US-Konzern So umweltfreundlich ist Apple wirklich

Apple: So umweltfreundlich ist der iPhone-Konzern wirklich Quelle: Reuters

Apple meldet einen Teilerfolg auf dem Weg zum nachhaltigen Konzern – und ist doch von einer komplett grünen Bilanz noch weit entfernt.

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Ob im Apple-Store in Berlin oder in New York: Der Strom, der in den Läden des Tech-Riesen aus der Steckdose kommt, ist jetzt 100 Prozent grün. Auch alle Büros und Daten-Center von Apple werden seit diesem Monat rein durch erneuerbare Energien versorgt, teilte das US-Unternehmen am Montagabend in einer Pressemitteilung mit.

Eigentlich keine schlechte Bilanz für einen der größten Konzerne weltweit. Aber Apple hat sich zum Ziel gesetzt, komplett grün zu werden – inklusive all seiner Zuliefererunternehmen. Die machen den Großteil der Treibhausgasemissionen des Smartphone-Giganten aus. Und die Bilanz ist somit noch lange nicht „100 Prozent öko“.

Wenn es um eine grüne Bilanz des eigenen Unternehmens geht, war Apple schon immer vorne mit dabei. Der verstorbene Gründer Steve Jobs hatte es sich früh zum Ziel gesetzt, seinen Konzern eines Tages komplett mit erneuerbaren Energien zu betreiben. Diesen Monat verkündet das Unternehmen mit Sitz im Silicon Valley dann den ersten Teilerfolg: Alle Läden, Büros und Daten-Center weltweit werden mit Ökostrom betrieben.

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von Martin Fritz, Matthias Hohensee, Jürgen Berke, Astrid Maier, Christian Schlesiger, Lea Deuber

Sogar im jährlich erhobenen „Greener Electronics-Ranking“ der Umweltschutzorganisation Greenpeace landete das Unternehmen, jetzt unter CEO Tim Cook, im vergangenen Jahr auf dem zweiten Platz, direkt hinter dem Smartphone-Hersteller Fairphone.

„Apple ist bislang das einzige Unternehmen weltweit, dass sich offiziell zum Ziel gesetzt hat, dass auch seine Zulieferer komplett mit Ökostrom arbeiten“, erklärt Manfred Santen von Greenpeace. Die Geräte des Smartphone-Herstellers erfüllten wesentliche Umweltstandards, argumentiert die Organisation die Platzierung.

Greenpeace nahm den Energieeinsatz in der Produktion, den Einsatz von Chemikalien sowie das Recycling von Rohstoffen von 17 Technologieunternehmen unter die Lupe. Auch wenn Samsung, Huawei und Amazon auf den hinteren Rängen landen, sei der Trend zu einem grüneren Image besonders bei den Tech-Riesen deutlich zu erkennen, sagt Santen.

So ist Apple beispielsweise auch Mitglied in der Initiative Re100. Hier haben sich über 130 einflussreiche Unternehmen zusammengeschlossen, die ihre Energieversorgung teils schon bis 2020 oder 2030 komplett auf erneuerbare Energien umstellen wollen. Zu den Unterstützern zählen neben Apple auch Branchen-Riesen wie Google, Microsoft und Facebook, deutsche Großkonzerne wie BMW, SAP oder die Commerzbank, aber auch Handels- und Nahrungsmittelgiganten wie Walmart, Ikea, Nestlé und Coca Cola.

All diese Konzerne eint die Vision, sich künftig zu hundert Prozent mit grünem Strom versorgen zu wollen. 25 von ihnen haben das auch 2016 schon erreicht. Apple ist bislang allerdings noch nicht darunter. Denn ab jetzt laufen zwar alle Läden, Büros und Daten-Center weltweit mit grünem Strom. Die Produktion von iPad, iPhone und Apple Watch hingegen steht noch ganz am Anfang, was die CO2-Bilanz angeht. Laut des aktuellen „Environmental Responsibility Report“ von Apple, verursachte das Unternehmen insgesamt 29,5 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß im Jahr 2016.

Mehr als zwei Drittel der Treibhausgasemissionen gehen dabei auf die Produktion zurück. Und da hat Apple in Sachen Ökobilanz noch einiges zu tun. Aktuell können erst 23 aller Zulieferer eine komplett grüne Bilanz vorlegen. Die umstrittene chinesische Produktionsfirma Foxconn ist nicht unter ihnen. Bei einer Lieferkette von mehreren hundert Unternehmen hat Apple seine selbst gesteckten Ziele noch lange nicht erreicht.

Das weiß auch CEO Cook: „Wir werden weiter an die Grenzen des Möglichen gehen, was die Produktion unserer Materialien, unsere Einrichtungen und unsere Arbeit mit Zulieferern angeht, um neue kreative und zukunftsgerichtete Quellen für erneuerbare Energien zu finden. Weil wir wissen, dass die Zukunft davon abhängt“, sagte er in einem Statement.

85 weitere Apple-Zulieferer haben sich bereits bei einem Programm angemeldet, dass die Unternehmen vor Ort unterstützen soll grüner zu werden. Aber auch an anderer Stelle sieht Experte Santen noch Nachholbedarf, wenn der US-Konzern tatsächlich vollständig grün werden will. Schlecht schneidet Musterschüler Apple nämlich laut Greenpeace-Ranking vor allem bei der Reparierbarkeit ihrer Geräte ab.

„Apple ist nach wie vor auf schnelle Produktwechsel aus. Man kann sein iPhone zwar auch reparieren lassen, wenn es einmal kaputt ist, aber das kostet fast genau so viel, als würde man sich ein neues kaufen“, sagt Santen. Wirklich ressourcenschonend und nachhaltig werde Apple nur dann sein, wenn sie ihre Geräte möglichst langlebig gestalten, und da stoße man bislang an Grenzen.

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