
Neulich wollte ich ein neues Smartphone kaufen. Meiner Schwester war ihres in die Badewanne geplumpst. Und exakt in dieser Sekunde war da Wasser drin gewesen und Kräuter-Schaumbad Typ Melisse. Jetzt lechzte sie zu Weihnachten nach meinem aktuellen.
Ihre ungezügelte Telefon-Gier passte mir ganz gut in mein persönliches Telekommunikations-Infrastruktur-Novellierungs-Konzept. Mein aktuelles Telefon langweilte mich und ich wollte meinen tristen Alltag mit einem Fingerabdruck-Sensor aufpeppen. Mit einem neuen iPhone 5S.





Jetzt waren diese neuen Apparillos allerdings erst einmal ausverkauft. Das gefiel mir gut. Denn Dinge, die rar sind, steigen in meinem Ansehen.
Ein freundlicher, offenbar sehr jugendlicher Mitarbeiter am Service-Telefon des Apple Store Berlin riet mir: „Achten Sie auf unsere Internet-Site. Wir wissen selber nicht, wann es wieder erhältlich ist; das läuft irgendwie über Cupertino.“
Und dann! Es war bislang ein ganz normaler Tag gewesen, da erreichte mich wie aus heiterem Himmel die Verkündung online. Ich weiß es noch wie gestern:
"Das iPhone 5 S ist jetzt ohne Reservierung im Apple Store verfügbar, solange der Vorrat reicht."
Grundgütiger! Ich also sofort rüber zum Kurfürstendamm und rein in den Store. Ich glaube, der Text auf der eleganten Tafel am Eingang begann mit dem Wort „leider“.
"Bitte schön?" Ein schlaksiger Headset-Rabauke strahlte mich an. Seine Brille ließ auf wenig Sex schließen.
Ich sagte: "Ich lese gerade, Ihr neues High-end-Telefon ist ausverkauft."
„Bei uns ist doch alles high end.“ Nun strahlten wir beide.
„Entschuldigung. Das 5S.“
"Ja. Wir warten auch schon drauf, dass Cupertino uns neue zuteilt. Am besten kommen Sie einfach noch mal rein." Er strahlte mehr denn je.
Ich war ganz offenbar ein gern gesehener Kunde. Ich strahlte zurück: "Danke. Ich hätte aber gerne jetzt eins. Was machen wir denn da?"
Plötzlich fiel meinem Berater siedend heiß ein, dass nicht er zuständig war, sondern ein sogenannter Manager.
Der Headset-Mann führte mich zu meinem neuen Kontaktmann und entschwand mit einer leichten Verbeugung - seinem Manager zugewandt. Der war ein rund 23-jähriger Muskeljunge mit akkurat gescheitelter blonder Tolle. Er wuchtete mir seine rechte Pranke zum Einschlagen hin.
"Hi, ich bin Dennis", jubelte er. Oder vielleicht hieß er auch Kai oder Hannes. In wichtigen Vorstellungsrunden kann ich mir vor Aufregung einfach keine Namen merken.
"Es tut mir leid, ich habe heute tatsächlich kein 5S mehr für Sie. Nur noch für Kunden mit Interesse an einem Mobilfunkvertrag."
Er faltete seine Hände vor seinem flachen Bauch. Sein Lächeln war weise und milde. Er hätte mein Vater sein können.
Ich wollte nicht neunmalklug erscheinen aber: „Im Internet schreiben Sie doch: JETZT ohne Reservierung verfügbar.“
"Ja, solange der Vorrat reicht."