Vodafone Deutschland Auf der digitalen Überholspur

Hannes Ametsreiter will Vodafone zum „Motor für das digitale Deutschland“ machen. Schnelle Internetanschlüsse über Kabel treiben das Geschäft des Telekom-Rivalen an. Anderswo im Konzern läuft es dagegen schlechter.

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Eröffnung des Vodafone-Entwicklungszentrums: Chef Hannes Ametsreiter und Christa Koenen, Chef der Deutschen-Bahn-Tochter Systel, stellen einen vernetzen Mülleimer vor. Quelle: obs

Düsseldorf, London Düsseldorf zeigt sich an diesem Tag von seiner schöneren Seite. Mittwoch, Vodafone-Zentrale, 18. Stock. Hannes Ametsreiter, Deutschland-Chef des Telekomanbieters, hat Kunden, Kooperationspartner und Presse eingeladen. Mit dem Rücken zur gut sichtbaren Skyline der Stadt eröffnet er ein neues Forschungszentrum des Unternehmens. Es geht um nichts weniger, als die Vernetzung von allem und vielleicht auch jedem.

Die immer kleiner werdenden Sensoren und Chips können sheute fast überall stecken, ohne groß zu stören. Das Problem dabei ist nur: Damit sie Sinn machen, müssen sie die gesammelten Daten auch funken können. Dafür brauchen sie allerdings Strom – und Batterien halten nicht ewig.

Unternehmen und Wissenschaftler haben einen Weg gefunden, dieses Dilemma zumindest in Teilen zu lösen: Narrowband. Im Wesentlichen ist das eine Funktechnik, die wenig Strom verbraucht, wodurch die Batterien an den Sensoren deutlich länger halten. Zudem können sie die Daten relativ weit senden, auch durch Mauern. Ametsreiter will diese Technik im neuen Vodafone-Entwicklungszentrum weiter erforschen und voranbringen. Seine Ambition: das Internet der Dinge „massentauglich“ zu machen.

Es ist ein Baustein in seiner Strategie, Vodafone in Deutschland zum „Motor für das digitale Deutschland“ zu machen. Seit seinem Amtsantritt im Oktober 2015 versucht er, den Telekomanbieter als „Gigabit Company“ zu positionieren. Heißt: Vodafone will das schnellste Netz bieten. Ametsreiter nutzt dabei bewusst einen Verkaufsaspekt, dem Hauptkonkurrent Deutsche Telekom im Festnetz schwierig etwas entgegenhalten kann. Beide bauen auf eine Infrastruktur, die bereits seit Jahrzehnten genutzt wird. Allerdings können die Kabel von Vodafone technisch auf höhere Geschwindigkeiten gebracht werden, als die der Telekom.

Davon hat das Unternehmen zuletzt auch wieder profitiert. Das Geschäft mit Internetanschlüssen in der Kabelsparte bleibt Umsatztreiber bei Vodafone. Im dritten Quartal des im März endenden Geschäftsjahres 2016/17 kletterten die Erlöse in dem Bereich um 8,7 Prozent auf 556 Millionen Euro, teilte die Tochterfirma des britischen Unternehmens am Donnerstag mit. Ein Teil des Zuwachses entfiel allerdings auf eine Umschichtung von Hardware-Mieten in die Service-Erlöse. Gegenüber dem Vorjahresquartal erhöhte sich die Anzahl der Kunden, die bei Vodafone einen Internetanschluss via Kabel gebucht haben, um 11,5 Prozent auf knapp 3,3 Millionen.


Vodafone bleibt bei Kunden die Nummer drei

Befeuert durch das Kabelwachstum kletterte der gesamte Umsatz der deutschen Vodafone-Gruppe um 1,8 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Hiervon entfiel ein Anteil von 61 Prozent auf den Mobilfunk, der im Vergleich zum Vorjahreszeitraum unverändert geblieben ist. Mit 30,4 Millionen Mobilfunkkunden ist Vodafone weiter die Nummer drei im deutschen Markt. Ametsreiter zeigte sich zufrieden mit der Entwicklung: Vodafone habe sich wieder eine starke Position auf dem Markt erarbeitet und zeige seit vier Quartalen in Folge Umsatzwachstum.

Damit präsentierte der Österreicher deutlich bessere Ergebnisse als als andere Kollegen des Gesamtkonzerns. Wegen des Preiskampfs in Indien und auf dem Heimatmarkt Großbritannien stutzt Vodafone die Gewinnprognose zurecht. Das Betriebsergebnis dürfte im noch bis Ende März laufenden Geschäftsjahr nur um drei Prozent wachsen, teilte der weltweit zweitgrößte Mobilfunkkonzern am Donnerstag mit. Bislang rechneten die Londoner mit einer Steigerung von mindestens drei bis sechs Prozent.

Auf dem Heimatmarkt litt das Unternehmen unter dem starken Wettbewerb in der Geschäftskundensparte. Der Service-Umsatz, bei dem die Kosten für Handysubventionen herausgerechnet sind, sank im Vereinigten Königreich um gut drei Prozent. Gruppenweit stieg die Kennzahl im vorigen Quartal um 1,7 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro. Rund 2,5 Milliarden Euro entfallen dabei auf die Tochter Vodafone Deutschland, ein Plus von 1,8 Prozent.

Der indische Telekom-Markt ist in Aufruhr, seitdem Reliance Industries voriges Jahr neu eingestiegen ist. Das vom reichsten Mann des Landes, Mukesh Ambani, kontrollierte Unternehmen verkauft seit September unter der Marke Jio Gesprächsminuten und Megabyte an die mehr als eine Milliarde Inder. Da Jio sehr spät auf dem global zweitgrößten Telekom-Markt startete, versucht die Firma mit günstigen Datenpreisen und Gratis-Gesprächen Kunden zu locken. Wegen des harten Preiskampfs schrieb Vodafone vor drei Monate bereits fünf Milliarden Euro auf die Indien-Sparte ab.

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