Kaffeefilter-Hersteller Melitta: Wie sich ein Unternehmen mit Allerweltsware durch die Krise schlägt

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Gemeinsam entrümpeln die drei Brüder den Gemischtwarenladen wieder. Übrig bleiben die Filtertüten, das Röstkaffeegeschäft in Europa, Brasilien und den USA, die Kaffeemaschinen sowie das Geschäft mit den Marken Swirl und Toppits – kurzum: die Geschäftsfelder der Vorfahren. Große Würfe wie zu deren Zeiten wurden Mangelware oder scheiterten. Wie schwer sich die Enkelgeneration mit ihrem Erbe tut, zeigte der misslungene Einstieg in das Geschäft mit Kaffeebrühsystemen unter dem Namen My Cup. Mehr als zwei Jahre planten und tüftelten die Melitta-Leute. Erst Ende 2004, als Philips mit seinem Senseo-System bereits den Markt dominierte, ging auch Melitta an den Start – allerdings ohne viel Werbung zu betreiben und mit doppelt so teuren Maschinen. Zum Ärger vieler Kunden konnte My Cup ausschließlich mit Melitta-Pads bestückt werden, die aber im Handel kaum zu finden waren. Melitta musste die Preise senken, trotzdem blieb My Cup ein Ladenhüter. Im Sommer 2006 wurde das Projekt abgebrochen. Stephan und Thomas Bentz freuen sich deshalb schon über kleine Erfolge: zum Beispiel über den Verkauf von rund 6.000 Kaffeeautomaten für die Kaffeekette McCafe von McDonald’s in den USA oder den renommierten Red-Dot-Designpreis für die neue Melitta-Filterkaffeemaschine Stage.

Ein Generationswechsel steht an

Nur beim Generationswechsel, da ist die Familie Bentz ihrer Zeit voraus. Ab Mitte 2013 soll es Jero Bentz an der Konzernspitze richten, der Sohn des ältesten Bentz-Bruders Jörg. Der 36-Jährige, der in Würzburg und Koblenz Betriebswirtschaft studierte, war bereits Senior Consultant bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers und sammelte Berufserfahrung bei der Dresdner Bank, Dr. Oetker und in Unternehmen der Melitta-Gruppe. Heute ist Jero geschäftsführender Gesellschafter der kleinen Marketing- und Werbeagentur Hofmann in Konstanz am Bodensee, die vor allem mittelständische Unternehmen zu ihren Kunden zählt.

Wenn Jero Bentz im kommenden Jahr seine dreijährige Einarbeitungszeit antritt, wird er auf die größte Neuerung bei Melitta überhaupt treffen: auf Volker Stühmeier. Der 48-Jährige wird 2010 seinen Dienst antreten – als erstes familienfremdes Mitglied in der Geschäftsführung.

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