Japanische Getränke-Riesen Fusion von Kirin und Suntory geplatzt

Die geplante Fusion der beiden führenden japanischen Getränkekonzerne Kirin und Suntory ist geplatzt. Nach monatelangen Verhandlungen erklärten die beiden Unternehmen am Montag ihre Gespräche für gescheitert.

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Kirin und Suntory werden nicht zusammengehen. Quelle: Reuters Quelle: handelsblatt.com

TOKIO. Die Fusion zweier japanischer Getränkehersteller zur weltweiten Nummer eins ist gescheitert. Der Chef der Großbrauerei Kirin beendete die Verhandlungen gestern ergebnislos, nachdem Suntory nicht von seinen Preisvorstellungen für die eigenen Aktien und der Forderung nach einer Sperrminorität abgerückt war.

Es habe noch weitere Gründe für das Ende des Projekts gegeben, deutete Kazuyasu Kato, Präsident von Kirin Holdings, am Montag in Tokio an. Auf Details ging er nicht ein. Das angestrebte Tauschverhältnis der Aktien hätte Suntory nach dem Kurs von gestern mit 7,3 Mrd. Euro bewertet. Suntory selbst ist nicht börsennotiert und erst seit dem vergangenen Jahr eine Aktiengesellschaft.

Die beiden Firmen strebten statt der Fusion nun eine "tiefgehende Kooperation" an, sagte Kato. "Wir können dadurch stark zum Nutzen unserer Aktionäre und Kunden beitragen." Doch gerade die Aktionäre hatten sich bereits auf einen noch viel größeren Nutzen durch eine erfolgreiche Fusion gefreut. "Die japanische Nahrungsmittelindustrie muss aus ihrer Abhängigkeit vom Binnenmarkt herauswachsen", sagt Martin Tonko vom Tokioter Büro der Strategieberatung Roland Berger. In Japan sinke der Absatz der Branche wegen der Alterung der Bevölkerung bereits seit 1998 stetig. Der einzige praktische Ausweg seien Fusionen, über die sich die Kostenbasis verbessern lasse. Gerade Kirin und Suntory hätten durch die Verschmelzung auch die nötige Größe für eine Expansion im Ausland erhalten.

Tatsächlich hätten Kirin und Suntory in ihrem globalen Geschäft selbst den US-Softdrinkhersteller Coca-Cola und das belgisch-brasilianische Bierkonglomerat Inbev übertroffen. Der Umsatz hätte etwa 35 Mrd. Euro erreicht. Die beiden Unternehmen hätten sich gut ergänzt: Suntory keltert auch Wein, während bei Kirin die Brausparte im Vordergrund steht. Andererseits hätten sich bei den Softdrinks durch gemeinsame Produktion erhebliche Kosten einsparen lassen.

Das Scheitern der Traumhochzeit Kirin-Suntory gilt nun als Beispiel für die Probleme, mit denen Japans Industrie bei ihrer überfälligen Konsolidierung kämpft. Japans Getränkeunternehmen meiden Zusammenschlüsse, da sie Fabriken dichtmachten und Mitarbeiter einsparen müssten, um etwas davon zu haben. Das kommt jedoch im harmoniebedürftigen Nippon besonders schlecht an.

Im aktuellen Fall dürften jedoch die Forderungen der Suntory-Besitzer den Ausschlag für den Rückzug Kirins gegeben haben. Noch Ende vergangenen Jahres sah es so aus, als seien sich die beiden Firmen nach einem knappen halben Jahr der Gespräche einig. Doch seitdem blieb Suntory hart, was den Kaufpreis und die künftige Rolle der Anteilseigner beim Geschäft des fusionierten Unternehmens anging.

Fusion bedrohte Tradition

Suntory zeichnete sich schon seit der Gründung im Jahr 1899 durch eine individualistische Tradition aus. Der Name leitet sich von den drei Gründern ab, den drei Gebrüdern (japanisch "san") Torii. Das Geschäft mit Importweinen und einheimischem Whisky lief immer hervorragend, und das Unternehmen war stolz darauf, sich von der Börse fernzuhalten. Seit den 50er-Jahren machte beispielsweise die Biersparte Verlust, doch die Getränkemanager durften hartnäckig solange mit Geschmäckern und Designs experimentieren, bis das 1989 eingeführte "Premium Malts" in den vergangenen Jahren endlich Ertrag abwarf. Japanische Wirtschaftsmedien werfen Suntory nun jedoch mangelnde Flexibilität vor.

Die Suntory-Inhaber hatten mindestens 33,4 Prozent an dem Fusionsunternehmen verlangt, was ihnen in Japan eine Sperrminorität gesichert hätte. Kirin fühlte sich dadurch zu sehr in seiner Freiheit eingeschränkt. "Er wäre schwer geworden, ein neues Unternehmen zu schaffen, da es unterschiedliche Ansichten über mehrere Fragen gab, darunter das Verhältnis des Aktientauschs", teilte Suntory mit.

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