Die Liste der Promis, die dem Tross angehören, wächst von einem Quartal zum anderen. SAP-Mitgründer Hasso Plattner mischt über seine im benachbarten Potsdam ansässige Risikokapitalgesellschaft HPV im Rennen um die besten Ideen und die heißesten Startups mit. Und selbst Hollywood-Schauspieler Ashton Kutcher hat seine Fühler in die Berliner Szene ausgestreckt: Seine gemeinsam mit Madonna-Manager Guy Oseary betriebene Gesellschaft A-Grade Investments hält Anteile an drei Berliner Startups.
Konkrete Zahlen über die Größe des Netzwerks gibt es nicht, dafür wächst die Szene zu schnell. Aber es dürften aktuell mehrere Hundert Internet-Startups in Berlin sein, die um Investoren, Aufmerksamkeit und Kunden buhlen. Befeuert wird der Nachschub an Ideen und Neugründungen durch Brutkästen, wie sie etwa die drei Brüder Oliver, Marc und Alexander Samwer mit Rocket Internet auf die Beine gestellt haben.
Berlins Startup-Netzwerk
Je nachdem, ob man etwa IT- und Biotech-Unternehmen mitzählt, hat das Startup-Biotop mittlerweile zwischen 10.000 und 50.000 Jobs in Berlin geschaffen. „Berlin ist praktisch selbst wie ein Startup – oder wie ein großer Brutkasten, der ständig neue Ideen gebiert“, sagt Roberto Bonanzinga, Partner beim im London ansässigen Wagnisfinanzierer Balderton Capital, einem der größten europäischen Investoren, der zum Beispiel am Berliner Spieleentwickler Wooga beteiligt ist. „Das ist eine perfekte Umgebung für Startups.“
Und so sorgt der riesige Inkubator Berlin dafür, dass die Maschen des Startup-Netzwerks von Tag zu Tag dichter werden. Inzwischen gibt es erste Multi-Gründer wie den 44-jährigen Schweizer Christophe Maire, die Geld aus Firmenverkäufen wieder zurück an die Spree pumpen. Maire hat sein 1999 gegründetes Unternehmen für Navigationssoftware, Gate 5, im Jahr 2006 für geschätzt 250 Millionen Dollar an Nokia verkauft.
2008 hob er das Unternehmen Txtr aus der Taufe, das sich nun nach einem Strategieschwenk auf E-Book-Software und virtuelle Bücher-Shops im Internet spezialisiert. Parallel arbeitet Maire inzwischen auch als Business Angel. Das heißt, er steuert Geld und Know-how bei und hat privat sowie als Partner beim Risikokapitalgeber Atlantic Ventures in diverse Berliner Startups investiert. „So entsteht langsam die Basis für ein nachhaltiges Firmen-Ökosystem“, sagt Maire über Berlin.