
Schmissige Musik und Yahoo-Business-Reporter Mike Santoli erscheint im Bild. Er darf heute seine Chefin Marissa Mayer im Analystengespräch ankündigen. Die Marissa Mayer-Show beginnt auf dem hauseigenen Videokanal, die CEO von Yahoo erklärt, begleitet von enthusiastischen Werbevideos, welche Fortschritte gemacht wurden.
Die Nutzerzahlen der mobilen E-Mail-App steigen, digitale Magazine werden immer attraktiver für Werbetreibende, die Monetarisierung der Blogger-Plattform Tumblr hat begonnen. Immer mehr Menschen schauen Yahoo Videos online: „Premium-Inhalte ziehen Premium-Anzeigenkunden an“, lernen wir aus dem Mund der CEO, die im Sommer 2012 angetreten ist, um den taumelnden Internet-Konzern herumzureißen.
Die Werbekunden laufen davon
Doch die Realität sieht anders aus. Erneut sinkt der Nettoumsatz und zwar um drei Prozent auf 1,04 Milliarden Dollar. Und das, nachdem eine Milliarde Dollar für Tumblr ausgegeben wurde um den Umsatz zu steigern. Für Display-Anzeigen – Werbebanner oder -videos – gaben Anzeigenkunden sieben Prozent weniger aus als im Vorjahr. Der Preis pro Anzeige schmiert sogar um 24 Prozent ab. Riesige Marktanteilsverschiebungen finden zugunsten von Konkurrenten wie Facebook und Google statt. Beide werden in den kommenden Tagen ihre Zahlen vorlegen, und alle Analysten rechnen mit Wachstum.
Forrester-Analyst James McQuivey fasst es so zusammen: „Yahoos Bemühungen im Club der Plattform-Besitzer wie Google, Facebook und Apple aufzuschließen haben bislang kaum Früchte getragen.“ Das Problem seiner Meinung nach: Yahoo liegt schon wieder daneben und verpasst einen Trend: „Die typische Antwort Yahoos ist“, so McQuivey, „immer mehr Inhalte über den Leuten abzuwerfen, Videos, Nachrichten, Magazine, sogar TV-Shows“. Alles Bereiche, die Mayer als Zukunftsmärkte und Werbeträger bezeichnet.
Doch da könnte sie falsch liegen. „Um mehr Zeit im Leben der Kunden zu bekommen muss man heute und in Zukunft Dienste anbieten, etwa rund um das Haus oder die Gesundheit. Die haben Google und Apple im Griff.“ Beide Konzerne steigen groß in die Bereiche Gesundheit, Heimautomatisierung, Wearable Technologies (intelligente Armbanduhren zum Beispiel) und Auto-Entertainment ein.
Den Yahoo-Aktionären scheint das allerdings egal. Der Aktienkurs lag nachbörslich relativ stabil um 34 Dollar, zwei Prozent unter dem Vortag. Das aber nur, weil Mayer im Quartal für zusammen 719 Millionen Dollar rund 21 Millionen eigene Aktien vom Markt genommen hat und weiter Stücke wegkauft. Ein Gewinnausweis, der 19 Prozent unter Vorjahr liegt, war es sicher nicht, der die Aktionäre beruhigt hat.