Johann Priemeier im Interview "Weitgehend führungslos"

Johann Priemeier, der Mitgründer und Großaktionär der Bio-Kette Basic, wirft dem Vorstand Fehlentscheidungen vor.

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WirtschaftsWoche: Herr Priemeier, die Bio-Kette Basic, bei der Sie rund 20 Prozent der Anteile halten, feiert gerade ihr zehnjähriges Bestehen. Wird die Firma das elfte Jahr noch überleben?

Priemeier: Aber natürlich.

Was macht Sie da so sicher? Der Umsatz geht zurück, Basic-Chef Josef Spanrunft hat Entlassungen angekündigt und will mit Lieferanten über neue Zahlungsziele reden.

Basic ist trotz aller Schwierigkeiten im Grunde immer noch ein gutes Unternehmen. Und die Probleme sind lösbar. Ob allerdings die Entlassung von Mitarbeitern oder die Verhandlung von Zahlungszielen dabei helfen, wage ich zu bezweifeln. Jetzt kommt es darauf an, dass die Führungsspitze wieder vernünftige Entscheidungen trifft.

Vorstandschef Spanrunft argumentiert, dass der Gesamtmarkt schwieriger geworden ist.

Dass es nicht leichter wird, Bio-Ware zu verkaufen, ist sicherlich richtig. Aber so wie es jetzt bei Basic läuft, kann das Geschäft selbst dann nicht funktionieren, wenn der Markt boomt. Inzwischen scheint Basic eine Firma zu sein, die weitgehend führungslos ist. Und das ausgerechnet in einer Phase, in der das Unternehmen vor allem eine klare Linie braucht.

Machen Sie es sich da nicht zu einfach? Ein Teil der Krise dürfte auch auf Ihr Konto gehen, schließlich waren Sie als Finanzvorstand verantwortlich für den Einstieg der Schwarz-Gruppe, zu der der umstrittene Discounter Lidl gehört.

Zu meiner Zeit war Basic ein blühendes Unternehmen.

Das meinen Sie nicht ernst. Nach dem Lidl-Einstieg kam es zu einem Kundenboykott, der dazu führte, dass sich die Schwarz-Gruppe aus dem Aktionärskreis zurückzog.

Die Entscheidungen, die ich in Sachen Schwarz-Einstieg getroffen habe, waren absolut richtig und auf die Zukunft ausgerichtet. Vielleicht kam das Ganze einen Tick zu früh – aber die Zusammenschlüsse zwischen konventionellen Händlern und Bio-Märkten gibt es heute an jeder Ecke. Und das, was jetzt bei Basic passiert, zeigt ja, dass wir einen finanzstarken Partner gebraucht hätten.

Statt den zu suchen, hat eine Schlammschlacht eingesetzt. Sie wurden als Finanzvorstand rausgeworfen und erhielten Hausverbot, zudem hat der Vorstand Sie verklagt.

Wir haben uns darauf verständigt, dass die Vorwürfe nicht wiederholt werden. Das heißt: Das Hausverbot und die Klagen sind weg.

Stimmen Sie beim Aktionärstreffen im August für die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat?

Das wird sich zeigen. In jedem Fall werde ich die Hauptversammlung nutzen, um ein paar drängende Fragen zur Lage von Basic zu stellen.

Fragen allein helfen nicht, was muss anders gemacht werden?

Es gibt keine einzelne Stellschraube, sondern viele kleine Maßnahmen – von neuen Kooperationspartnern bis hin zur Nutzung von Einsparpotenzialen.

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