Zweite Pleite in Deutschland Glasfaser Direkt beantragt Insolvenz

Nach Hello Fiber hat jetzt auch die Glasfaser Direkt einen Insolvenzantrag gestellt. Hinter beiden Glasfaser-Ausbauern standen Kapitalversprechen von ausländischen Investoren, die diese aber zurückgenommen hatten.

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Der britische Investor John Laing zieht sich aus dem Glasfaserausbau in Deutschland zurück. Deshalb hat der Kölner Breitbandausbauer Glasfaser Direkt die Insolvenz beantragt. Über ihn wollte der Infrastrukturinvestor, der seit 2021 zum amerikanischen Private Equity-Konzern KKR gehört, ursprünglich eine Milliarde  Euro in den deutschen Glasfaserausbau investieren. Unter der Ägide des Insolvenzverwalters Mark Boddenberg aus der Kölner Kanzlei Eckert sucht Glasfaser Direkt jetzt einen neuen Finanzier: „Wir haben den Freiraum geschaffen, unsere Ausbauprojekte mit einem anderen Investor weiterzuführen und wachsen zu lassen“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens und erklärte: „Wir führen den Geschäftsbetrieb fort.“ 60 fest angestellte Mitarbeiter bleiben an Bord. 17 Mitarbeiter in Probezeit werden allerdings nicht übernommen.

Glasfaserausbau weniger attraktiv

Die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit höheren Kapitalmarktzinsen und verteuerten Baukosten lassen eine Reihe von Finanzinvestoren ihre Engagements im Glasfaserausbau in Deutschland überdenken. Vor einem Monat hatte sich bereits die von Kabelnetzkenner John Malone betriebene Liberty Global dazu entschieden, die unter der Marke Hello Fiber gebündelten deutschen Aktivitäten einzustellen. Auch sie meldete Konkurs an.

Glasfaser Direkt hat 25.000 Haushalte in der Eifel und im bayerischen Raum mit Glasfaser versorgt und baut aktuell in den bayerischen Gemeinden Ammerthal und Schnaittenbach ein Glasfasernetz. Das Unternehmen vermarket ihr Netz zudem in 18 weiteren Orten, darunter Euskirchen und Grafenwöhr.

Die Tochter Eifel-Net war schon durch Rechtsstreitigkeiten mit Gemeinden aufgefallen. So hatte sie 2022 ihren Kunden in Winzerhausen in der Region Stuttgart zum August gekündigt, wurde dann aber per Gericht gezwungen, sich an die jeweiligen Vertragslaufzeiten zu halten. In der Region Bitburg-Prüm hatte  Eifel-Net durch eine Klage zwei Jahre lang den öffentlich geförderten Glasfaserausbau durch die Deutsche Telekom in sieben Gemeinden verzögert, der sie „Wettbewerbsverzerrung“ vorwarf.

Lesen Sie auch: Wie die Deutsche Telekom die Glasfaserpläne der Bundesregierung ins Wanken bringt

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