
Youtube ist zehn Jahre nach seiner Gründung immer noch hoch defizitär. Zwar konnte das Portal im vergangenen Jahr seinen Konzernumsatz von drei auf vier Milliarden Dollar steigern, wie das US-Wirtschaftsmagazin „Wall Street Journal“ unter Berufung auf Insider berichtet - trotzdem bleibt Youtube fürs Erste ein Kostenpunkt in der Google-Bilanz.
Warum liefert Youtube neun Jahre nachdem Google das Unternehmen für 1,65 Milliarden Dollar gekauft hat, keine Gewinne? Die Voraussetzungen, um profitabel zu sein, bringt es mit.
Die zehn teuersten Google-Käufe
Admeld
Typ: Online-Werbevermarkter
Jahr: 2011
Preis: 400 Millionen Dollar
Wildfire Interactive
Typ: Social-Media-Vermarktung
Jahr: 2012
Preis: 450 Millionen Dollar
Postini
Typ: E-Mail-Sicherheit und Archivierungsdienst
Jahr: 2007
Preis: 625 Millionen Dollar
ITA-Software
Typ: Software für die Reiseindustrie, u.a. Flugsuchen
Jahr: 2010
Preis: 676 Millionen Dollar
AdMob
Typ: Mobiles Werbenetzwerk
Jahr: 2009
Preis: 750 Millionen Dollar
Waze
Typ: GPS-gestütztes Navigationssystem für Smartphones
Jahr: 2013
Preis: 966 Millionen Dollar
Youtube
Typ: Videoportal
Jahr: 2006
Preis: 1,65 Milliarden Dollar
DoubleClick
Typ: Online-Werbevermarkter
Jahr: 2007
Preis: 3,1 Milliarden Dollar
Nest
Typ: Automatisierungsunternehmen, produziert u.a. selbst lernende Thermostate
Jahr: 2014
Preis: 3,2 Milliarden Dollar
Motorola Mobility
Typ: Hersteller von Mobiltelefonen
Jahr 2011
Preis: 12,5 Milliarden Dollar
Die Videoplattform ist mit über einer Milliarde Nutzern weltweit die drittbeliebteste Website nach Google und Facebook. Die Zielgruppe ist sehr attraktiv – die Videoplattform erreicht nicht nur Teenager, die Hälfte der Nutzer ist über 35 und zwei Drittel verfügen über ein mittleres oder hohes Einkommen, ergab eine Ipsos-Studie.
Dazu sind die Kosten für Werbetreibende im Vergleich zur TV-Werbung gering und das Videonetzwerk bringt immer mehr Berühmtheiten hervor, die bei den US-Teenagern mittlerweile beliebter sind, als die Berühmtheiten aus der analogen Welt.
„Mit Youtube ist eine Menge Geld zu verdienen“, sagt Lars Reppesgaard, Autor des Buchs „Das Google-Imperium" und Senior Consultant bei der Unternehmensberatung doubleYUU. „Aber Google hat nicht die Gewohnheit, aus seinen Diensten den letzten Cent herauszupressen.“
Die Betriebskosten
Stattdessen investiert Google stark in das Videonetzwerk, denn der Betrieb ist teuer. Gigantische Serverplattformen werden betrieben, um die 300 Stunden Videomaterial zu sichern, die in jeder Minute hochgeladen werden.
Die Unternehmen mit den meisten Views auf Youtube
Die Tabelle zeigt die Youtube-Kanäle deutscher Unternehmen nach Views pro Video im Jahr 2014.
DM
Der Youtube-Kanal von DM wartet mit 23.000 Abonnenten auf. Die 195 Videos wurden insgesamt fast sechs Millionen Mal angeschaut – was im Schnitt rund 30.000 Views pro Video bedeutet. Berechnet man den Durchschnitt der Views im vergangenen Jahr – immerhin zwei Millionen – anhand aller Videos auf dem Kanal, kommt DM auf durchschnittlich 10.712 Klicks im vergangenen Jahr.
C&A
C&A erreicht mit seinem Youtube-Kanal 1900 Abonnenten. Fast acht Millionen Views generierten die 614 Videos der Modekette. Alleine 2014 wurden 416 dieser Videos hochgeladen – und über sechs Millionen Views eingefahren. Im Schnitt macht das für C&A 2014 10.734 Views pro Video.
