Jamie Dimon JP Morgan-Chef hebt eigenhändig den Mindestlohn

Der Chef von JP Morgan kündigt den untersten Bankmitarbeitern vollmundig Gehaltserhöhungen an – in der „New York Times“. Dort erläutert er, warum genau das der richtige Schritt für amerikanische Unternehmen ist.

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Von wegen Boni für Investmentbanking-Koryphäen: JP Morgan-Chef Jamie Dimon knöpft sich die Geringverdiener in seiner Firma vor. Quelle: Reuters

New York Das hätten wir auch gerne einmal: eine saftige Gehaltserhöhung, die in der Zeitung angekündigt wird. Jamie Dimon, Chef der US-Bank JP Morgan, hat einen ungewöhnlichen Gastbeitrag für die „New York Times“ geschrieben.

Darin kündigt er an, für Tausende seiner Mitarbeiter die Löhne zu erhöhen. Die Boni von hoch bezahlten und begehrten Investment-Bankern hat er allerdings nicht im Sinn.

Stattdessen schreibt Dimon über 18.000 Angestellte in seiner Bank, die zum Mindestlohn arbeiten, darunter viele Mitarbeiter im Kundenservice. Deren Mindestlohn liegt zurzeit bei 10,15 Dollar pro Stunde. Damit befindet er sich über dem US-weit geltenden Satz von 7,20 Dollar, aber unter einigen regionalen Mindestlöhnen.

In den nächsten drei Jahren sollen diese Vergütungen bei JP Morgan auf 12 bis 16,50 Dollar ansteigen. Außerdem verweist Dimon darauf, dass die Beiträge zur Kranken- und Rentenversicherung für Banker in diesem niedrigen Lohnbereich jährlich rund 11.000 Dollar ausmachen.

Der Gastbeitrag liest sich zu einem guten Teil, als sei er aus der Feder eines Gewerkschafters geflossen: „Lohn-Stagnation. Einkommens-Ungleichheit. Bildungsmangel. Unzureichende Weiterbildung. Probleme wie diese haben dazu geführt, dass rund zwei Drittel aller Amerikaner glauben, der nächsten Generation werde es schlechter gehen als ihnen selbst.“

Mit diesen Sätzen leitet Dimon den Text ein. Später fallen dann Formulierungen wie: „Eine Gehaltserhöhung ist das, was jetzt passieren muss. Für viele Amerikaner hat sich bei den Bezügen für eine lange Zeit nichts getan.“ Außerdem fordert Dimon von Unternehmen, die kontinuierliche Weiterbildung ihrer Leute zu fördern.

Gegen Ende sprüht der Beitrag dann auf einmal vor Optimismus: „Amerikaner gehören zu den unternehmerischsten und innovativsten Leuten weltweit, von denen, die zu Einstiegslöhnen in Fabriken arbeiten, bis hin zu Bill Gates.“ Alles wird gut, wie in Hollywood.

Was hat den weltweit bekannten Bankchef zu dieser öffentlichen Ankündigung getrieben? Will er erklären, dass nicht alle Banker Millionäre sind? Dass Banken auch ein Herz für Leute mit wenig Geld in der Tasche haben? Dass Amerika wieder großartig werden kann, ohne dafür einen Donald Trump zu brauchen? Vielleicht all dies zusammen.

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