Türkei – Deniz Yücel Springer-Chef wirbt für Kampagne gegen Erdogan

Mit einer Anzeigenkampagne in türkischen Medien will Axel Springer ihrem inhaftierten Journalisten Deniz Yücel helfen. Auch andere deutschen Unternehmen will Springer-Chef Döpfner dafür gewinnen. Doch die zieren sich.

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Düsseldorf Seit mehr als 200 Tagen sitzt der Journalist Deniz Yücel in türkischer Haft. Auch sein 44. Geburtstag vor einer Woche verstrich, ohne dass sich an seiner Situation etwas veränderte. Doch nicht nur der Türkei-Korrespondent der Tageszeitung „Die Welt“ ist inhaftiert, auch andere Deutsche kämpfen um ihre rechtmäßige Freilassung.

Dass Yücel und seine Leidensgenossen nicht vergessen werden, dafür sorgt Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender des Medienunternehmens Axel Springer SE, das unter anderem „Die Welt“ herausgibt. In einem Brief forderte der Medienmanager die Chefs der 30 Dax-Konzerne auf, ihn in einer Solidaritätsaktion gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu unterstützen. Mindestens die Hälfte der Konzernchefs sollten ihn unterstützen, so schreibt Döpfner, ansonsten habe die Aktion keinen Sinn. Ihm geht es vor allem um die Symbolkraft.

Der Plan sieht vor, dass Axel Springer mit anderen deutschen Unternehmen eine Anzeige in türkischen Medien veröffentlicht. „Von einigen dieser Unternehmen gibt es bereits positive Resonanz“, teile Axel Springer am Sonntag mit. „Die Bundesregierung unterstützt diese Initiative, und wir hoffen sehr, dass genügend deutsche Unternehmen, deren Erfolg auf freiheitlichen Werten beruht, die Anzeige inhaltlich unterstützen. Die Anzeige richtet sich nicht gegen die Türkei oder die türkischen Bürger.“

Die Botschaft des Medienhauses: „Rechtsstaatlichkeit, die Wahrung von Grundrechten und Pressefreiheit sind essenziell für den Wirtschaftsstandort Türkei. Fehlen diese demokratischen Grundlagen, leidet die Wirtschaft.“ Und nach Ansicht Döpfners ist es vor allem wirtschaftlicher Druck, der bei der Türkei wirke.

Das Echo bei den von Döpfner angeschriebenen Unternehmen ist bislang gemischt. Der Münchener Versicherungskonzern Allianz sagte gegenüber der „Wirtschaftswoche“, er wolle sich nicht an der Aktion beteiligen. Gerade Unternehmen, die viele Beschäftigte in der Türkei haben, lehnen eine kritische Stellungnahme ab. „Wir wollen unsere Mitarbeiter nicht in Gefahr bringen“, teilte die Allianz mit. Beim Münchener Rückversicherer Munich Re hieß es dagegen, man sei noch „bei der Meinungsbildung“.

Yücel ist seit Anfang 2017 inhaftiert. Auch die Journalistin Mesale Tolu sitzt seit diesem Jahr in türkischer Haft, ebenso der Dokumentarfilmer Peter Steudtner. Die türkische Regierung wirft ihnen vor, Terrorismus zu unterstützen. Kaum ein Land beschäftige „Reporter ohne Grenzen“ derzeit so sehr wie die Türkei, klagte Michael Rediske, der Gründer der Organisation, vor einer Woche anlässlich einer Kundgebung in Berlin.

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