Japan Shimano bricht alle Rekorde

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Shimano-Marketing-Chef Masahiko Jimbo Quelle: Robert Gilhooly für WirtschaftsWoche

Die marktbeherrschende Akzeptanz haben sich die Japaner hart erarbeitet. Noch bis in die Achtzigerjahre war es beim Fahrrad wie beim Auto: für die Komponenten interessierten sich höchstens Spezialisten. Die Bremsen, Pedale, Zahnräder, Naben und Schaltungen stammten zumeist von verschiedenen Herstellern. Diesem Sammelsurium bereitete Shimano schrittweise ein Ende, indem das Unternehmen aus den Einzelteilen zusammenhängende Komponentensysteme schmiedete, die sogenannte Gruppe. Damit legten die Japaner den Grundstein zu ihrem künftigen Erfolg. Denn mit dem fein abgestimmten Komponentensystem beendeten sie nicht nur die unseligen Zeiten, in denen Komponenten unterschiedlicher Herseller mehr oder weniger exakt zueinander passten und Radfahrer wie Monteure nervten.

Für Shimano hatte die Strategie einen herausragenden zweiten Effekt. War die Gruppe aus einem Guss erst einmal montiert, passten fremde Teile nicht mehr so richtig dazwischen – eine Marktzutrittsbarriere für die bisherigen Teileproduzenten. Nur wer wie die italienische Edelkomponentenschmiede Campagnolo ebenfalls den Schritt in die Gruppentechnologie wagte, konnte streckenweise mithalten.

Schon jetzt dominiert Shimano mit einem Marktanteil von 80 Prozent den weltweiten Markt für Fahrradkomponenten derart, dass die Stellung mit Microsoft verglichen wird. Shimano behandle manche Fahrradproduzenten ähnlich arrogant wie der Softwareriese aus den USA, sagen Kritiker. Manche Komponenten gebe es nur en bloc zu kaufen. Sei ein Einzelteil defekt, müsste gleich das ganze System ausgetauscht werden. Zugleich schlachte Shimano seine Marktposition aus. Teure neue Komponentengruppen würden sich häufig nur durch aufwendigeres Design und unnötige Extras von vergleichbaren Varianten im mittleren Preissegment unterscheiden, beschweren sich immer mehr Fahrradfans in Internet-Foren. Shimano bestreitet solche Vorwürfe vehement. „Wir zwingen doch keinen, unsere Systeme zu verwenden“, sagt Finanzchef Yoshihiro Hirata. „Unsere Komponenten sind fast alle kompatibel“, versichert auch Europa-Manager Frank Peiffer. „Die Kunden können ganze Pakete kaufen oder einzelne Teile auswählen.“

Nicht ausdrücklich dementieren wollen die Shimano-Leute jedoch ihr geheimbündlerisches Selbstverständnis, dem sie zu einem guten Teil ihren Aufstieg vom einstigen Zahnradhersteller zum Champion der Fahrradkomponenten verdanken. Bis heute zählt Verschwiegenheit zur Unternehmenskultur wie der Lenker zum Fahrrad. Die Werkshallen, vor denen die Fahnen mit einem etwas verblassten Firmenlogo und dem orangefarbenen Slogan „Team Shimano“ wehen, sind für Fotografen gänzlich und für die meisten Betriebsfremden weitgehend geschlossen. Eine Besichtigungserlaubnis gibt es nur selten und wenn, dann geht es im Zickzackkurs durch die Produktion, der die Besucher mehr verwirrt als ihm ein Bild von den Abläufen zu ermöglichen.

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