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Umsatzrückgang Facebook-Optimisten geraten in Erklärungsnot

Facebook investiert mächtig, wächst aber nur noch schmächtig. Das stellt die erhoffte hohe Bewertung zum Börsengang infrage.

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Mitte Mai will Facebook an die Börse gehen - Vorher sollte Mark Zuckerberg allerdings noch ein paar Trümpfe in petto haben, um die hohe Bewertung zum Börsengang zu rechtfertigen. Quelle: dapd

Wer Facebook zum Börsengang im Mai einen Wert von 100 Milliarden Dollar andichten will, kommt langsam in Erklärungsnöte. Im Vergleich zum letzten Quartal 2011 schrumpfte der Umsatz des sozialen Netzwerkes in den ersten drei Monaten 2012 um sechs Prozent, netto an Gewinn blieben zwölf Prozent weniger hängen. Bei 1,06 Milliarden Dollar an Erlösen und einem Überschuss von 205 Millionen Dollar ergibt sich eine Nettogewinnmarge von 19,3 Prozent. Das sind neun Prozentpunkte weniger Marge als Apple im vierten Quartal 2011 erzielte – in wesentlich reiferen Märkten und in einer völlig anderen Umsatzdimension von 46,3 Milliarden Dollar. Ob Apple seine Traumzahlen im ersten Quartal 2012 gehalten hat, wird sich am heutigen Dienstagabend zeigen: um 23 Uhr werden die Ergebnisse erwartet.

Welche sozialen Netzwerke wirklich genutzt werden
So lange werden soziale Netzwerke wirklich genutztGoogle+ - Mit allen Mitteln versucht Google sein soziales Netzwerk zum Erfolg zu bringen. Vor allem die Verknüpfung mit den eigenen Diensten wie Google Mail oder Youtube soll Google+ helfen. Seit dem Start haben sich auch immerhin 90 Millionen Nutzer registriert, allerdings bleibt es oft auch dabei. Nach einer Erhebung der US-Marktforscher Comscore haben sich die Nutzer seit September im Schnitt nur drei Minuten pro Monat bei Google+ aufgehalten. Das „Wall Street Journal“ schreibt daher schon von einer „virtuellen Geisterstadt“. Quelle: dapd
Myspace - Selbst das schon oft totgesagte MySpace wird intensiver genutzt – mit acht Minuten sogar fast drei Mal solange wie Google+.
LinkedIn - 17 Minuten pro Monat halten sich die Nutzer des Online-Karrierenetzwerks LinkedIn auf der Seite auf. Für den deutschen Wettbewerber Xing lagen keine Daten vor. Quelle: REUTERS
Twitter - Mit 21 Minuten nur knapp davor liegt der Kurznachrichtendienst Twitter. Allerdings erfasst Comscore nur Besucher der Twitter-Website, gerade die intensiven Nutzer greifen jedoch gern auf spezielle Zusatzprogramme wie Tweetdeck zurück, so dass die echte Zahl höher liegt. Auch die mobilen Zugriffe wurden nicht erhoben, was jedoch alle Netzwerke betrifft. Quelle: dpa
Pinterest - Erstaunlich ist, dass sich zwei relative junge Netzwerke ganz vorn platzieren konnten. So gelang Pinterest mit 89 Minuten der Sprung aufs Treppchen. Auf der Seite können Nutzer Bilder und Netzfundstücke teilen. P interest ist derzeit eine der angesagtesten und am schnellsten wachsenden Seiten überhaupt.
Tumblr - Ebenso lange wie Pinterest wird Tumblr genutzt. Der Dienst bietet ist eine besonders schnelle und einfache Art des Bloggens. Auch bei Tumblr werden oft besondere Fotos geteilt – Musikstar Beyonce Knowles veröffentlichte beispielsweise exklusiv Fotos ihres Babys Blue Ivy Carter auf einer eigenen Tumblr-Seite. Beliebt sind auch die „Looking at Things“-Reihen, beispielsweise von Kim Jong-Il oder Christian Wulff.
Facebook - Mit riesigem Abstand steht Facebook an der Spitze: 405 Minuten halten sich die Nutzer im Schnitt jeden Monat in dm Netzwerk auf.     Quelle: dapd

Patente sollen Umsatz je Nutzer stärken

Bei Facebook drücken höhere Aufwendungen zur Nutzergewinnung auf die Erträge. 677 Millionen Dollar gab Facebook-Chef Mark Zuckerberg dafür aus und ergatterte damit 56 Millionen neue Kunden. 901 Millionen Menschen weltweit sollen Facebook inzwischen mehr oder weniger mögen. Immerhin hat Zuckerberg, einen Börsenwert von 100 Milliarden Dollar unterstellt, den Wert pro Kunden seit Ende Dezember von 118 auf 110,9 Dollar gesenkt. Das hilft aber solange nichts, bis er nicht auch den Umsatz je Nutzer stärker steigert als zuletzt. Helfen sollen dabei Patente, die Microsoft kürzlich von AOL erwarb und jetzt an Facebook für 550 Millionen Dollar weiterreicht.

Details zu den Patenten sind nicht bekannt.  Es soll sich um Techniken zu Nachrichtenversand,  Online-Suche, Bildverarbeitung und Internet-Telefonie handeln. Kürzlich erst kaufte man für eine Milliarde Dollar den Fotodienst Instagram mit 30 Millionen Nutzern. Facebook versucht sich also auf mehreren Feldern für die Zukunft zu rüsten ­– und lässt sich das ordentlich was kosten.

Gemessen an dem zuletzt schwachen Wachstum (im Quartal plus 45 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal nach plus 88 Prozent zu Beginn des Jahres 2011) und den gewinnmindernden Zukunftsinvestitionen braucht Zuckerberg vor dem Börsengang eigentlich ein paar Trümpfe, um Anleger in Massen in die Aktie zu locken. Wächst der Umsatz des Netzwerkes nicht bald wieder schneller, gehören die Papiere nach Stand der Dinge nicht ins Depot – es sei denn der Preis läge deutlich unter der aktuellen vorbörslichen Bewertung von 44 Dollar je Aktie oder 102,61 Milliarden Dollar Unternehmenswert.

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