Kliniksaniererin Vor dieser Frau fürchten sich die Krankenhäuser

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Die Frau mit dem Hang zum pragmatischen Durchmarsch wirkt wach, warmherzig, nicht kantig. Ihr grüner Blazer mit einem Hauch von Trachtenlook zieht beim Gespräch dezent, aber wirkungsvoll die Aufmerksamkeit auf sie. Raum nimmt sie sich. An der Wiege hat der ehemaligen Realschülerin diese Karriere keiner gesungen: "Meine Mitschüler hätten das damals wohl nicht von mir gedacht", sagt sie lachend.

Damals wollte sie Rechtspflegerin werden. Weil sie keinen Ausbildungsplatz bekam, machte sie doch Abitur, um Biologin zu werden. Kurz vor Semesterbeginn entdeckte sie bei einem Job in einem Betrieb für Regelungstechnik aber ihr Herz fürs Kaufmännische. Nachdem sie ein BWL-Studium in dreieinhalb Jahren durchzog, heuerte sie beim Verband der privaten Krankenversicherungen an und später als Managerin in mehreren Krankenhäusern – Biologie und Betriebswirtschaft vereinten sich.

Taktik und Strategie

Manegold lebt zwei Karriere-Weisheiten. Erstens: Suche schnell Verbündete. Die Kärntner Regierung steht bislang hinter ihr, ihr Aufsichtsratschef stützt sie. Schlüsselstellen im Haus besetzt sie neu. Freunderlwirtschaft werfen Kritiker ihr deshalb vor. Dass sie gerade für den Jagdschein büffelt, dürfte ihr in der Kärntner Trachtenträger-Fraktion nicht schaden – der deutsche Entscheider golft gern, der österreichische pirscht sich an.

Weisheit Nummer zwei: Lerne so viel wie möglich von guten Leuten, gerne von Älteren. Das praktiziert Manegold seit ihrem Berufsstart und nutzt es in Kärnten. Österreichs ehemalige Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky lobt "Gehirn-Elastizität" als Manegolds größte Stärke.

560.000 Kärntner versorgt Manegolds Klinikgruppe

Was treibt die Ehrgeizige gerade an den Wörthersee? "Die Aufgabe ist sensationell. Die Kabeg bietet mit knapp 6600 Mitarbeitern die ganze Klaviatur vom kleinen übers große Akut-Haus bis zur Reha." Sie versorgen rund 560 000 Menschen. Da können deutsche Klinikkonzerne zwar mithalten, aber: "Die Position als Alleinvorstand gab es 2009 in Deutschland nicht."

Wenn sie den Gestaltungsspielraum hätte, was würde sie dann in Deutschlands rund 2000 Krankenhäusern mit knapp 18 Millionen Patienten ändern? Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: "Erstens: weg mit der Überbürokratisierung in den Kliniken. Die Ärzte sollten mehr mit Patienten statt mit Akten arbeiten. Das Abrechnungssystem in Deutschland ist überperfektioniert. Zweitens: Wir brauchen dringend mehr Männer in der Krankenpflege, so wie es immer mehr Frauen unter den Ärzten gibt. Drittens: eine stärker teamorientierte Arbeitsweise in den Kliniken forcieren. In kleinen Teams kann vielleicht nicht jeder alles 110-prozentig, aber alle fühlen sich verantwortlich, und das steigert die Qualität."

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