
Sieht so ein Sieger aus? Als Hannes Ametsreiter am Dienstag auf seiner ersten Bilanzpressekonferenz im Düsseldorfer Campus die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr erläutert, kann sich der neue Deutschland-Chef von Vodafone ein Lächeln nicht verkneifen.
Am 1. Oktober, vor zwei Quartalen, hat der Österreicher die schwierige Aufgabe übernommen, den schwer angeschlagenen Mobilfunkbetreiber aus der Krise zu führen. Und offenbar setzt Ametsreiter an den richtigen Hebel an, um dem Primus Deutsche Telekom wieder Paroli zu bieten. Der Kundenschwund ist jedenfalls gestoppt. Und bei der wichtigsten Kennziffer – dem Umsatz aus Mobilfunkdiensten - meldet der britische Mobilfunkriese erstmals seit dreieinhalb Jahren wieder einen leichten Anstieg.
Gegenüber dem Vorjahr stieg damit der Marktanteil von Vodafone im Mobilfunk von 33,1 auf 33,5 Prozent. Der Vorsprung der Telekom betrug in den ersten drei Monaten des Jahres 2016 nur noch 144 Millionen Euro – so wenig wie schon lange nicht mehr. „Die rote Rennmaschine kommt wieder auf Touren“, erklärte Ametsreiter – und in seinen Worten klang ein klein bisschen Stolz mit.
Die zehn umsatzstärksten Telekomkonzerne der Welt
AT&T (USA)
Der US-amerikanische Telekommunikationskonzern AT&T Inc. war aufgrund seiner Monopolstellung in den USA und Kanada lange Zeit die größte Telefongesellschaft und Kabelfernsehbetreiber der Welt.
Umsatz: 100 Mrd. Dollar
Umsatz 2014, Werte gerundet; Quelle: Bloomberg
Verizon (USA)
Das US-amerikanisches Telekommunikationsunternehmen Verizon Communications mit Hauptsitz in New York landet mit 96 Milliarden Dollar Umsatz im Geschäftsjahr 2014 auf Platz 2.
Umsatz: 96 Mrd. Dollar
NTT (Japan)
Die Nippon Telegraph and Telefone Corporation (NTT) ist in Japan der Marktführer unter den Telekommunikationsunternehmen. Mit 81 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 2014 ist das Unternehmen der drittumsatzstärkste Telekommunikationskonzern der Welt.
Umsatz: 81 Mrd. Dollar
China Mobile (China)
Nach Kundenzahl ist China Mobile Ltd. ist mit mehr als 815 Millionen Kunden (Stand: erstes Quartal 2015, eigene Angaben) der weltweit größte Mobilfunkanbieter der Welt. Im Geschäftsjahr 2014 erwirtschaftete das chinesische Unternehmen rund 79 Milliarden Dollar und landet damit auf Platz 4.
Umsatz: 79 Mrd. Dollar
Deutsche Telekom (Deutschland)
Die Deutsche Telekom AG ist eines der größten europäischen Telekommunikationsunternehmen. Mit über 150,5 Millionen Kunden (Stand: 2014, eigene Angaben) ist der Mobilfunk der größte Unternehmensbereich. Außerhalb Deutschlands bietet der Konzern Mobilfunkdienste in den USA, Großbritannien, den Niederlanden, Österreich, Tschechien, Ungarn, der Slowakei, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Griechenland, Rumänien und Polen an.
Umsatz: 63 Mrd. Dollar
Telefónica (Spanien)
Das global agierende Telekommunikationsunternehmen Telefónica S.A. ist vorwiegend in Europa und Lateinamerika tätig, wo der Konzern vorwiegend unter der Marke Movistar auftritt. In Europa (außerhalb Spaniens) agiert Telefónica vor allem als O2. Auf dem spanischen Heimatmarkt und in Lateinamerika ist der Konzern Marktführer.
Umsatz: 50 Mrd. Dollar
Softbank
Die Softbank K.K. ist ein führender japanischer Telekommunikations- und Medienkonzern. Das Unternehmen ist vor allem im Bereich Telekommunikation tätig und verkauft damit einhergehend auch Mobilfunkgeräte und –Zubehör. Zum breiten Portfolio zählen aber auch die Entwicklung und Vermarktung von Online-Spielen, verschiedenen Internetdienstleistungen sowie Breitband-Technologien oder E-Commerce.
