Uber gegen Ola Apps kämpfen um Indiens Taximarkt

Der indische Taximarkt boomt – die Online-Vermittlungsdienste Uber und Ola wollen in ihre Expansion investieren. Vor Gericht bezichtigen sie sich derweil munter gegenseitig der unmoralischen Geschäftspraktiken.

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Zwischen den Fahrdienst-Vermittlern Uber und Ola tobt in Indien ein regelrechter Taxi-Krieg. Quelle: dpa

Neu Delhi Rund 500 Millionen Dollar (440 Millionen Euro) will der amerikanische Fahrdienstvermittler Uber in den indischen Markt investieren. Und das, nachdem allein in den vergangenen neun Monaten eine Milliarde Dollar (880 Millionen Euro) in den Dienst flossen. Währenddessen bleibt auch der ortsansässige Konkurrent Ola nicht tatenlos: Das indische Unternehmen hat vor, seiner Flotte von 26.000 Taxis in Neu Delhis Straßen weitere 2000 Fahrzeuge hinzuzufügen.

Aber es sind weniger diese Aktivitäten, die die Online-Vermittlungsdienste und ihre Apps ins Licht der Aufmerksamkeit rücken. Es sind vielmehr die andauernden Streitigkeiten zwischen Uber und Ola. Sie treten zum erbitterten Kampf um Indiens milliardenschwere Taxi-Industrie an. Diese verspricht enorme Wachstumsmöglichkeiten in einem Land mit einer Bevölkerung von 400 Millionen Menschen in den Städten, aber kaum sicheren und bequemen Transportmöglichkeiten.

2010 wurden Taxi-Apps in Indien eingeführt. Mittlerweile machen sie mehr als zehn Prozent der Taxi-Industrie des ganzen Landes aus, reguläre Taxis und dreirädrige Rikschas eingeschlossen.

Ola hat bereits den Neuling Taxi-For-Sure aufgekauft und bietet ebenso wie Uber Preise unter denen der traditionellen Taxis. Mittlerweile kommen immer schneller neue Städte und Kunden hinzu, während die Taxi-Fahrer zunehmend deprimierter sind angesichts des indischen Verkehrskollaps und der Schwierigkeiten, in den überfüllten Straßen einen Parkplatz zu ergattern.

Bisher dominierte Ola, das unter anderem von der japanischen Softbank-Gruppe und dem Hedge-Fonds Tiger Global Management finanziert wird, den Markt für Smartphone-Apps mit einer Präsenz in mehr als 100 Städten und einem Marktanteil von nahezu 50 Prozent. Uber, seit 2013 auf dem indischen Markt, ist in 29 Städten vertreten, und höchst begierig darauf, zu expandieren. Zeitgleich drängen unzählige kleinere Anbieter auf den Markt.

Der Kampf um den Markt wird offensichtlich mit harten Bandagen ausgefochten. Das Gerangel um den Spitzenplatz unter den Taxi-Apps wird zunehmend grotesker. Gegenseitig bezichtigen sich Uber und Ola des unmoralischen Verhaltens - in diesem Monat reichte Uber Klage gegen Ola ein mit dem Ziel einer einstweiligen Verfügung und einer Schadensersatzforderung in Millionenhöhe.

Der Vorwurf: Der Rivale aus Bangalore soll mehr als 90.000 Kundenkonten gefälscht und damit 400.000 Buchungen bei Uber gemacht haben, die dann storniert worden seien, um das Geschäft zu stören. Ola wies die Anschuldigungen als lächerlich zurück und mutmaßte, sie dienten dazu, Ubers eigene Schwierigkeiten zu verschleiern.


Vorwürfe „unseriös und falsch“

Die Anschuldigungen ähneln denen, die 2014 gegen Uber in den USA erhoben wurden: Dort behauptete der Anbieter Lyft, Uber habe Tausende von Buchungen getätigt und abgesagt. Uber bestritt die Vorwürfe.

Ola bestreitet ebenfalls die Vorwürfe und nennt sie „unseriös und falsch“. In einer Stellungnahme erklärte das Unternehmen, es könne sich durchaus vorstellen, dass diese Anklage der Versuch sei, von den Rückschlägen des US-Unternehmens in Indien abzulenken und als Vergeltung interpretiert werden könne.

Letzteres bezieht sich auf eine Petition von Ola im vergangenen Herbst. Ola beschuldigte Uber darin, eine offizielle Anordnung für über App georderte Fahrzeuge zu missachten. Derzufolge sollen Taxis in Neu Delhi von Diesel auf Erdgas umsteigen. Bis diesen Monat hatten die Unternehmen Zeit, die Anordnung umzusetzen, die der extremen Luftverschmutzung in der indischen Großstadt Einhalt gebieten soll.

Uber hatte auch schon früher Schwierigkeiten in Indien. Nachdem ein Fahrer 2014 wegen der Vergewaltigung einer 26 Jahre alten Passagierin angeklagt worden war, warf man dem Unternehmen vor, es würde Fahrer nicht sorgfältig genug prüfen. Ubers Ansehen litt darunter, und die Regierung verbot kurzzeitig alle Taxi-Apps, bis neue Regelungen gefunden wurden.

Experten halten das aggressive Auftreten von Uber und Ola für eine verfeinerte Strategie, um ihre Dienstleistungsangebote hochzutreiben und sich ihre Marktposition zu sichern, angesichts der Tatsache, dass das Land mit Verkehrseinschränkungen versucht, die Luftverschmutzung zu drosseln. So wird am 15. April in Neu Dehli ein Fahrverbot eingeführt: Abwechselnd müssen Autos mit geraden oder ungeraden Nummernschildern zwei Wochen stillstehen. Die Bewohner sagen, sie würden in dieser Zeit auf Taxi-Unternehmen zurückgreifen.

Streitereien gibt es auf dem App-Markt nicht nur zwischen Uber und Ola. Kürzlich beschuldigte die Rikscha-App Jugnoo aus der nordindischen Stadt Chandigarh Ola, unmoralische Methoden einzusetzen, um sein Geschäft zu sabotieren - unter anderem durch gefälschte Buchungen: Über 800 Kundenkonten waren in zehn Tagen ganze 20 000 Stornierungen getätigt worden. Eine Überprüfung der Gegenden, aus der die Buchungen stammten, ergab, dass sie alle aus der Nähe des Firmensitzes von Ola kamen.

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