Yahoo vor dem Verkauf Dreikampf um den Internet-Dino

Der Verkauf des Internet-Pioniers Yahoo geht in die heiße Phase. Drei Bieter sind offenbar noch im Rennen. Heute Abend legt Yahoo zudem Quartalszahlen vor – wirbelt das den Wettstreit noch einmal durcheinander?

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Auch unter CEO Marissa Mayer schwächelt das klassische Yahoo-Anzeigengeschäft. Quelle: AFP

Sunnyvale Im Bieterwettstreit um den Web-Pionier Yahoo tritt der Telekommunikations- und Medienriese Verizon laut einem Medienbericht gegen einen Privatinvestor und eine Online-Werbefirma an. Nachdem die Frist für erste Gebote in der Nacht zum Dienstag abgelaufen sei, gebe es noch mindestens drei Interessenten, berichtete der Finanzdienst Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen.

Neben Verizon sei noch der Finanzinvestor TPG im Rennen sowie der Spezialist für Online-Werbung YP Holdings, der früher als Adressen-Datenbank Yellowpages.com bekannt war. Andere große Interessenten wie Google, Microsoft oder die Telekom-Konzerne AT&T und Comcast entschieden sich laut Medienberichten schon vorher gegen ein Gebot. Yahoo kämpft mit Umsatzrückgängen, weil es nicht gelingt, das Geschäft mit Online-Werbung in Schwung zu bringen.

Der Internet-Konzern legt zudem nach US-Börsenschluss am Dienstag Zahlen für das erste Quartal vor. Analysten rechnen mit weiteren Geschäftsrückgängen. Doch egal, wie die neuen Zahlen im Detail ausfallen werden: Die grundsätzlichen Probleme des einstigen Web-Vorreiters, bei dem das Geschäft mit Online-Werbung trotz aller Anstrengungen nicht so recht in Gang kommt, sind hinreichend bekannt. Viele der angeblich rund 40 Interessenten winkten nach jüngsten Informationen bereits ab.

Als aussichtsreichster Anwärter gilt der Telekommunikations-Gigant Verizon. Er könnte die Medienangebote von Yahoo mit seiner Web-Sparte AOL zusammenrühren, in der die für über 300 Millionen Dollar gekaufte „Huffington Post“ sowie diverse Blogs wie „TechCrunch“ stecken. Analysten spekulieren, ob sie zusammen genug Gewicht hätten, um es mit Schwergewichten des Online-Werbegeschäfts wie Google oder Facebook aufzunehmen.

Bei Yahoo musste Googles einstige Vorzeige-Managerin Marissa Mayer feststellen, dass im Alleingang bei einem nur noch kleinen Player im Web-Geschäft keine großen Sprünge möglich sind. In mehr als drei Jahren gelang es ihr zwar, mehr Umsatz bei Video und anderen Medien-Inhalten zu machen – aber zugleich schwächelt das klassische Yahoo-Anzeigengeschäft, so dass die Erlöse unterm Strich stagnieren. Auch bei den Zahlen für das erste Quartal erwarten Marktbeobachter keine Veränderung.

Die vergangenen Monate waren zudem von Chaos geprägt. Erst wollte Mayer die Beteiligung von 15 Prozent an der chinesischen Online-Handelsplattform Alibaba, die nach aktuellen Kursen fast 29 Milliarden Dollar wert ist, verkaufen und den Erlös an die Aktionäre ausschütten. Doch dann weigerten sich die US-Behörden zuzusichern, dass der Deal steuerfrei bleiben würde.

Und deshalb wurde kurzerhand stattdessen der Rest zum Verkauf gestellt. Gebote abgeben konnte man den Berichten zufolge für alle möglichen Yahoo-Teile in verschiedenen Kombinationen: Web-Geschäft, Medien-Angebote, Yahoo Japan.

Der Großaktionär Starboard, der schon lange Front gegen Mayer macht, beschwerte sich öffentlich, man habe den Eindruck, Yahoo wolle gar nicht aufrichtig verkaufen. „Es war ein verdammter Witz“, sagte ein ranghoher Manager bei einem Finanzinvestor, der mitbieten wolle, der Magazin „Fortune“ zu dem Verkaufsprozess. Unter anderem sei es schwer gewesen, aus der Yahoo-Chefetage – inklusive Mayer – Informationen zur zukünftigen Entwicklung des Unternehmens herauszupressen.

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