




Da steht der Neue nun ganz oben auf der Bühne im großen Konferenzsaal der Bonner Telekom-Zentrale und strahlt. Timotheus Höttges, seit neun Wochen Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, präsentiert eine Bilanz, von der eigentlich niemand weiß, wer die Verantwortung dafür trägt. Sind die überdurchschnittlich guten Zahlen noch das Werk von René Obermann, der sich im vergangenen Jahr Stück für Stück aus dem operativen Geschäft herausgezogen und quasi fließend das Zepter an seinen Duz-Freund Höttges übergeben hat.
Oder trägt das Zahlenwerk schon die Handschrift von Höttges, der insbesondere in der zweiten Jahreshälfte stärker aus Obermanns Schatten herausgetreten ist und selber die ersten wichtigen Weichenstellungen im Konzern vorgenommen hat. Fest steht jedenfalls: Die beiden haben die schwierige Übergangsphase blendend gemeistert – wie sich aus den jetzt vorliegenden Zahlen für das Geschäftsjahr 2013 ablesen lässt.
Vor zwei Jahren sah das noch völlig anders aus. Der Erzrivale Vodafone hatte gerade die Marktführerschaft im Mobilfunk erobert und der Telekom eine prestigeträchtige Niederlage beigebracht. Bei fast allen wichtigen betriebswirtschaftlichen Kennziffern lieferten die Briten die höheren Werte. Obermann fühlte sich provoziert und schwor, so schnell wie möglich Vodafone wieder vom Thron zu stoßen. „Wir wollen wieder Marktführer werden“, versprachen die Telekom-Oberen damals. Was sich damals wie ein unverbindliches Lippenbekenntnis anhörte, ist heute Realität.
Die Deutsche Telekom dominiert den Heimatmarkt so stark wie schon lange nicht mehr. Im Mobilfunk ist der Vorsprung gegenüber Vodafone auf 6,4 Millionen Kunden angewachsen. Und im besonders wichtigen Weihnachtsgeschäft ist die Telekom mit einem Plus von 689.000 Nettoneukunden noch weiter enteilt. Mehr als zwei Drittel des Nettoneukundenzuwachses der vier deutschen Mobilfunkbetreiber im vierten Quartal 2013 gehen auf das Konto des Magenta-Riesen.
IT
Selbst im Festnetzgeschäft mit DSL-Anschlüssen ist die Telekom vom Siegeszug der deutlich schnelleren TV-Kabelnetzbetreiber weniger stark betroffen als die Konkurrenz. Während Vodafone und Telefónica/O2 weiter DSL-Kunden verlieren, halten die 12,4 Millionen T-DSL-Kunden weiterhin der Telekom die Treue. Dabei hatte die Telekom im vergangenen Geschäftsjahr mit der Ankündigung, die DSL-Anschlüsse von Vielsurfern künftig zu drosseln, das Eigentor des Jahres geschossen. Doch trotz des Proteststurms der Kunden im Internet blieb der auch von Marktforschern erwartete Einbruch aus. Gerademal 23.000 DSL-Kunden kündigten ihren DSL-Anschluss.
Die Botschaft, die von solchen Zahlen ausgeht, ist klar: Milliardeninvestitionen ins Netz und in den Vertrieb zahlen sich aus - nicht sofort, aber spätestens dann, wenn ein Qualitätsunterschied zur Konkurrenz sichtbar wird. Die Folge ist: Auch in den Auslandsmärkten in Europa und den USA muss die Telekom jetzt nachziehen.