Ähnlich ist es mit den seltsamen Regeln, daß angeblich zu Ostern oder Weihnachten oder Sonntags beziehungsweise zu Wochenende der Sprit teurer ist. Das ist eher die Geschichte vom Weihnachtsmann oder Osterhasen, die so entstehen, daß man fünf Tage sich was anschaut und dann am sechsten Tag glaubt, man hat die Welt verstanden.
Oligopoltheorie
Die Preisstruktur im Benzin- und Dieselmarkt ist schon was komplexer. Um die zu erklären – und dann auch zu prognostizieren - braucht man ein ökonomische Theorie, genauer gesagt, die Theorie über Oligopole, die das Preisverhalten in Oligopolen erklärt. Oligopole sind fragile Konstrukte und Gleichgewichtssituationen kommen schnell aus dem Lot. Wenn ein Oligopolist den Preis senkt, um seinen Marktanteil zu erhöhen, um den Wettbewerber aus dem Markt zu drängen, reagiert der Wettbewerber in der Regel sofort. Der Erfolg ist damit eher negativ, denn der Oligopolist hat dann dazu beigetragen, daß sein Marktanteil gleich bleibt, aber sein Gewinn sinkt. Also verhält sich der Oligopolist eher vorsichtig und zettelt keinen Preiskrieg an. Bei Preiskriegen verlieren Oligopolisten.
Oligopole lassen sich Zeit mit Preissenkungen
Genau deshalb haben wir ein asymmetrischen Preisverhalten im Benzin- und Dieselmarkt. Wenn die Kosten sinken, etwa weil der Rohölpreis sinkt, dauert es ein paar Tage länger, bis die Benzinpreise ebenfalls sinken. Man wartet auf den Nachbarn, und wenn der nichts am Preis dreht, bleibt man besser ruhig. Diese zähe Reaktion ist seit langem im Tankstellenmarkt beobachtbar. Das hat nichts mit Freitag, Ostern oder Weihnachten zu tun, sondern mit dem Verhalten von Oligopolisten. Wer nur stur Preise beobachtet, bleibt damit auf dem Holzweg, wie etwa der ADAC, der schon neue ökonomische Gesetze am verkünden ist.