Wenn Dropbox-Gründer und -Vorstandschef Drew Houston am Mittwoch auf seiner Konferenz „Work in Progress“ in San Francisco vor seine Kunden tritt, ist der Name gewissermaßen Programm: Der Pionier für Cloud-Speicher im Internet hat sich nicht weniger vorgenommen, als den digitalen Arbeitsplatz in den Unternehmen zu revolutionieren.
Die neue Dropbox, die Houston im Detail präsentieren wird, soll die verschiedensten, bisher isolierten Tools auf dem virtuellen Arbeitsplatz am PC – dem sogenannten Desktop – in einer Anwendung bündeln – und das natürlich so, dass man von überall via Internet darauf zugreifen kann. „Jeder Wissensarbeiter bringt unterschiedliche Fähigkeiten mit und benötigt daher seine eigenen individuellen Software-Werkzeuge“, sagt Geraldine MacCarthy, die die Geschäftskundensparte Dropbox Business in Europa leitet, im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. „Mit der neuen Dropbox erhalten sie erstmals einen integrierten Arbeitsplatz statt vieler Silos.“
Dazu hat Dropbox sein Unternehmensprodukt Dropbox Business komplett überarbeitet: Künftig soll die neue Dropbox als Desktop-App auf dem Bürorechner der neue virtuelle Arbeitsplatz für Wissensarbeiter werden. Dazu integriert die Anwendung zahlreiche Produktivitätstools wie etwa das Büropaket Microsoft Office, die Projekt-Management-Software Trello oder die Kommunikationslösung Slack unter einer einheitlichen Oberfläche.
Der Vorteil: Nutzer müssen dann nicht mehr zwischen den verschiedenen Anwendungen hin und her wechseln, sondern können Dateien direkt in Dropbox bearbeiten, freigeben und teilen. „Weil User weniger Zeit mit dem Wechsel zwischen verschiedenen Apps verbringen und sich stattdessen auf die eigentliche Arbeit konzentrieren können, werden sie viel produktiver“, sagt MacCarthy.
Das Geschäft mit Software aus der Cloud – im IT-Jargon auch Software-as-a-Service (SaaS) genannt – boomt: Laut Studie des amerikanischen IT-Analysehauses Gartner sollen die weltweiten SaaS-Umsätze von 80 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr bis 2023 auf 141 Milliarden Dollar anschwellen. Wichtiger Wachstumstreiber hierbei sind Bürosysteme und Speicherplatz aus der Cloud. Neben Dropbox buhlen hier vor allem Google Drive und Microsoft OneDrive um Kunden.
Die neue Dropbox erlaubt laut ihrer Aussage zudem, dass sich Dokumente unter anderem aus Microsoft Office wie auch aus dem Konkurrenzprodukt Google Docs öffnen und bearbeiten lassen. „Wir bringen verschiedene Welten zusammen“, so MacCarthy. „Das ist ein großes Plus für alle Wissensarbeiter da draußen.“
Die Integration der E-Mail-Alternative Slack wiederum beschleunigt die Verteilung von Dateien und die Kommunikation: Nutzer können Inhalte oder Dateien künftig direkt von Dropbox aus über Slack-Kanäle senden und Dropbox-Dateien innerhalb von Slack-Konversationen freigeben.
Mit der neuen Dropbox will CEO Houston die Umsätze seiner Unternehmenssparte ankurbeln. Zwar nutzen laut Auskunft von MacCarthy aktuell bereits 400.000 Teams weltweit Dropbox Business. Welchen Umsatzanteil Dropbox damit an seinen Gesamterlösen in Höhe von 1,4 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 2018 erzielt, verrät das Unternehmen nicht.
Der Großteil dürfte jedoch weiterhin von bezahlenden Privatleuten unter den weltweit rund 500 Millionen Nutzern des Dropbox-Cloudspeichers stammen. Der Ausbau des Geschäftskundenbereichs würde bei Dropbox dank längerer Laufzeiten und höherer Gebühren für größere und verlässlichere Umsatzströme sorgen.
Um gerade Deutschen Unternehmenskunden, deren Bedenken um die Sicherheit ihrer Daten in der Cloud oft besonders stark ausgeprägt sind, die Hand zu reichen, bietet Dropbox jetzt auch eine Alternative zur Datenspeicherung in den USA. „Wir bieten jetzt auch die Datenhaltung außerhalb der USA an, wenn das ein Unternehmen wünscht“, sagt MacCarthy.