Vodafone und Unitymedia Ein echter Konkurrent für die Telekom

Vodafone übernimmt für 18,4 Milliarden Euro nicht nur die Kabelnetze von Unitymedia in Deutschland, sondern auch in der Tschechischen Republik, Ungarn und Rumänien. Quelle: dpa

Vodafone holt 18,4 Milliarden Euro aus der Kriegskasse, um mit dem Kauf von Unitymedia in Deutschland zum ebenbürtigen Konkurrenten der Deutschen Telekom aufzusteigen. Ein charmanter Effekt des Mega-Deals.

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Den Zeitpunkt hätte Unitymedia nicht besser wählen können. Erst vor zwei Tagen eröffnete Vorstandschef Lutz Schüler zusammen mit Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch die erste Gigabit-City in Deutschland. In der Ruhrgebietsstadt können 170.000 Haushalte ab sofort Internet-Anschlüsse mit einer Geschwindigkeit von einem Gigabit pro Sekunde buchen, weit mehr als alle Konkurrenten derzeit bieten können. Unitymedia hatte Bochum ausgewählt, um zu zeigen, was sich aus dem TV-Kabel noch alles herausholen lässt. Bochum, lautete die Losung von Unitymedia, „ist jetzt die schnellste Stadt Deutschlands“.

Am Mittwochmorgen kündigen Vodafone und der US-Kabelriese Liberty an, dass sich die Eigentümerverhältnisse auf dem deutschen Kabelmarkt und damit auch in Bochum neu sortieren. Vodafone übernimmt für 18,4 Milliarden Euro nicht nur die Kabelnetze von Unitymedia in Deutschland, sondern auch in der Tschechischen Republik, Ungarn und Rumänien.

Vor allem in Deutschland steigt Vodafone damit zum mächtigsten Konkurrenten der Deutschen Telekom auf. Zusammen mit Unitymedia kann Vodafone 25 Millionen Haushalte über das TV-Kabel mit superschnellen Internet versorgen und damit in den kommenden Jahren nicht nur in Bochum, sondern auch den Bewohnern aller anderen Städte Hochgeschwindigkeitsanschlüsse mit derzeit 500 Megabit und bald auch einem Gigabit pro Sekunde verkaufen.

Das charmante an dem Mega-Deal: Zum ersten Mal entsteht ein echter Konkurrent zur Deutschen Telekom, der drei Viertel des Landes mit eigenen Infrastrukturen abdeckt und deshalb nicht mehr auf die lahmen Kupferleitungen der Deutschen Telekom angewiesen ist.

Mehr noch: Technisch sind die im TV-Kabelnetz verbauten Koaxialkabel den Kupferleitungen der Telekom sogar überlegen. Mit deutlich geringeren Kosten pro Haushalt lassen sich die TV-Kabelnetze ins Gigabit-Zeitalter beschleunigen. Ihre bisher sehr erfolgreiche Vermarktungsstrategie können die Betreiber der TV-Kabelnetze, künftig also Vodafone, beibehalten. Die TV-Kabel-Losung „doppelte Geschwindigkeit zum gleichen Preis“ (im Vergleich zu den DSL-Anschlüssen der Telekom) lockte schon in den vergangenen Jahren mehr Kunden an und sorgte dafür, dass Vodafone und Unitymedia den traditionellen Festnetzanbietern mit ihren DSL-Anschlüssen Marktanteile abnehmen konnten.

Ein Frage müssen die Wettbewerbshüter allerdings ganz schnell beantworten: Wie groß muss Vodafone werden, damit auch Anbieter ohne eigenes Netz Zugang zu den Kabel-TV-Netzen bekommen? Einseitig ausschließlich die Telekom in die Pflicht zu nehmen, dass sie ihr Netz für alle anderen Anbieter streng reglementiert öffnet, kann auf lange Sicht nicht gutgehen. Ab einem Marktanteil von 30 Prozent, meinen Regulierungsexperten, sollte auch Vodafone als neuer Herrscher über die TV-Kabelnetze solche Auflagen bekommen. Und diese Marke könnte Vodafone gemeinsam Unitymedia schon bald überschreiten.

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