
Bei kaum einem Gründer hat dies zuletzt so gut geklappt wie bei WhatsApp-Chef Jan Koum. Der in der ehemaligen Sowjetunion geborene Computer-Virtuose wanderte einst mit seiner Mutter in die USA ein. Es gab eine Zeit, da konnten sich die Koums nur dank Lebensmittelmarken ernähren. Den Verkaufsvertrag seiner Firma WhatsApp an Facebook im Jahr 2014 für den sagenhaften Preis von 22 Milliarden US-Dollar unterschrieb Koum – so haben es die Chronisten des Forbes-Magazines am Tag des Verkaufs in einem Porträt publiziert – in dem inzwischen verlassenen Gebäude, wo er sich einst die Marken mit der Mutter abholte.
Wichtige Zutat in Koums Story: Er habe schon als Kind mitbekommen, wie sich der Staat in alles einmische. Seine Eltern hätten etwa selten das Telefon benutzt, für den Fall, dass sie abgehört werden sollten. Privatsphäre und Datenschutz kämen für ihn an erster Stelle. Werbung und dafür Datenabgleich mit Facebook, dem neuen Eigentümer, werde es daher nicht geben, versprach Koum jedem, der danach fragte. Stattdessen baue er lieber auf Abo-Gebühren, die die Kunden direkt bezahlen, womit WhatsApp vor dem Verkauf an Facebook gerade mal 20 Millionen US-Dollar umsetze.
Zwei Jahre sind seither vergangen, nun hat Koum sein Versprechen einkassiert. In Zukunft werde WhatsApp die Telefonnummern seiner Kunden mit Facebook teilen und auch Werbung auf WhatsApp verkaufen.





Was lernen wir daraus?
Zweitens: Auch im vor Investoren-Geld verwöhnten Valley müssen selbst die Rebellischsten eines Tages richtig Geld verdienen, zumal sich das Klima zuletzt dort etwas angeraut hat. Und Werbung, das gilt für WhatsApp wie für viele andere Digital-Dienste, ist momentan die Quelle, die nun mal am üppigsten sprießt. Warum sollte ausgerechnet Facebook, ein börsennotierter Konzern, sich noch länger bei WhatsApp mit weniger begnügen, zumal das an der Börse sowieso niemand verstand.
Drittens: Am Ende entscheidet der Kunde. Schon als Facebook WhatsApp kaufte, war die Entrüstung in der Netz-Gemeinde groß. Aber nur wenige sprangen ab und viele, die es taten, kehrten dann auch noch zu WhatsApp zurück (Ich auch). Wer wirklich seine Daten bei sich behalten will, dem bleibt nichts anderes übrig, als zu dem von Edward Snowden empfohlenen Dienst Signal zu wechseln. Alle anderen können sich zurücklehnen und weiter die große Show Silicon Valley, die uns mitunter die besseren Geschichten als Hollywood verkauft, genießen.