Global nach Großbritannien der zweitgrößte Markt. Im vergangenen Jahr steigerte Unitymedia den Umsatz um vier Prozent auf 2,4 Milliarden Euro.

Die Deutsche Telekom wie auch der Bundesverband Glasfaseranschluss Buglas liefen sich schon mal gegen einen solche Übernahme warm, während sich der Verband der Telekom-Rivalen VATM wohlwollend äußerte.

Eine Remonopolisierung der Kabelnetze werde von Experten zurecht kritisch bewertet, teilte die Telekom am Donnerstag mit. „Fernsehen nur noch über Vodafone dürfte nicht nur Medienpolitiker misstrauisch machen, zu befürchten sind auch erhebliche Einschränkungen für Verbraucher.“ Zuvor hatte Telekom-Chef Timotheus Höttges die inzwischen laut Insidern weit fortgeschrittenen Fusionspläne bereits als „inakzeptabel“ bezeichnet.

Vor vier Jahren hatten die Briten für rund zehn Milliarden Euro Kabel Deutschland gekauft, um aus einer Hand Mobilfunk, Internet-Anschlüsse, Fernsehen und Festnetz anbieten zu können. Zusammen mit dem Europageschäft von Liberty Global würde Vodafone der Deutschen Telekom deutlich mehr Konkurrenz machen. VATM schätzt den Marktanteil der Telekom bei den Breitbandkunden auf 40,1 Prozent. Demnach kommt Vodafone auf 19,7 Prozent, 1&1 auf 13,8 Prozent und Unitymedia als Nummer vier auf 10,5 Prozent.

Ähnlich wie die Telekom argumentiert auch Buglas. Verbandschef Wolfgang Heer sagte zu Reuters: „Ein neues Monopol entsteht.“ Der Verband kritisiert, die mit einer Fusion verbundenen Größenvorteile für den Betrieb eines dann bundesweiten Kabelnetzmonopols würden die Wirtschaftlichkeit des überwiegend regionalen Ausbaus der Gigabit-Netze ernsthaft gefährden.

Darüber hinaus würde der Wettbewerb bei der Versorgung der Wohnungswirtschaft sowie der TV-Rechte erheblich verzerrt und regionale Anbieter verdrängt.

Während Buglas und Telekom gegen die Fusionspläne Sturm laufen, unterstützt der VATM das Vorhaben. „Der VATM würde es aus Sicht der Kunden begrüßen, wenn es einen stärkeren Gegenspieler zur Telekom gäbe. Es ist Aufgabe der Wettbewerbsbehörden zu prüfen, ob aus wettbewerblicher Sicht Auflagen erforderlich sind“, teilte der Verband mit, zu dessen Mitgliedern auch Vodafone zählt.

2015 waren die Fusionsgespräche von Vodafone mit Liberty Global bereits einmal gescheitert, allerdings kamen beide Unternehmen ein Jahr später zumindest in den Niederlanden zusammen. Insidern zufolge muss letztlich die EU-Kommission grünes Licht für den Zusammenschluss geben. Das hänge mit der Größe des Deals und der beteiligten Parteien zusammen.

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