Unerwartet starkes Quartal Apple belebt das iPad wieder

Die Wall Street ist begeistert. Unerwartet gute Verkaufszahlen für iPhones und iPads und eine spezielle Ankündigung haben den Apple-Aktionären Freude bereitetet. Das Unternehmen ist jetzt 800 Milliarden Dollar wert.

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Anleger erfreut über Apple-Zahlen

Die Wall Street hätte Apple diesmal eigentlich alles verziehen. Weniger iPhones, weniger iPads, alles wäre egal gewesen. Denn das bedeutende Quartal ist erst das laufende; das vierte des Geschäftsjahres. In diesem Zeitraum wird der Verkaufsstart des iPhone 8 erwartet – das Smartphone zum zehnjährigen Jubiläum.

Vermutet wird, dass das neue Produkt alle Rekorde sprengt, einschließlich Verkaufspreis. Gerüchten zufolge sollen die Premium-Versionen für mehr als 1000 Dollar über die Ladentheken gehen. Dafür soll das Modell mit mehr Speicher, einer Gesichtserkennung als Zugangsberechtigung, mehr innovativen Spielereien und mehr Glas ausgestattet sein.

Wohl auch angesichts des Verkaufsstarts erwarteten Analysten ein gedämpftes Quartal. Nur der Ausblick auf das laufende, der durfte auf keinen Fall enttäuschen. Doch es kam anders – besser. Die iPhone-Verkäufe blieben im Vergleich zum Vorjahr mit Plus zwei Prozent unerwartet stabil. Gegenüber dem Vorquartal lag der Stückumsatz allerdings bei minus 19 Prozent. Vor allem das iPhone 7 war weiter gefragt, hieß es im Analystengespräch am Dienstag.

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Mit den in dem Dreimonatszeitraum verkauften 41 Millionen Smartphones ist der Absatz auf insgesamt 1,2 Milliarden Geräte gestiegen. Auch wenn nicht mehr alle in Betrieb sind, ist es eine wichtige Messzahl für die Sparte Services, in der auch Musik, Medien und Apps verkauft oder im Abo abgesetzt werden. Die Sparte generierte mit 7,2 Milliarden Dollar und einem Plus 22 Prozent zum Vorjahr einen Rekord.

Die größte Überraschung war ein Absatzplus von 15 Prozent bei den iPads. Verstärkte Verkaufsanstrengungen in US-Schulen sollen hierfür der Grund sein. Google hatte dort mit seinen Chromebooks kräftig zugelegt, Apple schlägt nun mit den iPads zurück. Auch Microsoft brachte in Klassenräumen einen Laptop mit Windows 10 S an den Start.

Der Gesamtumsatz im Konzern kletterte um 7,2 Prozent auf 45,4 Milliarden Dollar, das stärkste Wachstum seit sieben Quartalen. Der Nettogewinn legte um 11,9 Prozent auf 8,7 Milliarden Dollar zu. Das ist der zweite Gewinnzuwachs nach einem Jahr mit Abwärtstendenz.

Besonderes Augenmerk erhielten die Schätzungen für das laufende Quartal. Das iPhone 8 wird für den September erwartet und damit vielleicht für zwei oder drei Wochen zum Quartal beitragen. Die Apple-Prognose von einem Quartalsumsatz zwischen 49 und 52 Milliarden Dollar Umsatz legt das nahe. Analysten hatten bislang auf bis zu 50 Milliarden Dollar gesetzt. Bewahrheiten sich die Gerüchte um Produktionsverzögerungen des neuen Smartphones und das Quartal wird verpasst, wird Apple seine Erwartungen entsprechend anpassen.

Doch damit rechnet im Moment kaum jemand angesichts der Voraussage. Cook ist mehr als optimistisch, dass es nicht nur klappen, sondern auch früh klappen wird. Anders wäre ein solcher Umsatzsprung nicht zu erklären. Jede Nachfrage zum Timing des iPhone-Launches erstickte der Apple-Chef allerdings im Keime: „Keine Kommentare zu etwas, was nicht bekannt gegeben ist“, war die lapidare Antwort.

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Die Aktie legte nachbörslich um bis zu sechs Prozent auf mehr als 159 Dollar zu, was den Börsenwert auf mehr als 800 Milliarden Dollar katapultierte. Kein Unternehmen an der Börse ist derzeit wertvoller.

Rund 11,7 Milliarden Dollar flossen insgesamt durch Dividenden und Aktienrückkäufe im abgelaufenen Quartal an die Investoren zurück, seit Beginn der Maßnahmen sind es laut Apple insgesamt bereits 223 Milliarden Dollar. Das kommt zum Rekordhoch des Aktienkurses hinzu.

Einen Schlenker machte Cook, was Donald Trump und seine ewigen Angriffe auf Apple wegen der Fertigung in China angeht. „Wir haben zwei Drittel unserer Mitarbeiter in den USA, obwohl wir nur ein Drittel unseres Umsatzes hier machen. Wir werden später im Jahr noch etwas dazu zu sagen haben.“ Es gehen Gerüchte um, Cook werde drei Fertigungswerke in den USA eröffnen. Analysten sind besorgt über einen möglichen Kostenanstieg und Probleme in der Zuliefererkette.

Ein Problemfeld ist da schon ausgemacht: In Festland-China gab es erneut einen Umsatzrückgang, dieses Mal um 9,5 Prozent auf acht Milliarden Dollar. Apple machte auch dadurch Schlagzeilen, dass das Unternehmen in China die sogenannten „VPN“-Apps – sichere Verbindungen, die Chinas große Firewall umgehen – auf Druck der Regierung aus dem App-Store entfernt hat. Bürgeraktivisten beschuldigen Apple, das nur gemacht zu haben, um Marktanteile zurückzugewinnen.

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