Umsatz: 50 Mrd. Euro
Vodafone (Großbritannien)
Die Vodafone Group (ein Akronym aus voice, data und fone) ist ein international agierendes, britisches Mobilfunkunternehmen mit Hauptsitz in Newbury (Berkshire). Der Konzern ist auf fast allen europäischen Märkten präsent und erzielte einen Umsatz von 45 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 2014.
Umsatz: 45 Mrd. Dollar
América Móvil (Mexiko)
Das mexikanische Unternehmen mit Firmensitz in Mexiko-City ist mit 289 Millionen Kunden (Stand: viertes Quartal 2014, eigene Angaben) der größte Mobilfunkanbieter in Lateinamerika. Mit insgesamt 48 Milliarden Dollar Umsatz landet es weltweit auf Platz 8.
Umsatz: 48 Mrd. Dollar
China Telecom
China Telecom Corp. Ltd. war einst ein staatseigener Monopolbetrieb und ist heute der größte Telekommunikationsanbieter in China. Mit 40 Milliarden Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2014 landet die China Telecom auf Platz 10.
Umsatz: 40 Mrd. Euro
Allerdings bleibt für Ametsreiter noch viel zu tun, um sich mit der Telekom wieder auf Augenhöhe zu duellieren. Im Mobilfunknetz der Telekom nutzen bereits 8,8 Millionen Kunden die superschnelle LTE-Technik mit den entsprechend höherwertigen Tarifmodellen. Bei Vodafone sind erst 7,7 Millionen.
Insbesondere bei den drei größten Sorgenkindern – dem Geschäft mit vorausbezahlten Prepaid-Karten, den Verkauf von traditionellen DSL-Anschlüssen und den langfristigen Verträgen mit Geschäftskunden – weist der Geschäftsbericht noch ein Minus aus. Aber Ametsreiter gibt sich zuversichtlich, dass auch dort seine Korrekturen greifen. Seine Ziel: Noch im gerade angelaufenen Geschäftsjahr 2016/2017 will er in allen Geschäftsbereichen eine Trendwende schaffen und wieder auf den Wachstumspfad beim Umsatz zurückkehren.
Helfen soll dabei auch eine bessere Vermarktung der TV-Kabelanschlüsse. Bereits jetzt können ein Drittel aller deutschen Haushalte – etwa 13 Millionen – bei Vodafone Internet-Anschlüsse mit einer Geschwindigkeit von 100 Megabit pro Sekunde buchen. Diesen Trumpf will Vodafone in den nächsten Monaten deutlich stärker ausspielen. „Wir wollen Deutschland beschleunigen“, sagt Ametsreiter.
Das größte Wachstumspotenzial hat Vodafone in einem Bereich, der bislang weitgehend brach liegt. Anders als in Nachbarländern wie Belgien, Österreich und Spanien schrecken die Deutschen noch davor zurück, alle Produkte – Festnetz, Mobilfunk und Fernsehen – aus einer Hand bei einem einzigen Anbieter zu buchen. Vodafone-interne Umfragen zeigen, dass sich die Kunden solche gebündelten Angebote – von Experten Triple Play genannt – durchaus anfreunden können. Doch bislang trauen sich nur wenige, die gesamte Kommunikation einem Anbieter anzuvertrauen.
Die Bindungsängste überwinden könnten die jetzt von der Deutschen Fußball-Liga neu ausgeschriebenen Live-Übertragungsrechte. Doch ob Vodafone in die teure Pokerrunde einsteigt und dem Pay-TV-Sender Sky die Fußball-Bundesliga wegschnappt, dazu wollte Ametsreiter nicht einmal andeutungsweise etwas sagen. Ein Zugpferd wie Fußball würde natürlich massenhaft Neukunden für TV-, Internet- und Mobilfunk-Abonnements anlocken.
Die Frage ist nur, ob ein Konzern wie Vodafone, der nach Monaten auf der Intensiv-Station gerade erst wieder das Laufen lernt, schon bereit ist, so viele Millionen Euro in ein äußerst langfristig angelegtes Zukunftsprojekt zu stecken.