Kein Brimborium Statussymbole erleben ein Comeback

Vor allem der Dienstwagen und das Einzelbüro stehen bei Managern hoch im Kurs. Allerdings: Die Insignien des Erfolgs werden heute zurückhaltender präsentiert.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Alles Streben nach Macht, Glanz und Glorie verdichtet sich auf einen entscheidenden Moment in einer unscheinbaren Halle: die Schlange am Mietwagenschalter. Es ist ein ganz normaler Montagmorgen am Frankfurter Flughafen. Wer einen Anzug trägt, darf drängeln, legt Sorgenfalten auf die Stirn, murrt. Das gehört zum Ritus, man hat’s schließlich eilig. Termine warten nicht, Mitreisende schon mal eher. 

Alexander Faltin kennt das. Er arbeitet bei Sixt: „So geht das jeden Montagmorgen“, sagt er. Und er kennt die meist gleichen Fragen, nach einer Mercedes S-Klasse, einem 7er-BMW oder einem Audi A8, natürlich mit Navigation, mit Ledersitzen auch, vollklimatisiert sowieso. Man ist, was man fährt. Seit kurzem beobachtet Faltin jedoch eine Umkehr des Trends. „Immer öfter fragen Manager nach einem VW Golf oder Ford Mondeo.“ Verstohlen fragen sie, und erst wenn die Firmenlenker ihr Ansinnen begründen, hellt sich ihre Miene auf: ein Besuch beim Kunden, der sehen soll, dass auch sie sparen müssen. 

Das Auto ist nicht der einzige Spiegel der Managerseele und -hierarchie. Auch andere Erfolgsattribute stehen bei Führungskräften hoch im Kurs: das Einzelbüro, der Firmenparkplatz, die Senatorkarte der Lufthansa. Mehr noch: Symbole werden immer wichtiger. Galten sie in der Ära der New Economy noch als Relikte einer antiquierten Ordnung, so schlägt das Pendel nun zurück: Wo der moderne Manager einst im T-Shirt neben seinen Arbeitskumpeln im Großraumbüro an der Zukunft schraubte, sind Distanz, Hierarchie und Status wieder en vogue. 

Kein Brimborium

Das bestätigt auch eine Umfrage der WirtschaftsWoche unter mehreren internationalen Personalberatungen in Deutschland, die dafür mehr als 1550 Managerprofile auswerteten (siehe Tabelle Seite 114). Kernfrage: Welche Symbole genießen bei den Firmenkapitänen derzeit hohes Ansehen? Ergebnis: Der Dienstwagen steht bei allen Führungsebenen ganz oben auf dem Wunschzettel. Auch bei der Marke lässt sich eine klare Rangfolge ausmachen: Solide Klassik dominiert vor sportlicher Dynamik, ein Mercedes beeindruckt mehr als ein BMW, der wiederum höher angesehen ist als ein Audi. 

Gleich nach dem Dienstauto rangiert das Einzelbüro auf Platz zwei. Auch ihm prophezeien die Befragten steigenden Status. Wichtig sind den Bossen auch der schmucke Titel auf der Visitenkarte, eine Sekretärin und ein eigenes Spesenbudget. 

Trotz allen Statusdenkens: Besonders imposante Machtinsignien wie ein eigener Firmenjet, Dienstwohnungen oder Mitgliedschaften in noblen Clubs, tauchen auf den vorderen Rängen nicht mehr auf. Zum einen, weil sie ohnehin nur für eine sehr kleine Klientel infrage kommen. Zum anderen, weil sie kaum noch in die Zeit passen. Ausnahme: Bodyguards und eine gepanzerte Dienstlimousine. Hier zu Lande legen Vorstände zwar wenig Wert auf derlei Brimborium, im Ausland dafür umso mehr: Hier lagen die Schutzbeigaben sogar auf Platz zwei und drei. Grund: die gängigere internationale Praxis, etwa in den USA sowie das gesteigerte Sicherheitsbedürfnis, beispielsweise in Osteuropa oder Lateinamerika. Motto: Weil ich es meinem Unternehmen wert bin. 

Inhalt
  • Statussymbole erleben ein Comeback
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%