Verlagshaus G+J trennt sich von europäischem Druckgeschäft

Das Verlagshaus verabschiedet sich mit Prinovis von seinem europäischen Druckgeschäft. Die offene Beteiligung übernimmt die Bertelsmann-Tochter Arvato. Unklar ist, wie Gruner + Jahr finanziell davon profitieren wird.

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Der Sitz des Zeitschriftenverlages Gruner + Jahr in Hamburg. Quelle: dpa

Das Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr („Stern“, „Gala“) gibt sein Druckgeschäft in Europa an den Gütersloher Mediendienstleister Arvato ab. Europas größter Zeitschriftenkonzern überträgt seine Beteiligung von 37,45 Prozent an dem Tiefdruck-Konzern Prinovis an Arvato. Damit hält die Bertelsmann-Tochter künftig 74,9 Prozent. Der Anteil von Axel Springer („Bild“, „Welt“) bleibt weiter unverändert bei 25,1 Prozent. Das teilten dieUnternehmen gestern mit.

Welche finanzielle Kompensation Gruner + Jahr für den Rückzug aus Prinovis erhält, blieb gestern unklar. Keiner der Beteiligten wollte zu den finanziellen Rahmenbedingungen Angaben machen. Laut Insider liegt der Unternehmenswert von Prinovis bei rund 300 Millionen Euro ohne die Bewertung der Druckaufträge. Die Erlöse im vergangenen Jahr sollen sich auf 600 Millionen Euro belaufen haben. Eine Bilanz legt das Hamburger Unternehmen traditionell nicht vor. An Gruner + Jahr ist Bertelsmann zu 74,9 Prozent und die Familie Jahr mit 25,1 Prozent beteiligt.

Die Anteilsverschiebung innerhalb des Bertelsmann-Konzerns ist keine Überraschung. Seit über einem halben Jahr verhandelten die Vertragspartner über einen Rückzug von Gruner + Jahr. Gruner-Chef Bernd Buchholz zählt das Druckgeschäft nicht mehr zu den Kernkompetenzen des Zeitschriftenhauses.

Gruner + Jahr will aber seine amerikanische Drucktochter Brown Printing behalten. Das beteuerte ein Unternehmenssprecher. Der in Waseca im US-Bundesstaat Minnesota ansässige Druckkonzern sei seit vielen Jahren profitabel. Brown Printing ist nach eigenen Angaben der viertgrößte Druckkonzern in den USA. Gruner + Jahr erwarb unter der Leitung des späteren Bertelsmann-Aufsichtsratschefs Gerd Schulte-Hillen 1973 Brown Printing. 


Prinovis baut weiter ab

Der Tiefdruckkonzern Prinovis war vor sechs Jahren unter der Führung des Bertelsmann-Chefs und heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden Gunter Thielen aus der Taufe gehoben worden. Doch die hochgesteckten Erwartungen an den europäischen Branchenprimus haben sich nie erfüllt. Die rückläufige Nachfrage und der dramatische Preisverfall machten Prinovis in den vergangenen Jahren zu einem der größten Sorgenkinder im weit verzweigten Bertelsmann-Reich.

Die Gütersloher mussten bereits vor Jahren den Standort Darmstadt schließen. Ein weiterer Abbau von 140 Arbeitsplätzen wie zuletzt in Nürnberg sei laut Prinovis unumgänglich. Die Druckerei am Standort Nürnberg erwartet dieses Jahr einen Verlust im mittleren einstelligen Millionenbereich bei einem dreistelligen Millionen-Euro-Umsatz, sagte zuletzt ein Unternehmenssprecher.

Die höheren Rohstoff- und Energiepreise sowie eine geringere Nachfrage machen der Druckbranche schwer zu schaffen. Die Konsolidierung läuft bereits auf Hochtouren. Zuletzt musste der Prinovis-Konkurrent Schlott Insolvenz anmelden.

Arvato will den Tiefdruckbereich künftig enger mit den Mediendienstleistungsgeschäften vernetzen. „Mit der Übernahme der Mehrheitsanteile an Prinovis verstärken wir die Vernetzung unserer integrierten Lösungen rund um die Produktion von Druckerzeugnissen“, sagte Arvato-Chef und Bertelsmann-Vorstand Rolf Buch. Gleichzeitig werde die Führungsstruktur von Prinovis vereinfacht. Arvato zählt bereits 67.000 Mitarbeiter. Prinovis betreibt Druckereien in Nürnberg, Dresden, Ahrensburg bei Hamburg, Itzehoe und im englischen Liverpool.

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