Kärcher-Chef Jenner Irreführende Behauptungen der Konkurrenz

Reinigungsmittel ja oder nein? Die Hersteller von Reinigungsmaschinen, Kärcher und Tennant, streiten sich nun vor Gericht. ob bloßes Wasser zum Reinigen ausreicht. Kärcher-Chef Hartmut Jenner über irreführende Behauptungen.

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Kärcher-Chef Hartmut Jenner Quelle: dpa, Harry Melchert

WirtschaftsWoche: Herr Jenner, sind Sie ein schlechter Verlierer?

Hartmut Jenner: Nein, wieso?

Weil Sie Ihrem Wettberber Tennant die Behauptung verbieten lassen wollen, dass seine sogenannte ec-H20-Technologie den Zusatz von Reinigungsmittel überflüssig mache. Warum regeln Sie das nicht über den Markt?

Die Behauptungen von Tennant sind schlicht irreführend. Die sogenannte ec-H20-Technologie zerlegt zwar in einer Elektrolysezelle mit Sauerstoff angereichertes Wasser in alkalische und saure Bestandteile. Allerdings ist das kein stabiler Prozess. Innerhalb von Nanosekunden wird aus dem ionisierten Wasser wieder normales Wasser. Das, was zur Reinigung auf die zu putzende Fläche kommt, reinigt nicht besser als normales Leitungswasser und nicht, wie Tennant behauptet, wie ein kräftiges Reinigungsmittel.

Aber die Tennant-Maschinen reinigen doch? Sonst würden die Kunden sich doch massenweise beklagen.

Wir bestreiten nicht, dass reines Wasser ein hervorragendes Reinigungsmittel ist. Wir empfehlen unseren Kunden sogar, für bestimmte Anwendungen nur Wasser zu verwenden. Aber wenn es beispielsweise um fettige Verschmutzungen geht, stoßen Sie mit Wasser schnell an Grenzen. Dann brauchen Sie zusätzlich Tenside, also Entspannungsmittel wie sie jeder vom häuslichen Spülen oder Putzen kennt.

Der Ankläger

Dann ist das pure Esoterik, was Tennant mit der ec-H20-Technologie anbietet?

Das soeben von Ihnen verwendete Wort werden Sie von mir in diesem Zusammenhang nicht hören.

Weil Ihre Anwälte Ihnen empfohlen haben, das Wort Esoterik zu meiden?

So ist es.

Was wollen Sie mit der Klage erreichen?

Vor allem die Unterlassung der erwähnten Falschbehauptungen. Aber es geht uns um mehr. Als Marktführer fürchten wir um das Image der gesamten Branche, wenn solche Aussagen unwidersprochen bleiben. Und es geht auch um Fairness gegenüber dem Kunden. Es gibt ja nicht so etwas wie einen TÜV für die Wirksamkeit von Reinigungsmaschinen. Die Kunden müssen sich auf die Aussagen der Anbieter verlassen können.

Haben Sie wegen der Tennant-Kampagne Marktanteile verloren?

Nein, wir hatten im vergangenen Jahr im Gesamtkonzern das beste Jahr unserer Geschichte und haben in dem Segment, in dem Tennant die ec-H20-Technologie anbietet, also bei den Scheuersaugmaschinen, über 20 Prozent zugelegt.

Bis wann erwarten Sie eine Entscheidung?

Das kann bis zum nächsten Jahr dauern. Geklagt haben wir zunächst in Belgien, weil Antwerpen der Europasitz von Tennant ist und in unserem eigenen Stammland Deutschland. Zusätzlich haben wir in Großbritannien die Behörden aufgefordert, gegen die irreführenden Aussagen vorzugehen. In Großbritannien gibt es für solche Fälle keine zivilrechtlichen Klagemöglichkeiten. Maßnahmen in anderen Ländern, auch in den Vereinigten Staaten, behalten wir uns vor.

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