„Der Ansatz von Tobit, mittels Facebook eine App zu bauen, klingt vielversprechend“, sagt Nicole Dufft, Senior-Analystin mit Fokus auf das Mobilgeschäft beim Marktbeobachter PAC in Berlin.
Geld verdienen will Groten weniger mit Chayns, sondern viel mehr mit Zusatzfunktionen in der App, die Tobit in einem eigenen Online-Store anbietet. So kann beispielsweise ein Restaurantbetreiber seine App mit wenigen Klicks um ein mobiles Tisch-Reservierungs-Modul erweitern oder ein Kino den Ticket-Verkauf per App anbieten. Für solche Erweiterungen verlangt Tobit bis zu 8,50 Euro im Monat.
Groten gibt sich jedenfalls kämpferisch. „Unser Ziel ist, dass innerhalb von 24 Monaten 100.000 Firmen und Vereine mit Hilfe von Chayn eine eigene App auf den Markt bringen“, sagt Groten. Geht seine Rechnung auf, würde Tobit einen Rekord aufstellen und binnen zweier Jahre indirekt zum größten App-Hersteller der Welt aufsteigen.
Groten schweigt zu seinen Geschäftszahlen. Den Hauptumsatz macht Tobit mit mit David, einem Softwarepaket für die integrierte Telefon-, E-Mail-, Fax- und SMS-Kommunikation in Unternehmens. Laut Bundesanzeiger setzte Tobit 2011 knapp 16 Millionen Euro um und erzielte einen Nettogewinn von fast zwei Millionen Euro.
Der Endvierziger scheint zu spüren, dass Chayns sein größter Coup werden könnte. Sein Büro im Tobit-Hauptgebäude direkt gegenüber dem firmeneigenen Beach Club ist seine Steuerzentrale. Die äußere Glas- und Aluminiumverkleidung gibt dem Unterfangen die passende futuristische Aussehen Fassade. An der Wand in Grotens Büro hängt ein riesiger Flachbildmonitor mit 2,5 Meter Diagonale, der eine Deutschland-Karte zeigt, auf der die neuesten Zahlen für seine Apps auflaufen.
Und es sind Superlativen. In der vergangenen Woche, nur gut acht Wochen nach der Freigabe der Software Anfang Oktober, hat Tobit die Marke von 10.000 Apps überschritten, die mit Hilfe von Chayns erzeugt und in den App-Stores der Konzerne Apple, Google (Android), Microsoft (Windows Phone) sowie Blackberry angemeldet wurden. In der Spitze kommen inzwischen 250 App-Anmeldungen am Tag hinzu.
Groten ist zuversichtlich, mit seinen Apps in gigantische Größenordnungen vorstoßen zu können. In Jeans und Sneaker sitzt er vor seinem Flachbildschirm und erläutert das Potenzial für seine Erfindung. Allein in Deutschland gibt es aktuell rund 750.000 Facebook-Fanseiten. Die großen Marken darunter wie VW oder Adidas, die bereits eine eigene App haben, seien jedoch in der Minderheit. Der ganz große Rest stehe jedoch ohne da.