Zukunftsstrategie Microsoft setzt auf Quanten-Computer

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Quantencomputer sind Einhörner der Tech-Branche


Quantencomputer sind seit Jahren die Einhörner der Technologie-Branche. Sie arbeiten nicht mehr mit Transistoren, sondern Quantengittern, die mehrere Zustände gleichzeitig annehmen können. Die Quantenphysik ist seit gut einhundert Jahren bekannt, aber in den vergangenen 20 Jahren wurden radikale Fortschritte in der Nutzung erzielt. Heutige digitale Rechner kennen die Zustände Null oder Eins, Quantenrechner können Null und Eins aber auch gleichzeitig annehmen. Das erhöht die mögliche Rechenleistung gewaltig.
Quanten-Rechner können, zumindest theoretisch, Aufgaben in Sekunden lösen, die heutige Rechner in Millionen von Jahren nicht abarbeiten können. Selbst die sicherste Daten-Verschlüsselung der Welt wäre in einem Augenzwinkern geknackt. Quantencomputer könnten Krankheiten wie Krebs heilbar machen oder die Klima- und Erdbebenforschung in ungeahnte Höhen katapultieren.
Nadella will jetzt das Henne-und-Ei-Problem dieser Zukunftstechnik lösen. Er erschafft eine neue Programmiersprache für einen Rechner, der praktisch derzeit nicht existiert. Nur in Forschungslaboren von Universitäten, Microsoft, Google, IBM oder D-Wave beispielsweise gibt es Prototypen, die heruntergekühlt auf minus 459 Grad Fahrenheit nahe am absoluten Temperaturminus arbeiten und noch unter Beweis stellen müssen, dass sie der aktuellen Technik wirklich dermaßen überlegen sind.

So stellt sich Microsoft das Büro der Zukunft vor
Team-Bereich-Share-and-Discuss Quelle: dpa
Sabine-Bendiek Quelle: dpa
Think-Workspace Quelle: dpa
Think-Workspace Quelle: Presse
Neue Arbeitsmodelle Quelle: dpa
Share-&-Discuss-Workspace Quelle: Presse
Disziplin ist gefragtDas flexible Arbeiten ohne feste Zeiten, Orte und Überstundenerfassung verlange allerdings auch viel Disziplin, räumt sie ein. So müssen die Mitarbeiter nach arbeitsintensiven Phasen selbst für ihren Freizeitausgleich sorgen. Und wenn Bendiek etwa am Wochenende Mails verschickt, die nicht brandeilig sind, schreibt sie möglichst gleich in den Betreff, dass sie erst am Montag dazu eine Rückmeldung braucht. Quelle: dpa

Doch Namen wie Google oder IBM lassen bei Nadella alle Alarmglocken läuten. Microsoft soll nach dem Willen von Nadella aus dem Stand bereit sein, wenn es solche Computer gibt – zum Beispiel hergestellt von Microsoft, wo einige der fähigsten Quanten-Spezialisten der Welt an einem eigenen Quantenrechner arbeiten. Dafür gibt es noch keinen Zeitplan. Doch bis dahin ermöglicht Nadella den Entwicklern in Softwarehäusern und Unternehmen auf einem „Quanten-Simulator“ in der hauseigenen Cloud „Azure“ zu arbeiten. 32 GB-Speicher braucht es, um ein „Qubit“ zu simulieren, die kleineste Recheneinheit. Bis zu 40 Qubits unterstützt der Simulator. Zum Vergleich: IBMs Quantenrechner arbeitet derzeit mit fünf Qubits.
Quantencomputer wären aus heutiger Sicht der ultimative Endpunkt der heißesten Wetten in der Technologiewelt: Künstliche Intelligenz, „gemischte Realität“ (auch „augmented Realität“ genannt), und Cloudcomputing basierend auf einem Quantenrechner mit unendlicher Geschwindigkeit. Eine Vorstellung, die wirklich nicht weniger ist als weltverändernd. Oder, wie Nadella in seinem neuen Buch „Hit Refresh“, das heute in den USA erscheint, schreibt: „Mixed Reality, künstliche Intelligenz und Quanten-Computer scheinen heute getrennte Aufgaben zu sein. Aber sie werden zusammenkommen. Darauf wetten wir. Ein Technologieunternehmen, das Trends wie solche mehrmals verpasst, wird unvermeidbar scheitern.“

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