Zukunft von AOL Wie der Internet-Dino sich neu erfindet

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Verizon-Deal bringt Netzwerk und Geld

Ein weiterer Baustein, der AOL helfen soll: der Verizon-Deal. Der US-Mobilfunkriese Verizon gab im Mai Kauf des Online-Pioniers für rund 4,4 Milliarden Dollar bekannt, im Sommer ging das Geschäft dann über die Bühne. Verizon zeigte damit seine Ambitionen für das mobile Video- und Werbegeschäft: „Wir dachten an einem Punkt, dass wir all dieses Öl im Boden besitzen, aber keine Bohranlage haben, um es hervor zu holen. AOL mit seinen Tech-Werbe-Know-How ist diese Bohranlage“, beschreibt Marni Walden, Vizepräsidentin der Produktinnovationen bei Verizon, die Motivation zum Kauf.



Für AOL bringt der Aufkauf durch Verizon Netzwerk, Geld und vor allem Beschleunigung beim Umbau: „Es würde AOL auch absolut ohne Verizon geben und unsere Marktposition wäre wohl auch die gleiche“, schätzt AOL-Präsident Lord, „aber mit Verizon können wir unsere Strategie schneller vorantreiben.“

Microsoft-Deal bringt notwendige Reichweite

Eine weitere Partnerschaft kommt zum Jahreswechsel. Ab dem 1. Januar 2016 wird AOL zehn Jahre lang die Microsoft-Suchmaschine Bing nutzen. Dafür bekommt AOL das Werbegeschäft bei Microsoft. Ab nächstem Jahr ist AOL somit für alle Anzeigen auf den Microsoft-Portalen zuständig. Das bedeutet Anzeigenverkauf für Outlook Mail, Skype, MSN und Xbox – sowohl Websites als auch Apps. „AOL ist dafür zuständig sämtliche Werbeinhalte auf Mircosoft-Plattformen zu verkaufen“, beschreibt es AOL-Präsident Lord.

Es geht um Display-, Mobile- und Video-Anzeigen von Microsoft in neun Ländern. Darunter gewinnträchtige Märkte wie USA, Kanada, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien und Japan. Für AOL ein Milliardengeschäft. „Es gibt uns die drittgrößte Reichweite unter den Digital Players“, sagt Lord: „Als Markenwerber muss ich dann nicht mehr zu Google, Facebook, Microsoft, AOL und Yahoo gehen, um meine Marke zu platzieren. Es wird so sein, dass man künftig zu Google, Facebook und AOL geht.“

Mit Microsoft-Marken wie Outlook, Skype und Xbox kann sich AOL zudem weiter als zielgruppenspezifische Werbeplattform profilieren. „Es ermöglicht uns zum Beispiel Skype und Xbox mit der Huffington Post oder TechCrunch zu verknüpfen“, sagt Lord.

Zurück auf die große (Werbe-)Bühne

„Den Fußabdruck vergrößern“, nennt es Analystin Fisher. „Mit Microsofts Werbesparte kann AOL seinen Werbekunden ein erstklassiges Portfolio anbieten, durch das ihre Werbung auf verschiedenen Plattformen platziert wird und eine viel größere Reichweite erhält.“


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Mobil noch ein David, insgesamt bald ein Goliath

Die Analysten von eMarketer deuten AOLs Zukäufe und Deals so, dass der einstige Internet-Dino dieses Jahr rund 0,7 Prozent des weltweiten digitalen Werbemarkts für sich gewinnen kann. Google dürfte auf über 30 und Facebook auf knapp unter zehn Prozent kommen. Durch die geschickten Schachzüge mit Verizon, Microsoft und Millennial Media wird erwartet, dass AOL seinen Marktanteil beim mobilen Werbegeschäft schon im nächsten Jahr von weniger als einem Prozent schon bald mehr als verdoppeln wird und dann weiter große Schritte macht.

Von seiner Position unter den Top Fünf beim Online-Werbegeschäft dürfte AOL schnell nach oben rücken. „Es ist sicher möglich. Fünf Jahre sind viel in dieser Branche, und AOL hat viele richtige Dinge ins Rennen geworfen“, sagt Fisher. „Da ist viel dabei, dass AOL sicher an die Spitze bringen kann.“

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