Airbus
Airbus hat 106.000 Abonnenten – damit gibt es deutschlandweit nur zwei Unternehmen, die mehr überzeugte Anhänger haben. Die 602 Videos wurden über 17 Millionen Mal betrachtet. 2014 wurde rund ein Viertel dieser Videos hochgeladen. Der Gesamtbestand wurde im Schnitt 11.028 Mal angeklickt.
Bauhaus
Was die Abonnenten betrifft, ist Bauhaus ein kleiner Fisch im Vergleich zu Airbus – es sind etwa 9000. Die 161 Videos, die sich auf dem Kanal finden, wurden immerhin sieben Millionen Mal betrachtet. 2014 lud Bauhaus allerdings nur 30 Videos hoch. Insgesamt fuhr Bauhaus im vergangenen Jahr fast zwei Millionen Views ein – im Schnitt also 11.269 pro Video.
Hornbach
Hornbach hat nicht nur im TV in den vergangenen Jahren einige Werbeerfolge feiern können. Mit Abonnenten wurde die Baumarktkette dafür nicht belohnt – nicht einmal 10.000 sind es. Insgesamt finden sich auf dem Hornbach-Kanal 107 Videos, die insgesamt 1,4 Millionen Mal angeschaut wurden. Einen Großteil der Videos – 84 – hat die Baumarktkette im vergangenen Jahr hochgeladen und damit auch einen Großteil der Views generiert – 1,2 Millionen. Im Schnitt wurden sämtliche Videos im vergangenen Jahr 11.729 Mal betrachtet.
Volkswagen
Volkswagen hat 37.000 Abonnenten. Insgesamt finden sich 556 Videos auf dem Kanal – über die Hälfte davon wurde im vergangen Jahr hochgeladen. Von den 25 Millionen Views, die der Kanal insgesamt generiert hat, entfallen 6,5 Millionen auf das Jahr 2014. Damit hat Volkswagen im Schnitt 11.740 Views im Vorjahr erhalten.
Penny
Der Discounter Penny hat nur 19 Videos auf seinem Kanal – und dementsprechend auch nur 550 Abonnenten. Insgesamt wurden die Videos von Penny 400.000 Mal betrachtet. Elf von ihnen wurden im vergangenen Jahr hochgeladen und brachten Penny 240.000 Views. Im Schnitt hat Penny damit im vergangenen Jahr pro Video 12.649 Views eingeholt.
Ford
Ford hat unter den Automarken die wenigsten Abonnenten – 5000. Insgesamt hat der Autobauer 207 Videos hochgeladen, die über zehn Millionen Mal betrachtet wurden. Im vergangenen Jahr hat Ford 37 Videos hochgeladen und 2,7 Millionen Views generiert. Im Schnitt macht das für das Jahr 2014 13.146 Views.
Puma
84.745 Abonnenten hat Puma – und insgesamt über 2635 Videos. Geklickt wurden diese über 66 Millionen Mal. Im Jahr 2014 lud Puma 483 Videos hoch, die über 66 Millionen Mal geklickt wurden. Im Schnitt wurde jedes Video 2014 damit 13.923 Mal betrachtet.
Audi
Kein Unternehmen deutschlandweit hat so viele Abonnenten wie Audi – 438.000 sind es. Gelockt wurden sie mit über 1500 Videos, die insgesamt über 45 Millionen Mal geklickt wurden. Im vergangenen Jahr hat Audi 286 Videos hochgeladen und 23 Millionen Views generiert. Im Schnitt sind es damit 15.167 Views pro Video.
Deichmann
Gegen Audi sehen die 1281 Abonnenten von Deichmann mager aus. Die 282 Videos, die sich auf dem Kanal befinden, sorgten für 4,8 Millionen Views. Die Hälfte der Videos – 140 – hat Deichmann 2014 hochgeladen – im selben Jahr hat Deichmann auch fast seine gesamten Views eingefahren: 4,6 Millionen. Das macht im Schnitt 16.424 Views pro Video.
ThyssenKrupp
ThyssenKrupp hat 788 Abonnenten und 42 Videos hochgeladen – 41 davon 2014. Auch von den 771.000 Views wurden fast alle im vergangenen Jahr generiert. Pro Video waren das 2014 18.433 Views.
Kaufland
Kaufland hat noch weniger Abonnenten als ThyssenKrupp – 760 sind es. Auf dem Kanal finden sich 27 Videos, die insgesamt 711.000 Mal betrachtet worden. 2014 wurden davon 14 Videos hochgeladen und der Kanal wurde 668.000 Mal geklickt – im Schnitt also 21.068 Mal.
Porsche
Nach Audi hat Porsche mit 223.481 Abonnenten die treueste Gefolgschaft. 1081 Videos sind auf dem Kanal verfügbar, die insgesamt 72 Millionen Mal betrachtet wurden. Im vergangenen Jahr lud Porsche 188 Videos hoch und generierte 23 Millionen Views – was im Schnitt 21.549 Views für das vergangene Jahr ergibt.
Opel
Opel hat nur ein Hundertstel der Abonnenten von Porsche – 2582. Die 95 Videos auf dem Kanal wurden fast 26 Millionen Mal angesehen. Sie wurden alle im vergangenen Jahr hochgeladen – dementsprechend generierte Opel 27.951 Views pro Video 2014.
O2
6511 Youtube-Nutzer haben den Kanal von O2 abonniert. 204 Videos finden sie dort, die insgesamt 6,7 Millionen Mal angeschaut wurden. Die Hälfte der Videos – 104 – hat O2 im vergangenen Jahr hochgeladen. In diesem Zeitraum generierte O2 5,7 Millionen Views – was im Schnitt pro Video 27.965 Views macht.
Rewe
Der Kanal der Supermarktkette Rewe abonnierten 2747 Nutzern. Insgesamt befinden sich dort 91 Videos, die fast zehn Millionen Mal abgespielt worden. 48 Videos davon wurden im Vorjahr hochgeladen. Rewe generierte 2014 5,8 Millionen Views – und damit pro Video 64.044 Views.
Hugo Boss
25.000 Youtube-Nutzer haben den Kanal des Modelabels Hugo Boss abonniert. Die 94 Videos dort generierten über elf Millionen Views. Hugo Boss hat 37 Video 2014 hochgeladen und fast elf Millionen Views in diesem Zeitraum generiert. 116.000 Mal wurden die Videos im Schnitt im Vorjahr betrachtet.
Edeka
Supergeil! Edeka betreibt den zweiterfolgreichsten Youtube-Kanal Deutschlands. 30.000 Abonnenten haben sich die mittlerweile 106 Videos über 47 Millionen Mal angeschaut. Alleine 13 Millionen Views davon entfallen auf den Werbe-Hit von Friedrich Liechtenstein. 2014 lud die Supermarktkette 43 Videos hoch und generierte mit 46 Millionen Views fast die Gesamtzahl. Im Schnitt wurden die Videos im Vorjahr 437.511 Mal betrachtet.
Procter & Gamble
Procter & Gamble hat den erfolgreichsten Youtube-Kanal Deutschlands – und das obwohl der Konsumgüter-Konzern nur 3313 Abonnenten hat. Die 11 Videos, die sich auf dem Kanal finden, wurden 13 Millionen Mal geklickt. Neun davon wurden 2014 hochgeladen. In diesem Zeitraum generierte P&G pro Video 873.187 Views.
Dazu kommt der Personalaufwand. Auch wenn Software eingesetzt wird, die automatisch etwa Erotik- oder Terrorvideos ausfindig macht und sperrt – es braucht nach wie vor Menschen, die viel von diesem Material sichten und Nutzerhinweisen nachgehen.
Weiter investiert Google viel Geld in Innovationen, die Youtube entwickelt. Beispielsweise die Content-ID: Wenn ein Nutzer Musik in seine Videos einbindet, so erkennt Youtube das Lied, auch wenn der Nutzer es nicht benannt hat. In allen Ländern, in denen Youtube Verträge mit Verwertungsgesellschaften abgeschlossen hat – Deutschland und die GEMA sind hier eine Ausnahme – wird automatisiert abgerechnet und der Interpret erhält Geld.